AsaneRedakteur
#1Dieser Anime will im echten Leben spielen und ist trotzdem meilenweit von aller Lebenswirklichkeit entfernt. Damit ist ziemlich klar: man hat es mit Comedy zu tun. Flauschige, weichgespülte Comedy in einem Wohlfühlanime, ohne Ecken und Kanten oder sonstwas, woran sich der Zuschauer ein Aua holen könnte. Mit Millionen Glitzersternchen, und außerdem fällt am Ende der Veranstaltung abendlich-friedlicher Anime-Schnee, was also soll schon passieren. Und wie man auch recht schnell sehen kann: man hat es diesmal mit einem Spitznasen-Anime zu tun.
Alles dreht sich um Yuuri, den jungen Hausherrn, und Lilith, das Hausmädchen, das eines schönen Tages vor der Tür steht und ungefragt wie ungebeten sich ihm andient, den Haushalt zu führen. Kostenlos. Ein hochmysteriöses Mädchen also, das im wesentlichen aus großen Augen und noch größerem Dekolleté besteht, und ein altkluger Dreikäsehoch, der die alleinige Leitung über das herrschaftliche Anwesen übernommen hat (Eltern tot!!) und alle Verantwortung nun auf seinen kleinen Schultern lasten fühlt, weil die tragenden Pfeiler des Sozialstaates Wochen zuvor Knall auf Fall abgeschafft worden sind. Ein patentes Genie eben, wie man es es aus »Der kleine Lord« [WP] kennt, das entschlossen zur Tat schreitet und kraft der schicksalhaften Vergangenheit sich den unbestechlichen, kindlich-naiven Blick auf die Welt bewahrt hat und ansonsten ziemlich unterkühlt und unangenehm rechthaberisch agiert. Very british. Der Logik in dieser Konstellation wird schon früh die Tür gewiesen, denn Botschaft und Humor vertragen sich schlecht mit einem realistischen Setting. Aber sei's drum. Diese konstruierte Diskrepanz begleitet uns den ganzen Anime über.
Das heißt aber auch: die Figuren stehen nicht im Leben, sondern auf einer Bühne. Auf einer eigens für die Comedy hergerichteten Bühne. Und daraus erklärt sich auch diese seltsame Sterilität und Blutleerheit, die solche Animes begleitet. Das fängt schon bei den Hintergründen mit ihrer computerunterstützten Optik an, denen man reichlich Aquarellfilter verpasst hat. Weil Wohlfühlanime. Was sich vor allem in der leicht reduzierten Darstellung der Flora niederschlägt, die in ihrer lichten Farbgebung auch den Charme von 8bit-Gameoptik beschwört. Weiters zitiert man Märchengrafik, versieht das Interieur mit englischer Art Déco und gestaltet das Äußere im Stil römischer Villen. Die Musik gibt sich klassizistisch-kammermusikalisch, oft leichtfüßig und manchmal auch etwas zirkusmäßig.
Zur angesprochenen Diskrepanz zählt beispielsweise auch der Umstand, daß der Anime in einer Prä-Händie-Ära zu spielen scheint. Das Konzept "Smartphone" existiert zwar, spielt aber, bis auf zwei kurze Szenen, keine Rolle, obwohl es genug Gelegenheiten gegeben hätte, dieses sinnvoll einzusetzen. Auch Äußerlichkeiten wie die Kleidung der Leute verweist auf eine Zeit, in der es sehr oldschool und gediegen dahergeht, weswegen man dem armen Kerlchen sowohl Hosenträger als auch Strumpfhalter verpasst hat.
Diese Serie baut ganz auf ihren sonderbaren Humor, und das ist ein Fehler. Man verlässt sich voll und ganz auf das, was schon immer funktioniert hat, und setzt das nichtmal originell oder sonstwie überzeugend um. Das wiegt umso schwerer, als der Anime über weite Strecken ziellos um die immer gleichen Gags kreist und ein dramaturgischer roter Faden völlig unter den Tisch fällt. World Building erschöpft sich zu weiten Teilen darin, alles in endlosen inneren Monologen zu ertränken, anstatt es mit vernünftigen Erzähltechniken zu versuchen. Und natürlich auch darin, ganz normale Situationen mit der überspannten Vorstellungskraft eines etwa Sechsjährigen zu konfrontieren, immer hart am Rande der Paranoia. In seiner präpotenten aufbrausenden Art wirkt Yuuri wie ein überdrehter Knallkopf und zeigt Ansätze eines adligen, charakterlichen Ekels. Allerdings spiegelt sich darin auch kein realer Charakter, sondern ein nach humoristischen Vorgaben erschaffener: solche Eigenschaften dienen lediglich als Kristallisationspunkt für den eigentümlichen Humor dieser Serie.
