Gute Nacht, Punpun (2007)

Oyasumi Punpun / おやすみプンプン

Informationen

  • Manga: Gute Nacht, Punpun
    © 2007 Inio Asano, Shougakukan Inc.
    • Japanisch Oyasumi Punpun
      おやすみプンプン
      Typ: Manga
      Status: Abgeschlossen
      Veröffentlicht: 15.03.2007 ‑ 02.11.2013
      Bände / Kapitel: 13 / 147
      Publisher: Shougakukan Inc.
      Mangaka: Autor & Illustrator
      Adaptiert von: Originalwerk
      Webseite: tokyopop.de
    • Englisch Goodnight Punpun
      Status: Abgeschlossen
      Veröffentlicht: 15.03.2016 ‑ 19.09.2017
      Bände / Kapitel: 7 / 147
      Publisher: VIZ Media, LLC
    • Deutsch Gute Nacht, Punpun
      Status: Abgeschlossen
      Veröffentlicht: 12.03.2013 ‑ 14.04.2016
      Bände / Kapitel: 13 / 147
      Publisher: Tokyopop GmbH

Beschreibung

Punpun ist Grundschüler und dementsprechend hat die Welt noch viel Neues für ihn zu bieten. Sei es das triste Schulleben, die erste Liebe, verbunden mit ersten sexuellen Gefühlen oder wie sich seine familiäre Situation durch einen Konflikt von einen Tag auf den anderen plötzlich völlig ändert. Punpun nimmt die Entwicklungen hin und verbucht sie als Erfahrungen, die ihn dem Erwachsenendasein ein Stück näher bringen. Er unterscheidet sich damit gar nicht so sehr von seinen anderen Mitschülern, die ihn auch in ihre Mitte aufgenommen haben, doch Punpuns Aussehen ist das einer Karikatur eines Vogels.
Primary school student Punpun still has a lot to learn – be it the dull school life, the first love combined with first sexual feelings, or how his family situation suddenly changes completely from one day to the next due to a conflict. Punpun accepts every single one of those developments and considers them experiences that bring him a little closer to adulthood. In this way, he is not that different from his other classmates, who have also accepted him into their midst, even though Punpun’s appearance is that of a caricature bird.
Texto de presentación:
Punpun no es el típico estudiante de primaria. Pese a que siente los mismos impulsos que sus compañeros, empieza a descubrir a las chicas y el sexo, la situación familiar no es la más estable y deberá enfrentarse a ello como buenamente pueda … y en principio, eso es visualizándose como un ave amorfa en un entorno extraño.
Testo della bandella:
A vederlo, Punpun è un uccellino stilizzato. E così ci appaiono i suoi familiari. Gli altri personaggi hanno invece forma umana. Per il nostro protagonista l’età della spensieratezza finirà presto … Un racconto sulla crescita, sulla nascita della consapevolezza, sull’irruzione del surreale e dell’assurdo nella vita di tutti i giorni. È il lavoro più recente di Inio Asano, autore che stupisce per lo stile di disegno, la profondità dei temi e la complessità della narrazione, già considerato uno dei più grandi talenti del fumetto mondiale.
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Rezensionen

Avatar: Pilop
V.I.P.
#1
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass einer der zweifellos stilistisch am erwachsensten wirkenden Manga die ich kenne, eine Karikatur eines Vogels zur Hauptperson hat. Ein Bildungsroman im Mangaformat, der auf tragikomische Weise die Reise durch das mitunter dunkle und leicht surreale Leben der Hauptfigur Punpun darstellt.


