AcurosV.I.P.
#1Der wohl bekannteste und erfolgreichste Magical-Girl-Anime dürfte jedem ein Begriff sein. Ich habe damals auf RTL2 die 200 Folgen nicht nur einmal gesehen. Das würde ich heute natürlich nicht mehr machen, denn das erzählerische Niveau war nicht gerade das Gelbe vom Ei – teilweise wurde es so albern und käsig, dass man Zweifel haben musste, ob die Geschichte überhaupt ernst genommen wurde.
In der Neuauflage bleibt man davon weitestgehend verschont, die Grundstimmung ist ernster, die Dialoge und die Figuren wirken nicht mehr so aufgedreht. Das macht es zunächst erträglicher, aber weil sich der Anime viel strikter an den Manga hält, kam mir bald eine ungute Vermutung: Schon die Vorlage ist erzählerisch einfach schwach.
»Sailor Moon Crystal« setzt gleich zwei Handlungsbögen um, von denen bereits der erste keinen Preis gewinnen wird: Das »dunkle Königreich« (einfallsreicher Name) hatte einst die Erde zur Rebellion gegen das Mondkönigreich angestachelt, weil es das eben wollte, und damit fast Erfolg gehabt. Die Königin des Mondes nutzte ihrerseits die Macht des Silberkristalls, plättete Mond und Erde in einem Schlag und segnete dabei das Zeitliche. Diesen Kristall hätte die Anführerin der Bösen, Queen Metaria, gerne selbst, um endlich zünftig übers Universum herrschen zu können, denn das gehört schließlich zu den üblichen Aufgaben einer teuflischen, lilapink gefärbten Energieerscheinung.
Weil sie jedoch unpässlich ist, wird Queen Beryl als Vertretung ins Rennen geschickt, die sich aber auch nicht gern die Hände schmutzig macht; das überlässt sie meist ihren vier Schergen.
Merke: Wenn die Bösen in diesem Anime eines beherrschen, dann die hohe Kunst der Delegation.
Zu Beginn gefiel mir die Serie aber noch ganz gut, weil sich Zeit genommen wird, die Figuren einzuführen. Usagi ist der (zunächst) niedliche Tollpatsch mit konsequentem Hang zum Verschlafen, Ami das schüchterne aber nicht willensschwache Genie, während Rei diesmal relativ kühl, zuweilen sogar melancholisch rüberkommt; von der Hitzköpfigkeit der alten Version ist kaum etwas übrig gelieben. Gut so – die damaligen Querelen mit Usagi waren eher nervig.
Makoto ist zum Glück nicht mehr der Raufbold von damals, sondern einfach ein burschikoses aber liebenswertes Mädchen, dass auf Dinge wie Kochen und Blumen steht. Mamoru wirkt in der Neuauflage reifer und ist nicht mehr das Großmaul von einst. Er ist ein guter Gegenpol zu Usagi, die das auch gut gebrauchen kann. Neben ihrer Tollpatschigkeit glänzt sie gern mit Selbstzweifeln und vor allem Begriffsstutzigkeit – schon allein Mamorus andere Identität dürfte jedem Zuschauer auf Anhieb klar sein.
In der Summe sind die Figuren ziemlich sympathisch bis hin zu liebenswert – man hat nur leider nicht lange Freude daran: Charakterentwicklung findet so gut wie nicht statt und die Eigenschaften der Figuren kommen mit zunehmender Seriendauer auch immer weniger zu Geltung.
Großer Schwachpunkt der Serie sind die Konflikte mit den Schergen der Finsternis, die man einfach nicht ernst nehmen kann: Entweder agieren sie allein und scheitern, oder sie treten mal gebündelt auf, beenden die Sache aber nicht und machen nach dem Schwingen großer Reden einen mitunter dramatischen Abgang.
Die Kämpfe sind schlichtweg langweilig; der erste ist noch irgendwo lustig, aber grundsätzlich ist der Ablauf immer sehr ähnlich: Häufig schießen Usagis Mitstreiterinnen irgendeine Attacke auf den Gegner, meist ohne nennenswerten Erfolg, dann kommt Sailor Moon daher und beendet das Ganze ruckizucki mit dem gerade aktuellen Mondangriff. Und falls selbst sie nicht obsiegt, dann passiert entweder irgendein Wunder oder die Bösen zischen eben ab, obwohl sich jeder Zuschauer mühelos ausrechnen kann, dass ein gebündelter Angriff durch die Gegner den Anime schnurstracks beenden würde. Strategie oder gar Spannung sucht man also vergebens. Dass man auf technischer Seite diverse Standbilder, Speedlines und vor einiges an Recycling zu sehen bekommt, macht es nur noch ärgerlicher ...