Und eigentümlich ist er, weißgott. Immer hart am Rande von Ecchi (was schon in der zweiten Folge nicht mehr lustig ist) und natürlich mit all dem bekannten Blödsinn, weil einem wohl garnix anderes mehr einfällt. Auf der einen Seite wird immer alles so hingebogen, daß man für Yuuri möglichst oft das titelgebende Wort "ayashii" unterbringen kann, auf der anderen nerven all die ständigen sexuellen Anspielungen nur noch, weswegen sie auch ausgiebig kultiviert werden. Bis sie einem zu den Ohren raus kommen.
Dann aber geschieht das fast schon Unausweichliche: es kommt zum Klippenhänger und damit zum DRAMA. Diesmal jedoch und erstaunlicherweise zum Guten für den Anime, denn nun betritt Natsume die Bühne, eine Tsundere ohne Peil, aber mit schwer unterdrückter Gutherzigkeit. Die rettet nicht nur den Schlussabschnitt des Animes, sondern auch meinen Anime-Abend, womit sie es geschafft hat, geradewegs zu meinem Lieblingscharakter zu avancieren, sei er ansonsten auch noch so generisch. Ihr entschlossenes Einschreitens gegen die üblichen Schuldeliquenten, ohne die so ein Anime nicht sein kann, ist einfach eine Wohltat.
Was mich überhaupt zu diesem Anime gebracht hat, waren zwei Namen: Rie Takahashi und Yui Horie. Takahashi als Lilith fühlt sich irgendwie fehlbesetzt an. Man bekommt den Eindruck, sie fühle sich hier nicht wirklich wohl in ihrer Haut. Horie aber hat die goldene Fähigkeit, selbst noch den bescheuertsten Charakteren Leben und Herzenswärme einzuhauchen. In diesem Fall die der verwöhnten wie niedlichen Tsukasa, Tochter aus gutem Hause, die mit einer überspannten Phantasie ausgestattet ist, welche sich aus allerlei Liebesromanen zweifelhafter Provenienz nährt.
Fazit:
Wer mit diesem Anime klarkommen will, sollte unbedingt die Fähigkeit mitbringen, sich mit den unvermeidlichen Tropen und Topoi anfreunden zu können: warum in Dreiteufelsnamen erschöpft sich die Eigenschaft "nicht kochen können" immer & ausschließlich darin, daß alle Versuche in der Transformation zu Kohle enden? Außerdem sollte man dem Humor, der trotz (oder wegen?) des Alters des Protagonisten unentwegt mit sexuellen Andeutungen spielt, etwas abgewinnen können.
Nett ist der Anime durchaus, aber alles andere als anspruchsvoll und – was ich ihm am meisten ankreide – alles andere als logisch. Für wen das alles kein Problem darstellt: dann viel Spaß mit einer Handvoll netter Mädels um einen jugendlichen Single-Haushalt!
Alles dreht sich um Yuuri, den jungen Hausherrn, und Lilith, das Hausmädchen, das eines schönen Tages vor der Tür steht und ungefragt wie ungebeten sich ihm andient, den Haushalt zu führen. Kostenlos. Ein hochmysteriöses Mädchen also, das im wesentlichen aus großen Augen und noch größerem Dekolleté besteht, und ein altkluger Dreikäsehoch, der die alleinige Leitung über das herrschaftliche Anwesen übernommen hat (Eltern tot!!) und alle Verantwortung nun auf seinen kleinen Schultern lasten fühlt, weil die tragenden Pfeiler des Sozialstaates Wochen zuvor Knall auf Fall abgeschafft worden sind. Ein patentes Genie eben, wie man es es aus »Der kleine Lord« [WP] kennt, das entschlossen zur Tat schreitet und kraft der schicksalhaften Vergangenheit sich den unbestechlichen, kindlich-naiven Blick auf die Welt bewahrt hat und ansonsten ziemlich unterkühlt und unangenehm rechthaberisch agiert. Very british. Der Logik in dieser Konstellation wird schon früh die Tür gewiesen, denn Botschaft und Humor vertragen sich schlecht mit einem realistischen Setting. Aber sei's drum. Diese konstruierte Diskrepanz begleitet uns den ganzen Anime über.
Das heißt aber auch: die Figuren stehen nicht im Leben, sondern auf einer Bühne. Auf einer eigens für die Comedy hergerichteten Bühne. Und daraus erklärt sich auch diese seltsame Sterilität und Blutleerheit, die solche Animes begleitet. Das fängt schon bei den Hintergründen mit ihrer computerunterstützten Optik an, denen man reichlich Aquarellfilter verpasst hat. Weil Wohlfühlanime. Was sich vor allem in der leicht reduzierten Darstellung der Flora niederschlägt, die in ihrer lichten Farbgebung auch den Charme von 8bit-Gameoptik beschwört. Weiters zitiert man Märchengrafik, versieht das Interieur mit englischer Art Déco und gestaltet das Äußere im Stil römischer Villen. Die Musik gibt sich klassizistisch-kammermusikalisch, oft leichtfüßig und manchmal auch etwas zirkusmäßig.