Dass Punpun als Vogel dargestellt wird hat letztendlich aber keinerlei Auswirkung auf die Handlung des Manga, denn behandelt wird er von allen wie ein normaler Mensch, weshalb es sich rein um eine optische Eigenart handelt. Was einem geboten wird ist die Erzählung seines Heranwachsens und der kindlichen Unschuld und verzweifelten Ratlosigkeit mit der er und andere Figuren auf die Ereignisse in ihrem Leben reagieren. Die Geschichte ist dabei allerdings weit entfernt von üblichen Coming-of-Age Manga. Durch die indirekte Vermittlung von Punpuns Gedanken und Gefühle durch einen Erzähler, entsteht nicht nur zum Leser eine gewisse Distanz. Punpun selbst wirkt damit ein wenig von seiner Welt losgelöst und bekommt so den Charakter eines Beobachters des alltäglichen Irrsinns, der von den Ereignissen mitgerissen und fortgeschwemmt wird, ohne sie zur Gänze zu begreifen. Unsicher und oftmals verzweifelt, muss er sich seinem gesellschaftlichen Umfeld stellen, wobei ihn die Interaktion mit diesem in vielen Situationen überfordert. Seine verhältnismäßige Unreife ist jedoch nicht allein für diesen Umstand verantwortlich, denn die Ereignisse selbst zeigen die mitunter harte menschliche Realität auf und sind spürbar düsterer als in Manga üblich, so dass sie in vielen Fällen jeden Heranwachsenden, aber auch Erwachsenen, überfordern würden.

Fazit:
Ein überzeichneter Bildungsroman mit surrealen Elementen und gewürzt mit trockenem, schwarzen Humor, eingebettet in eine Welt, in der viele der Bewohner den Glauben an ein glückliches Leben verloren haben und an ihrer eigenen Realität verzweifeln. Eine Geschichte über das Verlorensein während des Heranwachsens, aber auch über das Überleben im mitunter tristen erwachsenen Alltag. Ein Wechselspiel zwischen menschlicher Hoffnung und menschlicher Unzulänglichkeit und zweifellos einer der faszinierendsten Manga die ich kenne.
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Avatar: Kuro-Okami
V.I.P.
#2
Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie andere Menschen ihr Leben leben? Wie ihr Alltag abläuft, was für Probleme sie haben und wie sie mit diesen fertig werden? Bei diesem Manga handelt es sich um einen Manga, der das Erwachsenwerden beschreibt und genauer auf die entstehenden Problematiken und Veränderungen eingeht.


Tatsächlich fühlt sich der Manga wie eine Erzählung an, viel mehr noch als das, es scheint, als ob man Einblicke in das Herz und das Gehirn der hier enthaltenen Charaktere bekommt. Fast so, als ob man die Tagebücher mehrerer Personen liest und ihre innigsten Geheimnisse erfährt. Beginnend mit dem eher fröhlichen Leben in der Kindheit bis hin zu dem sehr tristen Erwachsenenleben begleitet man Punpun, seine Freunde und seine Familie in ihrem Leben und ist ein stiller Beobachter ihres Weges. Ihr fortschreitendes Leben wird hier keineswegs beschönigt, viel eher kann man sagen, dass sie mit dem Heranwachsen einen immer düstereren Weg zu gehen haben. Auf die einzelnen Entwicklungsphasen der hier enthaltenen Charaktere geht man auch aufs genaueste ein, ohne auch nur einen Gedankengang zu verschweigen. Ob ein Gedanke nun moralisch verwerflich ist, pervers erscheinen mag oder einfach falsch wirkt, man verschweigt es nicht und dies macht die Geschichte selbst einfach sehr glaubwürdig. Die hier behandelten Probleme lassen sich auch sehr gut auf die Realität reflektieren, da die aufkommenden Themen im Leben eines jeden eine wichtigere Rolle spielen. Es ist natürlich so, dass jeder andere Probleme hat, jeder ist vom Charakter her anders und trifft andere Entscheidungen, weswegen kein Leben identisch ist und auch das wurde hier berücksichtigt. Der Manga dreht sich also nicht nur um einen Charakter, viel eher hat man sich darum bemüht, alle enthaltenen Charaktere voranschreiten zu lassen, was durch die wechselnde Perspektive vorzüglich gelungen ist - nicht selten kommt es vor, dass mehrere Kapitel Punpun gar nicht enthalten ist und näher auf einen anderen eingegangen wird. Es mag ironisch klingen, wenn ich das Wort "Realismus" im Bezug auf einen Manga verwende, der auch surreale Elemente enthält und mit einem Vogel als Protagonisten aufwartet. Diese surrealen Elemente passen aber hervorragend in den Manga, um symbolisch den Charakter einer Figur zu veranschaulichen oder eine Situation anhand eines abstrakten Bildes näher zu beschreiben. Der Protagonist selbst wird von den anderen auch als Mensch wahrgenommen und ist am ehesten als Karikatur eines Menschen zu beschreiben.

