Kinder bauen sich gerne Orte, an denen sie ihre Fantastereien so gut wie möglich ausleben oder sich einfach nur zurückziehen können. War dieser Ort für Klein-Slaughtertrip unter anderem eine »Burg« aus Kissen, sind manche Kinder etwas ambitionierter, nehmen Hammer und Nägel in die Hände (oder sagen ihren Eltern, sie sollen Hammer und Nägel in die Hände nehmen) und bauen sich ein paar Meter über dem Boden ihre ganz eigene Zufluchtsstätte. Die Protagonisten
Jack und
Annie stoßen jedoch ganz durch Zufall auf eine solche, und diese besitzt magische Kräfte. – Wie gemacht für abenteuerlustige, kleine Knirpse!
Entsprechend der Zielgruppe ist die Handlung sehr einfach gestrickt. Das magische Baumhaus kann Jack und Annie durch Raum und Zeit transportieren. Mit dabei – wenn auch auf Umwegen – ist die pfiffige Mäuschen-Dame
Peanuts. In Wahrheit ist diese jedoch eine Magierin namens
Morgan le Fay, die vom langbärtigen Zauberer
Merlin – wie soll er auch sonst heißen? – in diese Gestalt verwandelt und ihrer magischen Kräfte beraubt wurde. Ganz zufällig – die junge Zielgruppe wird darüber wohl nicht lange bzw. gar nicht nachdenken – finden Jack und Annie gleich während ihres ersten Abenteuers ein Medaillon, welches das weitere Schicksal von Morgan zu einem Viertel bestimmen sollte. Zu einem Viertel deshalb, weil Morgan nämlich vier dieser Goldstücke braucht, um sich zurückverwandeln zu können. Das ist zumindest der Plan. Was genau das Einsammeln dieser Medaillons bewirkt, wird sehr kryptisch gehalten – es soll »ein Wunder« geschehen. Diese nebulös gehaltene Definition lässt viel Spielraum zu, sodass am Ende das Einsammeln der Medaillons vielleicht doch etwas ganz anderes bewirken könnte. Ob es also noch eine Überraschung geben wird?
Nein.
Jack spielt hier die Rolle des intelligenten, verantwortlichen und besorgten großen Bruders, während seine immer ins Abenteuer stürzen wollende Schwester Annie ein putziger, enthusiastischer Sonnenschein ist. Dieser kleine Wirbelwind strotzt nur so vor Energie und Tatendrang. Tiere freunden sich scheinbar von Natur aus mit ihr an. Selbst
Dinosaurier lassen sie auf ihren Rücken fliegen. Menschen – vor allem die fiesen Fieslinge, die fast jeder Film dieser Art braucht – lassen sich jedoch nicht so schnell von ihrer sympathischen Ausstrahlung um den Finger wickeln. Auf ihren Reisen springen die beiden von einem Abenteuer in das nächste, von einer Zeit in die nächste und von einem Ort zum nächsten – aber auch von einer Gefahr in die nächste. Ein bisschen Nervenkitzel muss sein; auch bei einem Kinderfilm.
Die Zeichnungen und Animationen sind sehr schlicht gehalten. Diese werden einen nicht seines Atems berauben – doch dies ist auch nicht die Intention des Films. Das Charakterdesign ist sympathisch und niedlich, was der Zielgruppe gefallen sollte. Bei den Actionszenen stößt der Anime hin und wieder an seine Grenzen. Wenn der Kopf eines Tyrannosaurus rex auf einmal genauso groß ist wie sein restlicher Körper, weiß ich nicht so recht, ob das noch bedrohlicher wirken sollte oder gar schon lächerlich aussieht. Visuell lässt sich der Anime wohl am besten in seinen ruhigen Momenten genießen.
Für ein älteres Publikum ist der Anime wohl etwas zu arm an Überraschungen, Wendungen oder innovativen Ideen, um einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu können. Ich würde hier zwar gerne eine Empfehlung für Kinder aussprechen, jedoch scheint es leider (noch) keine deutsche Veröffentlichung zu geben. Wenn man Lust hat, die Abenteuer zweier sympathischer Dreikäsehochs zu verfolgen, sind die 100 Minuten, welche man mit dem Ansehen dieses Films verbringt, keine verschwendete Zeit.
Eine kleine Liebesgeschichte gibt es übrigens auch – süß!
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