Ergo fühlte ich mich als Zuschauer irgendwann verarscht – und genervt: Zusätzlich zu all den Verwandlungsszenen (zusammengerechnet mehr als eine Folge) sieht man immer wieder die gleichen Angriffe, von denen manche reichlich alberne Namen haben: Venus Love-Me Chain (…), Moon Healing Escalation (?), Sailor Planet Attack (!?). Selbstverständlich kündigen die Sailor-Kriegerinnen nahezu jede Attacke lautstark an, als wäre man in irgendeinem RPG. In denen gibt es wenigstens eine Spielmechanik; hier sind die Ergebnisse oft blanke Willkür.
Damit keiner glaubt, es wäre Spaß, gibt es Kitsch, erzwungenes Drama und Plattitüden im Übermaß – auch außerhalb der Kämpfe, aber vor allem währenddessen. Dafür werden die Figuren natürlich gern mal verbogen bzw. aufs Notwendige reduziert. Boshaft formuliert verkommen Usagi und Mamoru zu Marionetten der Tragik und des Kitsches (was eben gerade passt), während die restlichen Kriegerinnen neben dem Aufsetzen von grimmigen oder betroffenen Mienen eher wenig zu bieten haben; in so mancher Szene sind die vier eigentlich nur noch optisch zu unterscheiden … und stimmlich, sofern sie nicht gerade – vorübergehend besiegt – in der Gegend herumliegen.
Der zweite Handlungsbogen setzt noch einen drauf. Nicht nur, dass das »Königreich des schwarzen Mondes« auch keinen wirklichen Hintergrund hat (der Obergegner ist so blass wie Metaria, seine Lakaien und deren Motivation sind kaum besser), es kommt auch noch das Zeitreise-Element ins Spiel, bei dem man sich einen feuchten Kehricht um Logik schert. Gegen Ende pfeift man sogar betont darauf, um aus der Handlung noch eine kitschige Szene mehr herauszuquetschen.
Da ist es fast schade um den Soundtrack, der für sich genommen ganz in Ordnung ist, doch leider übertreibt man es gern:
Schon so manche kitschige Szene wird mehr mit Streicherklängen untermalt, als gut ist, aber wenn gefühlt jeder Kampf zusätzlich(!) mit Chören vollgestopft wird, bis er aus der letzten Pore trieft, dann zeigt sich das Motto und gleichzeitig Problem des Werks: »Viel hilft viel« – oder eben auch nicht.
Fazit:
Ich fasse es mal gastronomisch zusammen: Es beginnt mit einer recht leckeren Vorspeise, doch dann kommt der riesige überwürzte Eintopf, der die ganze Woche immer wieder aufgewärmt wird und die Geschmacksnerven so verdirbt, dass selbst ein eingeschobenes Stück Schokolade nicht mehr schmeckt. Ich frage mich auch, wem man das servieren soll: Für die ursprüngliche Zielgruppe ist die Neuauflage vermutlich viel zu verbissen und betont tragisch. Und sofern die Nostalgiebrille nicht gar zu dicke Gläser hat, kann man den Rest damit auch nicht hinters Licht führen – dafür sind die genannten Schwächen einfach zu deutlich.
In der Neuauflage bleibt man davon weitestgehend verschont, die Grundstimmung ist ernster, die Dialoge und die Figuren wirken nicht mehr so aufgedreht. Das macht es zunächst erträglicher, aber weil sich der Anime viel strikter an den Manga hält, kam mir bald eine ungute Vermutung: Schon die Vorlage ist erzählerisch einfach schwach.
»Sailor Moon Crystal« setzt gleich zwei Handlungsbögen um, von denen bereits der erste keinen Preis gewinnen wird: Das »dunkle Königreich« (einfallsreicher Name) hatte einst die Erde zur Rebellion gegen das Mondkönigreich angestachelt, weil es das eben wollte, und damit fast Erfolg gehabt. Die Königin des Mondes nutzte ihrerseits die Macht des Silberkristalls, plättete Mond und Erde in einem Schlag und segnete dabei das Zeitliche. Diesen Kristall hätte die Anführerin der Bösen, Queen Metaria, gerne selbst, um endlich zünftig übers Universum herrschen zu können, denn das gehört schließlich zu den üblichen Aufgaben einer teuflischen, lilapink gefärbten Energieerscheinung.