Vom Zeichenstil her gibt es bei diesem Manga nichts zu meckern. Inio Asano hat ein sehr eigenes Charakterdesign, das in seinen Werken aber sehr facettenreich ist. Im Leben von Punpun kommen und gehen Menschen, wie auch im Leben eines jeden Menschen, diese haben nicht nur charakterlich eine individuelle Note von ihm bekommen, sondern auch stilistisch hat er sich bemüht, wirklich jeder Figur eine eigene Gestalt zu geben. Auch was die Hintergründe anbelangt, kann man nicht meckern. So detaillierte Kulissen, die man schlicht und einfach als großartig bezeichnen muss, ermöglichen dem Leser, ein Eintauchen in diese so unglaublich große Welt. Ob nun dutzende Menschen auf einem Bild sind, oder etliche Gebäude zu sehen sind, im Bezug auf die Zeichnungen kann man keine Mängel feststellen und muss den Detailgrad einfach loben. Was man besonders hervorheben muss, ist die Anpassung seiner Bilder an die momentane Stimmung des Mangas. Sei es das düstere Leben, das hervorgehoben wird mit sehr vielen Schattierungen oder die erheiternden Momente, die er mit seinen verspielten Zeichnungen hervorhebt, es passt immer hervorragend zur jeweiligen Situation.

Fazit:
Das beste Beispiel dafür, dass eine Geschichte unterhalten kann, einfach wenn sie gut erzählt wird. Hier wird nichts weiter getan, als das voranschreitende Leben mehrerer Charaktere zu beschreiben, doch das macht man so realitätsnah und schlüssig, dass man dieses Werk einfach als fesselnd bezeichnen muss. Oyasumi Punpun kann man auch als Reflektion der Realität bezeichnen, der Manga versucht einem etwas zu lehren, er ist zwar sehr düster gehalten, steckt aber voller wahrer Aussagen.
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Avatar: Noa
V.I.P.
#3
Habt ihr euch schon Mal gefragt, wer oder was die Person neben euch im Bus ist? Was er wohl zum Frühstück bevorzugt? Toastbrot oder lieber Cornflakes? Mit Milch oder ohne? Was wäre wenn sein Leben anders verlaufen wäre? Würde er heute noch neben dir sitzen? Wie mag wohl sein Alltag aussehen und was für Probleme plagen ihn? Wie wird er mit ihnen fertig? Gute Nacht, Punpun aus der Feder von Inio Asano beschreibt die Verknüpfung von Einzelschicksale und zeigt wie trostlos unsere Gesellschaft doch ist. Der Manga startete im März 2007 in Shogakukans Young Sunday und wechselte 2008 zum Big Comic Spirits Magazin beim gleichen Verlag. November 2013 beendete Asano den Manga mit 13 Bänden und knapp 150 Kapiteln. Seit März 2013 erscheint der Titel auch in deutschen Raum über Tokyopop.

