Battle Shounen Manga gibt es wie Sand am Meer und auch das wöchentliche Magazin Shounen Jump von Shueisha ist damit nicht gerade rar beseitet, jedoch unterscheidet eine Sache den Manga Medaka Box von all seinen Konkurrenten: Autor und Verfasser NisiOisin.
Wie beim sehr lobenden Kommentar meines Kollegen Rasparr, war es die News über die baldige Anime Umsetzung, die mich erst dazu brachte, das damals schon 12 Bände lange Werk mir mal zu Gemüte zu führen, ehe der Anime das Licht der Welt erblickt und bereut habe ich es mit Sicherheit nicht. Isin Nisio kennen die meisten ja vielleicht durch seine ganzen "-monogatari" Novels wie z.B. Bakemonogatari, Nisemonogatari, Katanagatari und gefühlten weiteren ein Dutzend herausragend geschriebenen Werken, die allesamt bei der Anime Community gefeiert und gelobt werden - zu großen Teilen wohl auch zurecht. Dass dieser Herr sich mal aufrafft die Geschichte für einen Endlos-Shounen zu schreiben, verblüffte mich dann doch schon ein bisschen. Man kann eigentlich nur von Glück reden, dass man als Zeichner und Artist für diesen Manga Akira Akatsuki-sensei gewinnen konnte, der mir davor noch nie irgendwo zeichnerisch aufgefallen ist, was auch daran liegt, dass er vor Medaka Box nur einen One Shot namens Little Brave in Angriff genommen hatte, denn Autor und Zeichner ergänzen sich in diesem Werk wirklich so gut, wie man es selten bei einem Shounen Jump Manga gesehen hat.
Die Handlung von Medaka Box folgt in groben Zügen erstmal bekannten Schematas. Medaka Kurokami, die Protagonistin unseres Mangas, wird durch die diesjährige Wahl mit einem Ergebnis von 98% aller abgegebenen Stimmen zur unangefochtenen Schülersprecherin und übernimmt damit alle Pflichten und Aufgaben, das Schulbild im Allgemeinen zu verbessern. Ihr langjähriger bester Kumpel Zenkichi Hitoyoshi, der männliche Protagonist in Medaka Box, steht ihr in all ihren Aktionen immer tatkräftig zur Seite, so auch bei ihrer Entscheidung eine Art Kummerbox in ihrer Schule anbringen zu lassen, die den passenden Namen trägt: Medakas Box. Hier können Schüler all ihre Probleme, Wünsche und Verbesserungsvorschläge einwerfen und jedem Auftrag, von der Klärung eines Mobbingfalles einer Schülerin, bis hin zur Tierpflege eines streunenden Köters, nimmt sich Schülerpräsidentin Medaka wohlwollend an.
So in etwa gestaltet sich der Beginn des Mangas, aber es sollte nicht lange bei dieser Art Setting des helfenden Schülerrates rundum Medaka-chan bleiben. Die wöchentlichn Rankings im Shounen Jump verhießen in dieser Phase nämlich nichts allzu gutes für Medaka Box, da die leichtgängige Comedy und das eher typische Schulsetting nicht unbedingt den Geschmack aller Leser traf. NisiOisin ließ ich aber nicht lumpen und schaffte den starken Einschnitt, aus der bisher typischen Geschichte, einen spannenden und actiongeladenen Battle-Shounen zu machen, in dem so krass die Fetzen fliegen, dass es nur so die Uniformen zerreißt. Hier merkt man dann deutlich, wie stark gefordert Akatsuki-sensei in seinen Zeichnungen ist, denn neben den vielen Pantsu-Shots, wovon es dank des sehr, sehr ansehnlichen weiblichens Castes auch später im Manga immer eine ganze Menge gibt (Ecchi wird allg. in Medaka Box nicht gerade klein geschrieben, wie man z.B. hier sieht), kommen auch endlich rasante und effektgeladene Kampfzeichnungen mit in den Manga hinein, die Battle-Fans endlich freudig stimmen, sodass die Rankings stiegen.
