Dem Vorwurf, hier würde grundlos und in Abwesenheit jeglichen Plots bei jeder sich bietenden Gelegenheit gefickt, und das ununterbrochen alle zwei Folgen hindurch, muss entschieden widersprochen werden! Allein den beiden süßen Mäusezähnchen zuliebe.
Zunächst also erstmal grundsätzliches zur
Handlung:
Mina Hayase hat die Schnauze voll von ihrem derzeitigen Lover und versucht sich seiner Nachstellungen zu erwehren. Als es nach dem Unterricht mal wieder soweit ist, schnappt sie sich kurzerhand den unschuldigen wie ahnungslosen
Tomohiro Takabe und stellt ihn ("gomen, chotto tsukiatte") als ihren Neuen vor, woraufhin der zum Ex Degradierte heillos verdattert das Weite sucht ("oboeteiru!" -
das vergesse ich dir nicht!) und ein etwas ungleiches Pärchen zurückbleibt: der perplexe und völlig überforderte Takabe* sowie eine Hayase, die zwar freundlich und bewundernswert souverän agiert, aber jetzt eben gerade ihre Unsicherheit hinter einem verschmitzten Lächeln versteckt.
*(Namensnennung wie im Anime: Nachname beim Protagonistenpärchen, ansonsten Vorname.)Somit sind noch keine zwei Minuten vergangen, und das war's auch schon mit dem Plot. Ab jetzt wird ununterbrochen gefickt. Denn zum Dank für seine kurze Assistenz als Vorzeigefreund erhält Takabe-kun ein Angebot, das man einfach schwer ausschlagen kann, zumal als Mann. Was ja nur angemessen erscheint angesichts zu befürchtender Racheaktionen des frisch Verstoßenen. So folgt ohn Unterlass eine Sexszene nach der anderen.
Technisch gesehen. Denn all diese verschiedenen Szenen an verschiedenen Orten verfolgen nicht nur einen feinen, seidenen Handlungsfaden, sie sind ebenso Ausformulierung einer
Charakterentwicklung. Richtig gelesen! Und das ist für einen Anime dieses Genres eine bemerkenswerte Leistung!
Im Grunde ist "Sexfriend" also eine Art
SoL-Anime mit Oberschulsetting, nur daß er sich nicht dem Thema
erste Liebe widmet, sondern
erster Sex. – Oder vielleicht am Ende nicht doch auch Liebe? Wer weiß …
Dieser Prämisse folgend, macht der Hentai so einiges anders als andere Vertreter seiner Gattung. Da ist zuerst einmal die Protagonistin Hayase, die Hentai-untypisch völlig aus der Art schlägt. Von angenehm freundlicher, eher zurückhaltender Natur, kindlich-mädchenhaft, und doch entschlossen, ihren erotischen Vorstellungen Raum zu geben. Absolut nicht das unersättliche, laszive Luder, dem nichts peinlich ist, eher im Gegenteil. In all dem ist sie vor allem:
menschlich. Und das macht sie ungeheuer sympathisch. Zumindest bei mir.
Auch auf anderen Ebenen macht sich diese Andersartigkeit bemerkbar. Zum Beispiel
musikalisch. Daß hier einer der leichteren, ungezwungeneren Hentai vorliegt, kann man auch daran erkennen, daß die Szenen, die die volle Erotik ansteuern, nicht wie sonst permanant durch die üblichen anrüchigen Saxophonklänge unterlegt sind. Statt dessen umwehen den Zuschauer leichte, jazzige Pianoklänge mit ein bissel Percussion, mehr so im
easy-listening-Format.
Ihre zärtlichen, aber unwiderstehlichen Versuche, ihn zum Sex abzuschleppen, kann man kaum als "Annäherung" bezeichnen, sind aber auch nicht plump und mit der altbekannten lüsternen Gier ausstaffiert, sondern entwickeln sich erstaunlich
natürlich und gewissermaßen
normal, was schonmal eine Seltenheit ist in diesem verzwickten Genre.
Natürlich reagiert Takabe-kun eher schüchtern-zurückhaltend, lässt sich aber auch
zielpublikumswirksam ein wenig
zu leicht für ihre freizügigen nachschulischen Aktivitäten überreden. Das meint: Dieser Hentai thematisiert auch einige Aspekte von "
mein erstes Mal", und trifft damit auf Erfahrungen, die sicherlich so einige von uns selber gemacht und dabei eine Vorstellung abgegeben haben, für die es sich über Jahre hinaus noch zu schämen lohnt.
Daher begegnet man hier auch einem leichten, dezenten
Humor, der sich in so knuffigen Szenen nierderschlägt wie anfangs nach dem Entkleiden auf dem Bett der Krankenstation, als er wohl zum ersten Mal ein gleichaltriges Mädchen, das sich gerade nackich gemacht hat, inspizieren darf: "so sieht das also aus!"
(Achja, und bei der Farbe des Vaginalsekrets hat man sich diesmal für hellgrün entschieden.)Er geht zwar forsch zur Sache, lässt sich aber gern von ihr führen: "Soll ich jetzt schon.." – "nicht hier, ein wenig weiter unten".
Und damit zu der impliziten Frage: Hentai und
kawaii – geht das denn zusammen? Aber sowas von!