Weil sie jedoch unpässlich ist, wird Queen Beryl als Vertretung ins Rennen geschickt, die sich aber auch nicht gern die Hände schmutzig macht; das überlässt sie meist ihren vier Schergen.
Merke: Wenn die Bösen in diesem Anime eines beherrschen, dann die hohe Kunst der Delegation.
Zu Beginn gefiel mir die Serie aber noch ganz gut, weil sich Zeit genommen wird, die Figuren einzuführen. Usagi ist der (zunächst) niedliche Tollpatsch mit konsequentem Hang zum Verschlafen, Ami das schüchterne aber nicht willensschwache Genie, während Rei diesmal relativ kühl, zuweilen sogar melancholisch rüberkommt; von der Hitzköpfigkeit der alten Version ist kaum etwas übrig gelieben. Gut so – die damaligen Querelen mit Usagi waren eher nervig.
Makoto ist zum Glück nicht mehr der Raufbold von damals, sondern einfach ein burschikoses aber liebenswertes Mädchen, dass auf Dinge wie Kochen und Blumen steht. Mamoru wirkt in der Neuauflage reifer und ist nicht mehr das Großmaul von einst. Er ist ein guter Gegenpol zu Usagi, die das auch gut gebrauchen kann. Neben ihrer Tollpatschigkeit glänzt sie gern mit Selbstzweifeln und vor allem Begriffsstutzigkeit – schon allein Mamorus andere Identität dürfte jedem Zuschauer auf Anhieb klar sein.
In der Summe sind die Figuren ziemlich sympathisch bis hin zu liebenswert – man hat nur leider nicht lange Freude daran: Charakterentwicklung findet so gut wie nicht statt und die Eigenschaften der Figuren kommen mit zunehmender Seriendauer auch immer weniger zu Geltung.
Großer Schwachpunkt der Serie sind die Konflikte mit den Schergen der Finsternis, die man einfach nicht ernst nehmen kann: Entweder agieren sie allein und scheitern, oder sie treten mal gebündelt auf, beenden die Sache aber nicht und machen nach dem Schwingen großer Reden einen mitunter dramatischen Abgang.
Die Kämpfe sind schlichtweg langweilig; der erste ist noch irgendwo lustig, aber grundsätzlich ist der Ablauf immer sehr ähnlich: Häufig schießen Usagis Mitstreiterinnen irgendeine Attacke auf den Gegner, meist ohne nennenswerten Erfolg, dann kommt Sailor Moon daher und beendet das Ganze ruckizucki mit dem gerade aktuellen Mondangriff. Und falls selbst sie nicht obsiegt, dann passiert entweder irgendein Wunder oder die Bösen zischen eben ab, obwohl sich jeder Zuschauer mühelos ausrechnen kann, dass ein gebündelter Angriff durch die Gegner den Anime schnurstracks beenden würde. Strategie oder gar Spannung sucht man also vergebens. Dass man auf technischer Seite diverse Standbilder, Speedlines und vor einiges an Recycling zu sehen bekommt, macht es nur noch ärgerlicher ...
Ergo fühlte ich mich als Zuschauer irgendwann verarscht – und genervt: Zusätzlich zu all den Verwandlungsszenen (zusammengerechnet mehr als eine Folge) sieht man immer wieder die gleichen Angriffe, von denen manche reichlich alberne Namen haben: Venus Love-Me Chain (…), Moon Healing Escalation (?), Sailor Planet Attack (!?). Selbstverständlich kündigen die Sailor-Kriegerinnen nahezu jede Attacke lautstark an, als wäre man in irgendeinem RPG. In denen gibt es wenigstens eine Spielmechanik; hier sind die Ergebnisse oft blanke Willkür.
Damit keiner glaubt, es wäre Spaß, gibt es Kitsch, erzwungenes Drama und Plattitüden im Übermaß – auch außerhalb der Kämpfe, aber vor allem währenddessen. Dafür werden die Figuren natürlich gern mal verbogen bzw. aufs Notwendige reduziert. Boshaft formuliert verkommen Usagi und Mamoru zu Marionetten der Tragik und des Kitsches (was eben gerade passt), während die restlichen Kriegerinnen neben dem Aufsetzen von grimmigen oder betroffenen Mienen eher wenig zu bieten haben; in so mancher Szene sind die vier eigentlich nur noch optisch zu unterscheiden … und stimmlich, sofern sie nicht gerade – vorübergehend besiegt – in der Gegend herumliegen.
