Willkommen zur ersten Folge der Staffel 11 von Wissenschaft am Sonntag.
Heute befassen wir uns mit den Maya.
Kapitel 1: Die Entdeckung
60 Kilometer tief im ökologischen Reservat Balamkú im mexikanischen Bundesstaat Campeche haben Forschende eine alte Maya- Stadt entdeckt. Allein das auf einem Plateau errichtete Stadtzentrum erstreckt sich über 50 Hektar und umfasst mehrere Gebäude, Tempel und ummauerte Plätze. Aber auch Pyramiden von mehr als 15 Meter Höhe. Wegen der zahlreichen verstreuten Steinsäulen im gesamten Gebiet wurde die Stadt "Ocomtún" getauft.
In der Sprache der Maya bedeutet das "Steinsäule".
Lage(
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Gebiet(
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Mithilfe von Laserscan aufgezeichnet.
Steinsäule(
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Gebäude mit Steinstufen(
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Mauerreste(
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Das größte Bauwerk der Maya-Stadt liegt im nordwestlichen Teil des Zentrums. Dort befindet sich eine künstliche, rechteckige Plattform, die 80 Meter lang und zehn Meter hoch ist. An ihrem nördlichen Ende ragte eine große Pyramide auf, die zusammen mit dem Plateau 25 Meter über das umgebende Terrain hinausragt. Im Südosten des Stadtzentrums liegen drei große gepflasterte Plätze, die von mehreren imposanten Gebäuden und verbindenden Patios(spanische und portugiesische Innenhöfe) geprägt sind.
Die zahlreichen überall verstreuten zylindrischen Steinsäulen interpretieren die Forscher als Überreste von Eingängen zu den Obergeschossen der heute verfallenen Gebäude.
Ersten Datierungen zufolge stammt die Maya-Stadt Ocomtún etwa aus der Zeit um 250 bis 1000 nach Chr. im 50 Kilometer Umkreis befinden sich weitere Städte: Nadzcaan, Chactún und Calakmul. Deswegen geht man davon aus, dass Ocomtún ein wichtiges regionales Zentrum gewesen sein muss.
Kapitel 2: Geschichte
Die Maya sind ein indigenes Volk bzw. eine Gruppe indigener Völker, welche ca. von 2.000 v. Chr. bis 900 n. Chr. in Mittelamerika lebten. Die Region in der die Maya lebten wird als Mesoamerika bezeichnet.
Lage(
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Gebiet(
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Das Gebiet, über das sie beherrschten war ungefähr so groß wie Deutschland.
Die frühen Maya werden als Hochkultur bezeichnet. Das bedeutet, dass sie für die damalige Zeit eine sehr weit entwickelte Kultur besaßen: Sie bauten zum Beispiel große Städte, entwickelten eine eigene Schrift und beobachteten die Umlaufbahnen von Planeten.
Das Maya Gebiet war in drei Teilen geteilt. Das nördliche, das zentrale und das südliche Gebiet. Allerdings wird traditionell nur zwischen den Hochland-Maya(in Chiapas/Mexiko und Guatemala) und den Tiefland-Maya(auf der Halbinsel Yucatán, in Petén/Guatemala und Belize) unterschieden.
Im Laufe der Geschichte gab es eine Verlagerung der kulturellen Zentren vom Hochland ins Tiefland und dann in den Norden der Halbinsel Yucatán.
Zur Zeit der Ankunft der Spanier Ende des 15. Jahrhunderts lagen die meisten Zentren der Maya-Kultur im Norden von Yucatán, während das zentrale Tiefland nur noch dünn besiedelt war. Im südwestlichen Hochland existierten zu diesem Zeitpunkt recht eigenständige Maya-Kulturen. Im Gegensatz zu vielen anderen indigenen Völkern existieren die Maya noch heute und leben vorwiegend im mexikanischen Teil von Yucatán.
Die Geschichte der Maya wird in drei Epochen eingeteilt: Vorklassik, Klassik, Postklassik.
- Vorklassik (ca. 2000 v. Chr. bis 250 n. Chr.)
Über die vorklassische Zeit der Maya ist relativ wenig bekannt. Älteste archäologische Funde können auf das Jahr 2000 v. Chr. datiert werden. Die Landwirtschaft entwickelte sich zu dieser Zeit und es kam zur Gründung von Städten. Zudem wurde Handel betrieben und um ca. 500 v. Chr. entstanden die ersten Tempelbauten. Das Königtum im Mayareich wurde eingeführt und die Bevölkerung wuchs stark an.
