NanakaFreischalter
– Themenstarter#1Vor kurzem erschien mit der Gesamtausgabe von „Serial Experiments Lain“ die Neuauflage eines viel gefeierten und hochgelobten Klassikers. Grund genug, die Box mal ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Aufmachung
Die Gesamtausgabe kommt als Digipak in einem Schuber. Für das Review liegt die Blu-ray-Box vor. Die 13 Folgen sind in der Blu-ray-Ausgabe auf insgesamt 2 Discs verteilt. Das Digipak ist rundum mit schicken Artworks bedruckt und als Extras liegen ein DIN-A4-Poster und ein DIN-A6-Sticker bei.Das Digipak ist an sich schön gestaltet, wirkt aber etwas dünn – hier hätte ich mir eine etwas stabilere Verarbeitung gewünscht. Der FSK-Sticker ist leider auf dem Digipak aufgedruckt und lässt sich nicht entfernen.
Was ist „Serial Experiments Lain“ überhaupt?
Der Anime „Serial Experiments Lain“ wurde im Jahr 1998 unter der Regie Ryuutarou Nakamuras („Kino’s Journey“, „Sakura Wars“) produziert.Er spielt in einer nahe gelegenen Zukunft – aus heutiger Sicht wohl eher eine alternative Version der Zukunft. Die 13-jährige Lain ist ein ruhiges Mädchen und findet nicht viel Anschluss in ihrer Klasse. Eines Morgens geht das Gerücht in der Klasse herum, dass das Mädchen Chisa aus der Parallelklasse derzeit E-Mails verschickt, dabei hat dieses doch vor kurzem Selbstmord begangen. Lain selbst weiß mit Computern nicht allzu viel anzufangen, entscheidet sich zu Hause jedoch, nach langem ihren PC wieder einmal einzuschalten. Auch ihr hat das tote Mädchen eine E-Mail geschrieben. Dort spricht es von einem Leben ohne Körper, einer Existenz in „The Wire“ (dem Internet). Nachdem sie sich einmal damit beschäftigt hat, wird Lain von einer Faszination für „The Wire“ gepackt und begibt sich immer tiefer ins Netz. Doch bleibt sie dabei nicht unbeobachtet …
Animation
Für damalige Verhältnisse bietet der Anime uns überdurchschnittlich gute Animationen, heutzutage würde ihn allerdings nur noch ein Liebhaber so bewerten. Verglichen mit aktuellen Saison-Animes wird sich Lain wohl eher im Mittelfeld einordnen, wodurch auch der moderne Anime-Fan sich die Serie anschauen kann, ohne große Abstriche machen zu müssen.Darstellung und Storytelling
Was macht „Serial Experiments Lain“ überhaupt zu einem Anime, an den man sich nach so langer Zeit noch erinnert? Es dürfte zweifelsohne die Erzählweise sein. Heutzutage wird mehr den je jede Kleinigkeit in einem Anime erklärt oder man hat das Gefühl, dass man bei allen Fragen, die ein Anime nicht auflöst, aufgrund fehlender Informationen selbst gar keine Chance hat, eine Lösung zu finden. „Lain“ geht die Sache anders an: Man wird mit vielen Informationen gefüttert, doch letztendlich wird nie klar gesagt, wer der Gute ist und wer der Böse oder was überhaupt vor sich geht. Der Anime lässt dem Zuschauer bewusst Raum, um seine eigenen Schlüsse zu ziehen.Typische überdrehte Stereotypen sucht man hier vergeblich; die Charaktere wurden natürlich gehalten. Die neue Waifu wird also wohl nicht im Cast schlummern, aber dafür erhält man hier charakterlich einzigartige Figuren, die man nicht gegen die aus dem nächstbesten Anime austauschen kann.
Die optische Aufbereitung ist zwar gelungen und hübsch, macht es dem Zuschauer aber auch nicht einfacher das große Ganze zu verstehen – was jetzt nichts Schlechtes ist, sondern wird hier wieder reichlich Raum für eigene Gedanken gelassen. Es werden einem häufig skurrile Szenarien geboten, die weitere Puzzleteile des großen Ganzen liefern können.
Ein alter Anime will uns etwas über die Technik erzählen?
Zugegeben, es wirkt alles auf den ersten Blick sehr abstrakt, aber Leute, die unreflektiert persönliche Informationen öffentlich ins Netz blasen oder Schülerinnen, die durch einen Kult im Netz den Freitod wählen, halten wir doch eher für ein Phänomen unserer Neuzeit. Auch dass sich Technikbesessene beim Reden nicht mehr in die Augen schauen, ist doch eine Unart unserer Jugend, oder?Sieht man also über die Röhrenmonitore hinweg, findet man unzählige Bezüge zu unserer heutigen technischen Gesellschaft und unserem sozialen Umgang.