Der zweite Handlungsbogen setzt noch einen drauf. Nicht nur, dass das »Königreich des schwarzen Mondes« auch keinen wirklichen Hintergrund hat (der Obergegner ist so blass wie Metaria, seine Lakaien und deren Motivation sind kaum besser), es kommt auch noch das Zeitreise-Element ins Spiel, bei dem man sich einen feuchten Kehricht um Logik schert. Gegen Ende pfeift man sogar betont darauf, um aus der Handlung noch eine kitschige Szene mehr herauszuquetschen.
Da ist es fast schade um den Soundtrack, der für sich genommen ganz in Ordnung ist, doch leider übertreibt man es gern:
Schon so manche kitschige Szene wird mehr mit Streicherklängen untermalt, als gut ist, aber wenn gefühlt jeder Kampf zusätzlich(!) mit Chören vollgestopft wird, bis er aus der letzten Pore trieft, dann zeigt sich das Motto und gleichzeitig Problem des Werks: »Viel hilft viel« – oder eben auch nicht.
Fazit:
Ich fasse es mal gastronomisch zusammen: Es beginnt mit einer recht leckeren Vorspeise, doch dann kommt der riesige überwürzte Eintopf, der die ganze Woche immer wieder aufgewärmt wird und die Geschmacksnerven so verdirbt, dass selbst ein eingeschobenes Stück Schokolade nicht mehr schmeckt. Ich frage mich auch, wem man das servieren soll: Für die ursprüngliche Zielgruppe ist die Neuauflage vermutlich viel zu verbissen und betont tragisch. Und sofern die Nostalgiebrille nicht gar zu dicke Gläser hat, kann man den Rest damit auch nicht hinters Licht führen – dafür sind die genannten Schwächen einfach zu deutlich.
Update 29.09.2020: Andere Formulierung in Absatz 4, Satz 1 + einen Attackennamen entfernt – der kommt erst in der nächsten Staffel
Beitrag wurde zuletzt am 29.09.2020 22:28 geändert.
Kommentare
Sie ist wesentlich schneller, es gibt keinerlei Fillerfolgen mehr, und das Verhalten der Charaktere finde ich auch besser.
Nach 2-3 Folgen muss ich sagen, gefällt mir das aussehen der Figuren wesentlich besser als das der Original Serie, auch wenn die Verwandlungen und manchmal auch die Animationen nun ... Schwamm drüber.
Den Manga hab ich nicht gelesen, aber ich muss sagen schon Hammer, wie sich die Neuauflage von der Original Serie unterscheidet. Ich freue mich auf jedenfall schon auf Folge 9 .. doof nur das man noch ein 3/4 Jahr warten muss, bis die Serie beendet ist.
Außerdem ist Bunnys Stimme augesprochen nervig - alter Cast hin oder her!
Bin trotzdem gespannt, wie der Anime weitergeht, werde ihn auf jeden Fall bis zum Ende schauen - aber an meiner Bewertung wird sich wohl nichts mehr ändern...
Nach 3 gesehenen Folgen kann ich natürlich noch nicht alles bewerten aber es steht für mich fest das ich weitergucken werde.
Zeichnerisch ist es sehr nahe am Manga gehalten, was einerseits gut ist, andererseits finde ich das die Anatomie da doch manchmal arg seltsam wirkt. Gerade die langen Gliedmaßen und die Duckface Lippen gefallen mir nicht so, aber gut, da kann ich mit leben denn so schaut es schon toll aus. Auch die Herren, die nun sehr Bishihaft wirken. xD
Die Verwandlungszenen sind dank CGI nicht so meins, das macht es irgendwie kaputt, ich mag es halt einfach nicht. Vielleicht sehen das andere wieder ganz anders.
Ja, der Anime ist schneller und das finde ich so ganz gut. Wird man wohl auch in den nächsten Folgen merken.
Synchro und die Musik finde ich auch gut gelungen, 'Moon Pride' kann man sich durchaus zwischendurch mal so anhören. ^^
So dachte ich zumindest also ich letztes Jahr hörte das Sailor Moon wieder kommt,aber die Entäuschung war riesig ^^ Augen sehen aus wie Tod sehr Emotionslos.Henshin Szene CGI ?? musste das tatsächlich sein es wirkt sehr billig.
Erst dachte ich mir das muss ein versehen sein sowas soll eine über 200 Episoden lange Serie in seiner Tradition Fortsetzen? Nein wird es nicht und tut es in der ersten Episode nicht.. werde mir es nicht mehr angucken.