Der elfjährige Punpun Punyama geht in die 5. Klasse und hat sich auf dem ersten Blick in die süße Aiko, seine neue Mitschülerin, verliebt. Während in ihn die Pubertät strömt und er wegen Aiko Interesse an der Astronomie findet, sind Punpuns Freunde derweil mit dem Thema Sex beschäftigt und setzen sich mit diesem Thema auseinander, indem sie sich heimlich Pornos ansehen. Der Alltag von Punpun ist alles andere als fröhlich. Sein eigener Vater ist arbeitslos und gewalttätig, seine Mutter psychisch labil und suizidgefährdet und sein Onkel hat gar den Glauben an die Menschheit verloren. Das Punpun und seine Familie hier in ihrer Abstraktheit als Karikatur eines Vogels dargestellt wird, hat letztendlich aber keinerlei Auswirkung auf die Handlung des Manga, denn behandelt werden sie von allen wie normale Menschen und agieren auch so, weshalb es sich rein um eine optische Eigenart handelt. Durch diese Eigenart ist der Leser selber gefordert, die charakterlichen und zwischenmenschliche interaktive Lücke zu füllen. Man bekommt hier Kind sein geboten, mit all seinen Schattenseiten und befindet sich in einer trostlosen Welt wieder, in der viele der Bewohner den Glauben an ein glückliches Leben verloren haben und an ihrer eigenen Realität verzweifeln. Eine Geschichte über das Verlorensein während des Heranwachsens, aber auch über das Überleben im mitunter tristen erwachsenen Alltag.

»In diesem Moment dachte Punpun... Meinetwegen kann die Erde explodieren!«

Lässt man sich auf dieses Werk ein, bekommt man so vieles. Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle und das kindliche Abenteuer wandelt sich sehr schnell in eine oft sehr düstere, traurige und eben sehr emotionale Geschichte darüber, wie das Leben wirklich ist - nämlich ein ständiges Auf und Ab, bei dem sich nicht immer alles zum Guten wendet. Diese Coming of Age Geschichte wird aber erst durch ihre Charaktere besonders. Da wären ein anscheinend schizophrener Grundschullehrer, der seine Emotionen nicht unter Kontrolle hat oder der Schuldirektor und sein Konrektor, die Spaß daran haben, Verstecken zu spielen, anstatt sich um den Schulbetrieb zu kümmern. Und dann ist da auch noch Gott, an den Punpun sich immer wendet, wenn er Fragen hat. Die Erscheinung von Gott kommt einem Studie-Nerd mit Afro-Frisur gleich und wenngleich der Herr Punpun liebt, wie er sich für den letzten Dreck hält und sich wie Stück Elend fühlt, sind seine Antworten auf seine Fragen so hilfreich wie ein Feuerlöscher ohne Inhalt. Aiko, die genauso in Punpun verliebt ist, jedoch ihr bisheriges Leben hinter sich lassen möchte und dabei Punpun nicht selten in eine schwierige und verzweifelte Lage bringt, wird vom Wunsch beflügelt eines Tages viel Geld zu verdienen und droht fast an diesen Wunsch zu verzweifeln. Die Vergangenheit verfolgt sowohl die Charaktere, als auch den Leser und man nimmt die gewonnene Erfahrung mit. Die Schönheit in den Details und die deprimierende Grausamkeit der Wirklichkeit lässt sich an jeden Charakter erkennen.

Das Artdesign ist schlicht und ergreifend atemberaubend und wunderschön zugleich! Wo bekommt man sonst solche Bilder gezeigt, von einem verzweifelten und deprimierend Jungen, in sein chaotischen Zimmer weinend auf dem Bett liegend. Es ist der offensichtliche und interessanteste Aspekt, wie die Hauptfigur und seiner Familie gezeichnet sind. Die Idee Punpun und seine Familie als eine schlicht gezeichneten Strichvögel-Familie darzustellen ist absolut genial! Man muss verstehen, dass diese Leute nicht einfach blind durch die Welt laufen, sondern sind, wie physische Manifestationen und man nimmt selbst an ihre Gedanken und Gefühlswelt direkt teil. Die Welt und ihre Charaktere werden hierbei nicht verschönert, sondern vielmehr als das dargestellt was sie sind. So können dieselben Menschen je nach Situation hübsch, freundlich und sympathisch wirken und in einer anderen wiederum eklig und abstoßend. Das hervorragende Charakterdesign, wird durch die stilistische Umsetzung perfekt unterstützt. Jede Figur ist individuell gezeichnet und wird sofort wiedererkannt. Dieses wird noch durch detailverliebte Hintergründe unterstützt, welche, ganz gleich ob Innenräume, weite Landschaftsaufnahmen oder diverse Perspektiven in die Traumwelt von Punpun, nie an Abwechslung und Zeichentalent mangeln. Auch die gegenwärtige Stimmung des Manga wird mal mit starken Schattierungen und mal mit fröhlichen Zeichnungen untermalt. Diese hohen Detailgrad kann man nur loben. Man kann dieses Werk immer und immer wieder neu lesen und doch entdeckt man wieder was neues und kann durch seine Erfahrung, die der Manga einen mit auf dem Weg gibt, bestimmte Ereignisse neu interpretieren. Der Manga schreit förmlich danach erneut gelesen zu werden.