Zur angesprochenen Diskrepanz zählt beispielsweise auch der Umstand, daß der Anime in einer Prä-Händie-Ära zu spielen scheint. Das Konzept "Smartphone" existiert zwar, spielt aber, bis auf zwei kurze Szenen, keine Rolle, obwohl es genug Gelegenheiten gegeben hätte, dieses sinnvoll einzusetzen. Auch Äußerlichkeiten wie die Kleidung der Leute verweist auf eine Zeit, in der es sehr oldschool und gediegen dahergeht, weswegen man dem armen Kerlchen sowohl Hosenträger als auch Strumpfhalter verpasst hat.
Diese Serie baut ganz auf ihren sonderbaren Humor, und das ist ein Fehler. Man verlässt sich voll und ganz auf das, was schon immer funktioniert hat, und setzt das nichtmal originell oder sonstwie überzeugend um. Das wiegt umso schwerer, als der Anime über weite Strecken ziellos um die immer gleichen Gags kreist und ein dramaturgischer roter Faden völlig unter den Tisch fällt. World Building erschöpft sich zu weiten Teilen darin, alles in endlosen inneren Monologen zu ertränken, anstatt es mit vernünftigen Erzähltechniken zu versuchen. Und natürlich auch darin, ganz normale Situationen mit der überspannten Vorstellungskraft eines etwa Sechsjährigen zu konfrontieren, immer hart am Rande der Paranoia. In seiner präpotenten aufbrausenden Art wirkt Yuuri wie ein überdrehter Knallkopf und zeigt Ansätze eines adligen, charakterlichen Ekels. Allerdings spiegelt sich darin auch kein realer Charakter, sondern ein nach humoristischen Vorgaben erschaffener: solche Eigenschaften dienen lediglich als Kristallisationspunkt für den eigentümlichen Humor dieser Serie.
Und eigentümlich ist er, weißgott. Immer hart am Rande von Ecchi (was schon in der zweiten Folge nicht mehr lustig ist) und natürlich mit all dem bekannten Blödsinn, weil einem wohl garnix anderes mehr einfällt. Auf der einen Seite wird immer alles so hingebogen, daß man für Yuuri möglichst oft das titelgebende Wort "ayashii" unterbringen kann, auf der anderen nerven all die ständigen sexuellen Anspielungen nur noch, weswegen sie auch ausgiebig kultiviert werden. Bis sie einem zu den Ohren raus kommen.
Dann aber geschieht das fast schon Unausweichliche: es kommt zum Klippenhänger und damit zum DRAMA. Diesmal jedoch und erstaunlicherweise zum Guten für den Anime, denn nun betritt Natsume die Bühne, eine Tsundere ohne Peil, aber mit schwer unterdrückter Gutherzigkeit. Die rettet nicht nur den Schlussabschnitt des Animes, sondern auch meinen Anime-Abend, womit sie es geschafft hat, geradewegs zu meinem Lieblingscharakter zu avancieren, sei er ansonsten auch noch so generisch. Ihr entschlossenes Einschreitens gegen die üblichen Schuldeliquenten, ohne die so ein Anime nicht sein kann, ist einfach eine Wohltat.
Was mich überhaupt zu diesem Anime gebracht hat, waren zwei Namen: Rie Takahashi und Yui Horie. Takahashi als Lilith fühlt sich irgendwie fehlbesetzt an. Man bekommt den Eindruck, sie fühle sich hier nicht wirklich wohl in ihrer Haut. Horie aber hat die goldene Fähigkeit, selbst noch den bescheuertsten Charakteren Leben und Herzenswärme einzuhauchen. In diesem Fall die der verwöhnten wie niedlichen Tsukasa, Tochter aus gutem Hause, die mit einer überspannten Phantasie ausgestattet ist, welche sich aus allerlei Liebesromanen zweifelhafter Provenienz nährt.
Fazit:
Wer mit diesem Anime klarkommen will, sollte unbedingt die Fähigkeit mitbringen, sich mit den unvermeidlichen Tropen und Topoi anfreunden zu können: warum in Dreiteufelsnamen erschöpft sich die Eigenschaft "nicht kochen können" immer & ausschließlich darin, daß alle Versuche in der Transformation zu Kohle enden? Außerdem sollte man dem Humor, der trotz (oder wegen?) des Alters des Protagonisten unentwegt mit sexuellen Andeutungen spielt, etwas abgewinnen können.
Nett ist der Anime durchaus, aber alles andere als anspruchsvoll und – was ich ihm am meisten ankreide – alles andere als logisch. Für wen das alles kein Problem darstellt: dann viel Spaß mit einer Handvoll netter Mädels um einen jugendlichen Single-Haushalt!
Beitrag wurde zuletzt am 26.04.2024 07:00 geändert.
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Quelle: Twitter des Anime