Synchronisation und Untertitel
Früher war alles besser? Die modernen Synchronisation sind alle Mist? Dann gibt es ja hier nichts zu meckern. Die Synchronisation wurde schließlich für die erste deutsche Veröffentlichung im Jahre 2004 produziert!Aber Spaß beiseite: Die Synchronisation ist solide und man kann hier bedenkenlos auf den deutschen Ton umschalten, doch für Liebhaber ist die japanische Tonspur mit deutschen Untertiteln natürlich auch vorhanden. Die Untertitel haben einen schlichten und leserlichen Schrifttyp, sind in Weiß gehalten und schwarz umrandet. Ihr Timing stimmt und beim Lesen sind mir keine Fehler aufgefallen.
Technische Daten
Das Menü besteht aus einem einfachen Bild ohne Animationen und als musikalische Untermalung wird das Lied „Prototype A“ vom Soundtrack gespielt. Es gibt ein simples Menü, das aus „Start“, „Episodenauswahl“ und „Einstellungen“ besteht. Die Einstellungen umfassen die Auswahl zwischen der japanischen und der deutschen Tonspur und zwischen aktivierter und deaktivierter deutscher Untertitelspur.DVD: | Blu-ray: | |
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Länge: | ca. 325 Min. | ca. 325 Min. |
Episoden | 13 | 13 |
Anzahl Datenträger: | 3 | 2 |
Sprache: | Deutsch, Japanisch | Deutsch, Japanisch |
Tonformat: | Dt.: Dolby Digital 5.1, DTS Jap.: Dolby Digital 2.0 | Dt.: DTS-HDMA 5.1 Jap.: PCM 2.0 |
Untertitel: | Deutsch | Deutsch |
Bildformat: | 4:3 | 1080i HD 4:3 - 1.33 |
Extras: | Poster, Sticker | Poster, Sticker |
FSK: | Ab 12 Jahren | Ab 12 Jahren |
Fazit
„Isekai“ und „Moeblob“ – Die heutige Anime-Industrie bietet uns mehr neue Serien pro Saison als je zuvor und doch erscheinen einem langjährigen Fan Animes eintöniger denn je. Wir sind ständig auf der Suche nach dem zukünftigen Hit, der uns etwas noch nie Dagewesenes bietet. Aber warum nur auf die Titel warten, die da noch kommen und nicht auch mal einen Blick in die Vergangenheit werfen?„Lain“ hat zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, gehört aber noch lange nicht zum alten Eisen. Jeder, der auf der Suche nach etwas Neuem und Anderem ist, sollte hier nicht zögern und zugreifen. Leute, die nach leicht verdaulicher Abendunterhaltung zum Abschalten suchen, sollten allerdings einen Bogen um die Serie machen.
Ich möchte mich hier noch mal bei Nipponart für das kostenfreie Muster bedanken.
Produkt
Bilder:
Fotos des Produkts von Nanaka
Fotos des Produkts von Nanaka
Kommentare
hier noch die erklährung wie ich die Serie verstanden habe.Achtung es spoilert die gesamte Serie wenn man sie noch nicht durch hat solte man nicht weiter lesen.
Unterm Strich kann ich diesem Anime jeden empfehlen, der mit dem Psycho-Genre auch nur ansatzweise etwas anfangen kann.
auf der Suche nach einem "tiefgründigen" Anime hab ich mich ein wenig überschätzt, und diesen hier gewählt.
Am Schluss hab ich den Anime nur bruchstückhaft (SEHR bruchstückhaft) verstanden.
Es dreht sich um das "Wired" (man kanns als internet nehmen), ein spiel, eine selbstmörderin, und alles mögliche, was da alles mit reingezogen wird.
Alles zusammengemischt ergibt es sicher nen tiefsinnigen Scheiß, von dem ich jedoch null verstehe.
Ich übergebe den Anime an diejenigen, die Zeit dafür haben sich ordentlich mit dem Anime auseinanderzusetzen.
Von mir trotzdem 9/10, da der Anime sicher verdammt viel Potenzial hat, es liegt am zuschauer, dieses auszuschöpfen.
Die virtuelle Welt gewinnt für Lain mehr und mehr an Bedeutung, während die reale monoton vor sich hin existiert. Eine Freundin aus der Realität, wie wir sie definieren würden, ist ihr noch wichtig. Eine Freundin, von der sie glaubt, dass sie sie verstehen könnte, der sie sich anvertraut und die sie an die reale Welt gebunden hält, während sie durchs World Wide Web streift.
Schwere Kost und nicht immer leicht zu verstehen. Lain muss einen Nerv treffen um wirklich begeistern zu können. Einen Nerv, den die Leute von vor 10 Jahren (zur Entstehungszeit der Serial Experiments), als das Internet noch keine Alltäglichkeit war, wohl eher hatten.