Der Autor selbst schaffte 2001 sein Durchbruch und erhält aus dem Kreis der jungen Menschen eine fast überwältige Unterstützung. Durch seine diversen Werke kann man schnell erkennen wie vielseitig er in sein Schaffen ist. Seine Geschichten kritisieren nicht nur den ganz normalen Alltag im Tokyoter Großstadtmoloch, sondern setzten sich auch mit unterschiedlichen Problemen der Protagonisten auseinander. In einem großem Spektrum von Einzelschicksalen schafft er es die Problematik der jungen modernen Gesellschaft zu begreifen und ausführlich darzustellen. Er füllt seine Werke voll mit Menschlichkeit mit all ihren Facetten. Will man Kritikern und Skeptikern zeigen, dass das Medium Manga weit mehr ist als simple Unterhaltung für Kinder und Jugendliche, dann tut man gut daran zu Inio Asanos Werken zu greifen.

Punpun ist nicht nur ein hervorragender Manga, sondern einer der bisher besten literarischen Werke, die ich je gelesen habe. Es ist ein Meisterwerk, das, wie das wirkliche Leben funktioniert und zeigt eben nicht wie herkömmliche Geschichten, dass Probleme leicht zu lösen sind, sondern setzt sich ernsthaft mit diesen auseinander. Dadurch erweckt es auf den ein oder anderen ein depressiven Eindruck, doch ich würde dieses Werk als realistisch bezeichnen, was linde gesagt, ein düsteren Unterton besitzt. Es ist eine reifere Geschichte mit Themen die zum nachdenken anregen und Weltanschauung verändert. Ich kann Punpun schlussendlich jedem empfehlen, der auf der Suche nach etwas anspruchsvollerem ist als herkömmliche Manga, derjenige sollte aber längere Geschichten nicht abgeneigt sein und auch bereit dazu sein, das Geschehene zu hinterfragen und sich eigene Gedanken um die Handlung, sowie Charaktere machen.
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Avatar: Axerion#4
Seit 2013 erscheint Gute Nacht, Punpun bei Tokyopop.
Hierzu sei anzumerken, dass Tokyopop bekannt dafür ist, häufig mit wenig massentauglichen und speziellen Werken aufzuwarten, von welchen in meinen Augen es einfach viel zu wenige über den großen Teich schaffen.

Der Manga hat hierbei das typische, etwas größer ausfallende Tokyopop-Format.
Das außergewöhnliche Coverdesign der Bände, verspricht schon mal einen Manga der besonderen Art.
Die Cover sind alle in starken Farben gehalten und zeigen eingeprägt den Hauptcharakter des Werkes, Punpun sowie dessen Familienmitglieder.

Der Manga ist hierbei 1a verarbeitet und wirkt durch seinen griffigen Einband sowie die Klappenbroschur sehr hochwertig.
Bei knapp 220 Seiten ist der Preis von 6,95€ absolut gerechtfertigt.