Was ich schon angedeutet hatte, nämlich den Comedy-Anteil, verliert aber auch angesichts der steigenden Action und fortlaufenden Handlung niemals seinen Stellenwert. Die Dialoge, die vollgestopft sind mit Wortspielen, selbstverherrlichender Parodie eines Shounen-Mangas und einfachen Slapstick Humor, funktioniert in den meisten Fällen blendend und hat mir dementsprechend auch fast immer ein Lächeln entlockt. Doch damit wäre Medaka Box noch etwas unrecht getan, denn der Manga ist auch zu deutlich düsterer und dramatischerer Unterhaltung in der Lage. Gerade wenn sich die Haupthandlung rundum den sogenannten Flask Plan mehr verdichtet, treten psychotischere, krankere und abgefahrenere Gegner zuhauf auf den Plan, die unserer Heldentruppe rundum Medaka-chan gewaltige Probleme bereiten. Das, ich nenne es mal "Psycho-Killer-Face" wie z.B. hier bei Unzen-senpai, ist hierbei oft benutztes Mittel, um die unendliche Bosheit oder Durchtriebenheit eines Charakters optisch einzufangen und etwas, das man in Medaka Box unzählige Male zu Gesicht bekommt. Hinzu kommt die schier endlose Finesse durch überraschenden Wendungen, mit der uns NisiOisin immer wieder verblüfft. Da wird aus dem Battle-Shounen Manga Medaka Box mal kurzerhand eine RomCom gemacht, eine Parodie sämtlicher Shounen-Manga Klischees und noch weitaus abgefahrenere Sachen, sodass man sich bis Ende eines Chapters niemals sicher sein kann, was einen wirklich erwartet, vom absichtlichen Trolling des Autors mal ganz abgesehen. (^_~)
Bei den Charakteren muss ich wohl als einen der wenigsten Punkte ein wenig Kritik ausüben. Medaka Boxs größte Stärke, sowie auch gleichzeitig größte Schwäche ist seine Protagonistin Medaka Kurokami. Die unheimlich attraktive Medaka-chan ist absolut makellos, hochgradig überragend, mit einem Wort: perfekt. Sie ist so perfekt, dass man von vornerein weiß, dass sie jedes noch so schwierige Hindernis in fast schon kinderlicher Manier spielend meistert. Sie vereint ein gutes Dutzend typischer Charakteristika auf sich, vom süßen Mädchen von Nebenan, zur Badass-Killermaschine bis hin zu Tsundere, Yandere, Kuudere und etlichen mehr. Sie ist einfach so überpräsent in all ihren Eigenschaften, dass sie dadurch fast schon ein wenig langweilig wird, zumindest wenn man Meinungen einiger Leser glauben darf. Für mich jedoch ist gerade sie einer der Hauptgründe, warum man Medaka Box überhaupt lesen sollte. Der Protagonist Zenkichi ist da schon weitaus unscheinbarer gestrickt. Zumindest zu Beginn verblasst er gänzlich gegenüber seiner überragenden Schülerpräsidenten und kommt erst recht spät im Manga zu irgendwelchem Ruhm. Vom restlichen Cast kann man aber meist nur in den höchsten Tönen lobend sprechen. Vor allem der eigentliche Superantagonist, Misogi Kumagawa, ist eine durchgeknallte, kranke Persönlichkeit, wie sie mir bis dato noch nie untergekommen ist. Aufgrund seiner enormen Beliebtheit (beim zweiten Favorite Character Voting belegte er mit über 2.000 Stimmen Vorsprung den ersten Platz vor Medaka-chan) bekam er erst kürzlich ein kleines Solo-Chapter namens "Good Loser Kumagawa" spendiert, verdientermaßen wohlgemerkt, denn er drückte diesem Manga wohl stärker seinen Stempel auf, als jeder andere Charakter, auch trotz seines recht späten Erstauftrittes. Wer die durch die Bank weg verrückten Antagonisten in Medaka Box nicht mag, sollte lieber direkt zu Beginn die Finger davon lassen.
Fazit:
Habe ich in diesem langen Kommentar noch irgendwas vergessen? Womöglich schon, doch das sollte mich nun nicht abhalten eine allgemeine Empfehlung auszusprechen. Fans von Shounen Jump Mangas wie One Piece, Bleach und Naruto, um mal nur die drei großen zu nennen, finden hier in Medaka Box einen Vertreter des Genres, der oftmals nicht nur durch seine Action oder seinen sexy Ecchi-Anteil punkten kann, sondern sich auch eine facetten- und einfallsreiche Handlung, genialen Wortwitz, tolle Parodie auf sich selbst, unendlich abgedrehte und coole Charaktere, sowie einen passenden und ebenfalls außergewöhnlichen Zeichenstil auf die Fahne schreiben kann. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich auf die Anime Umsetzung im April 2012 durch das Studio GAINAX freue. Rock'n Roll Baby! (^v^)
In diesem Sinne:
9.0 von 10 "Normal, Abnormal, Plus, Minus, Not Equal - DAFUQ?!"
Kommentare