Dann ist die Vorstellung nach einer halben Minute aber auch schon vorbei: "War das dein erstes Mal?" – "Mhm". Ein klassischer
Ejaculatio Praecox also …
Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister. "Das machen wir jetzt jeden Tag!" verkündet sie fröhlich-entschlossen. Schließlich ist dies eine Lehranstalt, in der man fürs Leben lernt. Und Takabe-kun lernt. Schnell und gründlich, so daß er sein frisch erworbenes Wissen alsbald an andere weitergeben kann.
In diese Konstellation passt auch die Krankenschwester
Taeko, die sich rührend um ihren neuen Patienten kümmert, so im Stil von "Das ist ja eine schlimme Schwellung, die du da unten hast. Ich glaube, da müssen wir was dagegen unternehmen".
Kurz und gut: Die
Stärken dieses Hentai liegen nicht nur in den überzeugend angenehmen und glaubwürdigen Charakteren (im Rahmen des für das Genre Möglichen natürlich), sondern auch in der Komik, genauer: dem Humor, der hier grundlegend anders funktioniert.
Beispiel Hayase: "Du siehst heute so müde aus" (Pause) "Wie oft hast du dir's letzte Nacht gemacht?" Peinliche Stille. Dann Takabe etwas kleinlaut, aber erfrischend ehrlich: "dreimal".
Ja, die beiden sind wirklich niedlich. Vor allem Hayase, die wie erwähnt
ohne alle übertriebenen Eskapaden eines nymphomanen, mit Riesentitten ausgestatteten Sexmonsters daherkommt. Und alles in allem ist sie schon sowas von
kawaii (wie Takabe-kun selbst einige Male bemerkt): einerseits freundlich-hintertrieben, andererseits hat auch ihr sexueller Spieltrieb seine Grenzen und sie agiert überraschend schüchtern. Zwar spielerisch lasziv, aber immer normal und nachvollziehbar. In dieser
Leichtigkeit kann man gewisse Parallelen erkennen zu Aka aus
Rec, die ja denn auch die gleiche Haarfarbe und die Haare recht ähnlich gebunden hat.
(Habe ich eigentlich schon meine Schwäche für rothaarige Mädchen erwähnt?)Für einen Hentai ist das alles erstaunlich anständig, wenn man das so sagen kann. Umstandslos und ohne aufgedonnerte Inszenierung. Überhaupt hält sich das Sexuelle in halbwegs realistischen Bahnen, gerade was das Körperliche angeht. Man hat sich spürbar Mühe gegeben bei einigen physikalischen Details, wenn z.B. Sperma runtertropft und sich
gemächlich auf dem Boden verbreitet – und ja: eben nicht gleich literweise!
Achja,
gemächlich: trotz all dem geht mir manches ein wenig zu schnell beim Abklappern der verschiedenen erogenen Zonen. Etwas
zu routiniert und ohne rechte Anteilnahme. Was gerade deswegen schade ist, weil eben der Anime und sein Sex sehr normal und alltagstauglich rüberkommt.
Spätestens mit der zweiten Folge ist dann aber Schluss mit Blümchensex, und sogar Bücherwurm
Kaori, die sich im Prolog schon angesichts der Auswölbung seines Ständers aufgeilen durfte, wird für ihre nun nicht mehr so stillen Obsessionen angemessen bestraft (Bondage). Womit hier zwar anscheinend die Gleise des Hentai-Üblichen betreten werden, aber immerhin: man belässt es bei den normalen Praktiken, die einvernehmlicher Sex so mit sich bringt, und konstruiert keine aberwitzig übertriebenen Sexorgien, auch nichts, was ins Psychopathische lappt, also muss auch Tentakel-kun hier außen vor bleiben. Ja: sogar postkoitales Kuscheln ist erlaubt!
Für Freunde des
Wahren, Guten & Schönen sei gesagt: Gemessen am Entstehungsjahr bekommt man hier sehr solides Artwork zu Gesicht, gute Animationen, die zwar nicht immer ganz so flüssig sind, aber in sich stimmig. Das Charakterdesign gibt sich jedoch etwas spröde und gewöhnungsbedürftig. Selber hatte ich jedenfalls keine Probleme damit. Leider haben die Hintergründe die Tendenz, nicht immer mit den gezeichneten Figuren zu harmonieren, so daß sich ein etwas unschöner
Fremdkörper-Effekt einstellt. Und auch die Perspektive gerät manchmal ein wenig aus den Fugen.
Kurzes
Fazit:
"Sexfriends" kommt ohne diese sattsam bekannte überbordende Laszivität aus, die viele Hentai sonst kennzeichnet, im Gegenteil: der Anime lebt von seiner Unschuld und seinem zurückhaltenden Humor. Er setzt das um, was der Titel eben auch suggeriert: Freunde nur in puncto Sex zu sein, also ohne irgendwelche weitergehende Verpflichtungen oder Rücksichten eingehen zu müssen. Damit vermag der Anime dem partizipierenden Otaku-kun das Gefühl zu geben, in der schönen Lage zu sein, Angenehmes mitnehmen zu können, ohne irgendwas dafür geben zu müssen.
Beitrag wurde zuletzt am 31.10.2022 05:35 geändert.
Kommentare
SEXFRIEND ist also ein unterhaltsamer Nonstop-Sex Hentai und für Fans und vor allem für Leute, die es lieber leicht und normal mögen optimal.
wen man das ma in echt so haben würde were schön
die charas sind teilweise noch niedlich gezeichnet, aber ansonsten kann man nichts besonderes zu dem teil sagen!!!
mfg :STUKA:
Fleischwald