Einleitung:
Der Manga erscheint seit 2007 in Japan und wurde 2013 mit 13 Bänden beendet.
Autor ist hierbei kein geringerer als Inio Asano, der mit seinen Geschichten, welche in die Genre Coming of Age, Slice-of-Life und Drama einzuordnen sind zum mitdenken einlädt.
Seine Werke haben international Interesse geweckt und sind mittlerweile alles andere als nur Geheimtipps für Freunde von anspruchsvollen Seinen Manga.

Plot:
Der introvertierte Grundschüler Punpun, welcher uns in Form eines abstrakten Vogels präsentiert wird, lebt zusammen mit seiner Vogelfamilie in einem normalen Haus.
Trotz dieser ungewöhnlichen Erscheinungsform muss sich Punpun den realen Problemen und Herausforderungen des Lebens stellen.
Zu seinem trinkenden, gewalttätigen und manipulativen Vater hat er ein naives, recht gutes Verhältnis.
Trotz dessen Aggressionen, sieht Punpun gewissermaßen zu ihm auf.
Mit seiner psychisch labilen Mutter kann sich der kleine Vogel indes wenig identifizieren.
Es kommt dazu, dass sich Punpuns Onkel um ihn kümmern muss.
Dieser ist von Selbstzweifel zerfressen und hat seinen Platz in der Gesellschaft noch nicht so richtig gefunden.

Die von Erwachsenen gerne kleingeredeten Probleme eines Kindes plagen Punpun. Er ist überfordert und sucht verzweifelt nach Antworten und Lösungen.
Aus Punpuns kindlicher Weltsicht heraus schafft er abstrakte Ideen und Vorstellungen in seiner Fantasie und klammert sich an diese.
So beschließt er Astronom zu werden als seine angebetete Mitschülerin Aiko im erzählt, die Menschheit würde aussterben, wenn sie keine anderen Planeten findet.
Er will alle Menschen retten oder zumindest Aiko und seine Eltern.
Auch spricht er regelmäßig mit einem imaginären Gott, welchem er aber auch nicht so recht vertrauen kann…

Zeichenstil:
Im Kontrast zu den bewusst simplen Zeichnungen von Punpun und seiner Familie steht der für Inio Asano typische, sehr realistischen Manga-Stil.
Der Autor beschönigt hierbei Manga-untypisch weder die Charaktere noch die reale Welt, in welcher die Geschichte spielt.
So können dieselben Menschen je nach Situation hübsch, freundlich und sympathisch wirken und in einer anderen eklig und abstoßend.
Das hervorragende Charakterdesign, wird durch die stilistische Umsetzung perfekt unterstützt.
Jede Figur ist individuell gezeichnet und wird sofort wiedererkannt, auch wenn sie seit Kapiteln nicht mehr vorkam.
Die tollen Zeichnungen der Charaktere werden durch die detailverliebten Hintergründe unterstützt.
Gleich ob Innenräume, weite Landschaftsaufnahmen oder Vogelperspektiven, an Abwechslung und Zeichentalent mangelt es nie.
Die Stimmung des Manga wird mal mit starken Schattierungen, mal mit fröhlichen Zeichnungen untermalt.
Besonders zu erwähnen sei hier das miteinbeziehen von echten Bildern oder Fotos, welche an den Manga-Stil angepasst wurden. Einfach nur ganz großes Kino.
Abschließend seien noch die Darstellungen von Punpuns Träumen oder Gedanken in Besonderem Maße hervorzuheben.
Seine Vorstellungen von Gott, Sex, fernen Sternen oder dem Gefühl des Fortfliegens ist für ein Kind so realistisch und auf den Punkt gebracht, dass sie beim Lesen gleichermaßen amüsieren wie berühren.