- Klassik (ca. 250 bis 900 n. Chr.)
Dies war die Blütezeit des Mayareiches. Es hatte seine größte Ausdehnung von etwa 350.000 km². Die größten Mayastädte mit mehreren 10.000 Einwohnern existierten zu dieser Zeit, womit sie deutlich größer waren als die europäischen Städte dieser Epoche. Neue Städte wurden gegründet und viele der teilweise noch heute erhaltenen Tempelbauten und Pyramiden errichtet.
- Postklassik (ca. 900 bis 1511 n. Chr. )
In der Postklassik kam es zur Aufgabe erster Mayastädte. Die Bevölkerung im zentralen Mayareich Yucatáns nahm stark ab. Es ist umstritten, warum die Epoche der Klassik und damit die Blütezeit der Maya endete. Möglich ist einerseits, dass nicht mehr genug Nahrungsmittel auf den landwirtschaftlichen Flächen erzeugt werden konnten. Andererseits könnte es sein, dass Eroberungen durch andere Völker und Kriege zwischen den Mayastämmen zur Schwächung führten. Auch Klimaveränderungen, Naturkatastrophen oder Epidemien werden als mögliche Ursachen in Betracht gezogen.
1519 erreichten die Spanier die Halbinsel Yucatán. Die Blütezeit der Mayahochkultur war zu diesem Zeitpunkt bereits lange beendet. Als sie die Absichten der Spanier erkannten, leisteten sie Widerstand und kämpften gegen die Unterwerfung an. Die Eroberung des Mayareiches war sehr schwierig und verlustreich für die Spanier. Es existierte nicht nur ein wichtiges Zentrum, dessen Unterwerfung den Untergang des ganzen Reiches bedeutet hätte, wie es mit Tenochtitlán bei den Azteken gelang. Das Mayareich verfügte über eine Vielzahl von wichtigen Städten, die es zu bezwingen galt. Dennoch schafften die Spanier es schlussendlich, das Reich unter ihre Herrschaft zu bringen und einen großen Teil der Mayakultur zu vernichten bzw. zu unterdrücken. Die letzten Mayastädte kamen erst 1697 unter spanische Herrschaft.
Heutzutage leben etwa sechs Millionen Maya in Mexiko und Guatemala sowie den angrenzenden Ländern Belize und Honduras. Die meisten arbeiten als Bauern und leben in armen Verhältnissen. Viele Maya sprechen noch Mayasprachen und haben auch einen Großteil ihrer Kultur bewahrt.
Kapitel 3: Das Volk
Die Mayakultur setzte sich aus verschiedenen Volksgruppen zusammen, die durch zahlreiche Gemeinsamkeiten verbunden waren, sich aber durchaus auch unterschieden. Kulturelle und religiöse Traditionen wurden unter allen Mayastämmen weitgehend geteilt, doch gab es zum Beispiel verschiedene Ausprägungen der Mayasprachen oder Besonderheiten zwischen den Lebensweisen der Hochland- und der Tiefland-Maya. Die Maya lebten in 50 eigenständigen Stadtstaaten, die untereinander auch nicht selten Kriege führten. Erstaunlich ist, dass die aktive Kriegstradition der Maya der weiten Verbreitung ihrer Kultur nicht im Wege stand. Ziel der Maya-Kriege war es nicht, den gegnerischen Stadtstaat zu zerstören, sondern Abhängigkeiten und damit Vormachtstellungen und Prestige zu schaffen sowie Abgaben zu erzwingen.
Gemeinsames demokratisches Merkmal der Mayakultur war die Wahl eines Bürgermeisters im Drei-Jahres-Rhythmus für jeden Stadtstaat. Die Gesellschaft der Maya bestand aus einer Ober- und einer Unterklasse. Die Oberklasse, der Adel, stellte alle wichtigen religiösen und politischen Funktionen. Die Unterklasse bestand aus Bauern und Arbeitern.
Die Hochkultur der Maya kannte bereits eine gut organisierte Landwirtschaft mit aufwändigen Bewässerungssystemen. Für Trockenzeiten wurde das Wasser in Stauseen gesammelt, um es dann bei Bedarf auf die Felder zu leiten. Nur so war es möglich, eine so große Anzahl von Menschen zu ernähren. Zudem verfügten die Maya über hervorragende mathematische und astronomische Kenntnisse, auf deren Basis sie ein komplexes Kalendersystem entwickelten.
Den Mayakalender sollte jeder, spätestens seit dem Weltuntergang 2012, ja schon kennen.