Charaktereinführung und Entwicklung:
Als Leser begleitet man den kleinen Vogel, dessen Familie und Freunde aus der Position des Beobachters heraus.
Bereits nach kurzer Zeit bemerkt man, dass Punpun und seine Familie völlig normal mit den anderen Menschen und Gegenständen in ihrer Umwelt interagieren, obgleich sie als simple Strichvögelchen dargestellt werden.
Daraus lässt sich schließen, dass es sich bei Punpun sowie dessen Familie schlicht um Platzhalter handelt und sich der Leser selbst Gedanken zu ihrem Aussehen sowie ihren nonverbalen Emotionen machen soll.
Im weiteren Verlauf der Geschichte bestätigt sich diese Annahme dadurch, dass die Gesichter von Punpun und seinem Onkel in wenigen Situationen sehr nah gezeichnet werden und sie hierbei menschliche Augen besitzen, welche die jeweiligen Gefühle zum Ausdruck bringen.

Die Entwicklungen der einzelnen Charaktere werden genauestens beleuchtet und so erfahren wir neben den Handlungen und dem Gesprochenen auch die Gedanken der Charaktere.
Hierbei besteht keinerlei Filterung und gleich ob ein Gedanke moralisch vertretbar oder verwerflich ist erfährt man diesen als Leser.
Dies schafft absolut komplexe und realistische Charaktere, fernab von reinem schwarz/weiß denken, mit denen man sich als Leser identifizieren kann.
Allen voran ist Punpun selbst so perfekt ausgearbeitet, dass jede seiner Handlungen absolut nachvollziehbar ist.
Der Autor schafft es die Ansichten, Gefühle, Ideen und Wünsche eines Grundschülers teilweise so erschreckend realitätsnah aufzufassen, dass dem Leser selbst verdrängte Kindheitserinnerungen wieder ins Gedächtnis kommen.

Fazit:
Inio Asano schaffte mit Gute Nacht, Punpun eine ergreifende Geschichte rund um Kinder und deren täglicher Kampf gegen ihre Probleme.
Er scheut sich hierbei weder die kleinen und großen Grausamkeiten zwischen Kindern darzustellen, noch die ersten Erfahrungen mit der eigenen Sexualität von heranwachsenden.
Die Erwachsenen werden teils Karikaturenhaft und überzogen dargestellt, wenn ihre Handlungen aus der Sicht von Kindern nicht nachvollziehbar sind.
Aber auch Liebe und Freundschaft sowie Vertrauen spielen eine große Rolle in dem Werk.
Durch das darstellen des Hauptcharakters Punpun als simples Strichmännchen gelingt es dem Autor die größten Vorteile von Büchern sowie von Manga zu vereinen.
Wie in einem Roman, ist es die Aufgabe des Lesers den Platzhalter Punpun mit Leben zu füllen, ihm einen Körper und äußerliche Emotionen zu geben während man seine Charaktereigenschaften, seine Denkweise und seine Handlungen vom Autor vorgegeben bekommt.
Allein die Art, wie die anderen Charaktere auf Punpun reagieren gibt Aufschluss über seine Mimik.
Zeitgleich zieht der Manga den Leser mit seinen detaillieren Zeichnungen und seiner komplexen Geschichte in den Bann.
Obgleich Gute Nacht, Punpun die Schrecken der Kindheit thematisiert, handelt es sich um kein depressives Werk, welches die Stimmung des Lesers nach unten zieht.
Punpuns Träumen und Vorstellungen lassen einen schmunzeln und seine Überforderung in einigen Situationen ist sehr humorvoll dargestellt.

Abschließend sei gesagt, dass es sich bei dem Manga um eine komplexe Coming of Age-Geschichte handelt, für welche man sich Zeit und Muße nehmen sollte.
Inio Asano fordert den Leser stetig zum Mitdenken und eigene Schlüsse ziehen auf.
Ein Seinen Manga, sprich ein Manga für Erwachsene, der besonderen Klasse an dem sich Nachfolgende Werke messen lassen müssen.
Ich habe bisher die ersten 3 Bände gelesen und bin gespannt was mich in Zukunft noch erwarten wird.

Vielen Dank fürs lesen,

Dave / AK Manga(YouTube)
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Avatar: optimistic-yuyu#5
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Review zu "Gute Nacht Punpun" von Inio Asano

Trigger Warnung: eigentlich alles
Spoiler Warnung

"Lieber Gott, lieber Gott, Schnickedischnack!" Diesen Spruch bekam Punpun als Kind von seinem Onkel Yuichi beigebracht. Immer, wenn er in Schwierigkeiten steckte oder im Leben nicht mehr weiter wüsste, sollte er diesen Spruch aufsagen, dann würde es schon irgendwie weitergehen. Doch Punpun merkt schnell, dass es nicht so einfach ist. Nachdem es in seiner Familie zu häuslicher Gewalt kommt, kümmert sich zunächst eben dieser Onkel um Punpun. Doch Yuichi hat genug eigene Probleme im Leben, und so ist die einzige Person, die Punpun Trost spendet seine Klassenkameradin Aiko. Die beiden vertrauen sich gegenseitig ihre Wünsche und Träume an.

Da er ein Versprechen nicht halten konnte, bricht der Kontakt zwischen den beiden zu Beginn ihrer Jugend ab. In Punpuns Leben folgt jetzt ein traumatisches Erlebnis nach dem anderen, in seiner Familie hat er schließlich niemanden mehr, dem er auch nur ansatzweise vertrauen kann. Aiko kann er in dieser Zeit nie vergessen. Als junger Erwachsener bezieht er schließlich eine eigene Wohnung. Er lebt sozial weitestgehend zurückgezogen und verbringt die meiste Zeit damit in der Stadt zu spazieren, immer in der Hoffnung, Aiko über den Weg zu laufen.

Ganz zufällig trifft er sie dann auch wirklich wieder. Er erfährt, dass ihr Leben noch viel schlimmer war als seines. In ihrer Verzweiflung begehen die beiden eine Straftat, für die es keine Wiedergutmachung gibt. Aber eigentlich wollen sie das auch nicht. Zu zweit flüchten sie durch Japan, doch das gegenseitige Vertrauen kriselt nach und nach. Schließlich setzt Aiko einen endgültigen Schlussstrich.

Dieser Manga behandelt auch einige weitere Handlungsstränge, wie zum Beispiel die Freundschaft zwischen zwei Jungen, die durch einen Schicksalsschlag verbunden sind, Menschen, die auf einen Betrüger reinfallen und eine Krebserkrankung.

Der Zeichenstil ist realistisch und detailliert, einzig Punpun wird die meiste Zeit über als kleiner Vogel dargestellt. Es gibt immer wieder Zeitsprünge von ein bis zwei Jahren.

Punpun spricht bis auf einmal nie direkt, alles was er sagt, wird als Zitat dargestellt. Die Leser erhalten immer wieder Einblick in seine Gedanken, Punpuns innere Monologe werden oft gezeigt.

Zum Abschluss noch einmal die Trigger Warnung: In diesem Manga kommen viele schwierige Themen vor, Menschen denen sowas sehr nahe geht und/oder die psychisch gerade eine schwere Phase durchlaufen, sollten diesen Manga mit Vorsicht oder gar nicht lesen.
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Kommentare

Avatar: aniSearchler
aniSearchler
#1
Da lieg ich nun, die letzten 4 Bänder von Gute Nacht Punpun in einem rutsch gelesen.. im Hintergrund läuft the Smiths und ich einfach total fertig nach der Tragik die sich über diesem Manga gezogen hat.

"Zu leben ist manchmal echt schwer" ja mir tuen diese Charaktere Leid. So viel schlimmes sollte meiner Meinung keiner Erfahren. Bringt einen echt zum nachdenken was man selbst so sieht wenn man in den Spiegel schaut, aber genug Melancholie geschoben. Bin echt froh das Werk hinter mir zu haben bin gespannt auf weiter Asano-Titel :)

(Ist ein Kommentar keine Bewertung / die folgt wenn mal Zeit ist)
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Avatar: Kurumi_Chan#2
einfach nur mega nice, dramatische story aus dem leben von pun pun, emotional mitreißend
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