Da der Kalender recht kompliziert ist hier ein Bild mit Funktion.
Kalender(
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Die Mayaschrift besteht aus etwa 800 verschiedenen bildhaften Zeichen, die bis heute noch nicht alle entschlüsselt werden konnten. Sie war bis zur Ankunft der Spanier das einzige bekannte voll entwickelte Schriftmedium in Amerika.
Schriftzeichen(
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Die Maya sind auch das erste Volk, welches mit der Ziffer 0 rechnet. Die geben ihr sogar ein eigenes Symbol.
Zahlensystem(
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Im Verbreitungsgebiet des Mayareiches ist eine Vielzahl Ruinen von Tempeln, Stufenpyramiden und Palästen gut erhalten. Die Gebäude aus Stein waren adligen und religiösen Bauten vorbehalten. Die schlichten Wohngebäude aus Holz und Lehm der unteren Mayaschichten sind witterungsbedingt nicht erhalten geblieben. Die Architektur der Maya kannte keine Bögen, dafür aber eckige Formen und rechte Winkel. Die Bauwerke waren zumeist fensterlos und nur von außen verziert. Wie alle mittelamerikanischen Hochkulturen kannten auch die Maya das Rad noch nicht und verfügten über keine Lasttiere. Sie transportierten ihre Baustoffe nur durch Menschenkraft und errichteten dennoch bis zu 65 Meter hohe Bauten.
Bilder von Gebäuden:
Bild1Bild2Bild3Bild4Die Religion spielte im Reich der Maya eine sehr wichtige Rolle. Entsprechend groß ist die Zahl religiöser Bauten in den Mayastädten. Der König jedes Stadtstaates übte meist gleichzeitig auch die höchste religiöse Position aus. Die Maya stellten sich die Welt geteilt in drei Bereiche vor: die himmlische Welt, die irdische Welt und die Unterwelt. Die Mayareligion gehört zu den polytheistischen Religionen(Vielgötterei). Die Götter wurden genauso als sterbliche Wesen dargestellt wie die Menschen. Durch Opfergaben hielten die Maya die Götter und den Kosmos am Leben. Es gab Sachopfer, Tieropfer, aber auch Blut- und Menschenopfer. Da das Blut als Sitz der Seele angesehen wurde, opferten Priester ihr eigenes Blut, indem sie sich zum Beispiel Dornenfäden durch die Lippen zogen. Zu Menschenopfern wurden wie bei den Azteken Kriegsgefangene, jedoch auch Mitglieder des eigenen Stammes benutzt.
Berühmt sind die Maya unter anderem für den Anbau von Mais. Denn sie haben den Mais kultiviert und wussten wie man ihn organisiert anbaut. Mais war ein solch wichtiges Nahrungsmittel, dass die Maya sogar ihre Schöpfungsgeschichte darauf ausrichteten. Sie glaubten, dass die Götter die Menschen ursprünglich aus Mais geformt hatten. Aus diesem Grund nannten sie sich "Mais-Menschen".
Außerdem erfanden sie die heiße Schokolade, also den Kakao. Sie brauten aus den Kakao-Bohnen, welche zudem auch die Währung war, ein köstliches heiliges Getränkt, welches während ritueller Zeremonien getrunken wurde. Sein Name lautete "Xocolatl". Allerdings benutzten sie Wasser anstatt Milch.
Aufgrund der vielen künstlerischen Funde wurde die Kultur der Maya lange Zeit romantisiert. Eine friedliche Zivilisation, die für die Kunst lebt und die Sterne beobachtet, so hatte es den Anschein. Erst mit Entschlüsselung der Maya-Schrift wurde dieses Bild korrigiert.
Die Maya entpuppten sich nun als nicht sehr friedliebend. Sie führten untereinander ständig Kriege, Menschenopfer waren an der Tagesordnung. Besiegten Feinden wurden die Köpfe abgeschlagen und als Trophäen gesammelt. Teilweise wurden die Kriege nur aus einem einzigen Grund geführt: Gefangene zu nehmen, die man anschließend foltern und opfern konnte.
Die Maya-Zivilisation mag untergegangen sein, aber sie ist trotzdem noch da. Tief vergraben unter einer Menge Erde. Oder verborgen im Dickicht des Dschungels.
Wir müssen sie nur suchen.
Mit diesem Absatz beende ich die heutige Folge. Das Maya Thema hat noch sehr viel zu bieten, allerdings würde das den Rahmen sprengen.
In diesem Sinne. Bis bald.
Euer zweiter Clubleiter ChimoAri
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