Ryoushu

Als im Dorf eine Zeit des Hungers anbrach, forderte der Fürst vom Volk weiterhin die Abgabe seiner viel zu hohen Steuern. Sie waren zu schwach, um sich gegen ihn zu wehren. Nur Jeanne, über die gesagt wurde, sie sei vom Teufel besessen, war stark genug, um hart weiterzuarbeiten. So konnte ihr Mann als einziger Dorfbewohner die Steuern bezahlen. Der Fürst beförderte daraufhin Jean, der zu dieser Zeit noch ein einfacher Bauer war, zum Steuereintreiber des Dorfes. Jean und Jeanne waren glücklich, aber ihr Leid fing erst an.

Krieg brach aus. Auf der einen Seite kostete er viel Geld. Auf der anderen Seite jedoch bedeutete ein gewonnener Krieg, dass man sein Territorium ausweiten konnte. Der machthungrige Fürst wollte an so viel Geld wie möglich gelangen und war deshalb außer sich vor Wut, dass Jean nur so geringe Mengen Geld eintreiben konnte. Drei Tage hatte Jean Zeit, um das nötige Geld zu beschaffen. Damit er wusste, dass es dem Fürsten ernst war, wurde ihm die linke Hand abgeschlagen. Durch die Macht, die sie von dem Teufel erlangt hatte, konnte Jeanne den Geldverleiher der Stadt dazu bringen, ihr eine große Summe Geld zu geben. Dieser war für seine Härte bekannt und dafür, dass er nicht einmal dem Fürsten Geld borgte.

Die Männer zogen in den Krieg, und so vergingen mehrere Jahre. Jeanne war inzwischen zur Geldverleiherin geworden, was ihr einen hohen Status einbrachte. Sie war noch respektierter und noch gefürchteter als die Fürstin. Als der Krieg zu einem Ende kam und der Fürst in das Dorf zurückkehrte, erfuhr er von Jeannes Aufstieg. Das Adelspaar wollte sie loswerden. Der Page der Fürstin griff sie mit einem Messer an. Sie floh und konnte entkommen. Der Fürst wollte sie kreuzigen und verbrennen, da es zur damaligen Zeit Usus war, eine Hexe auf diese Weise zu töten. Der Priester sprach dem Fürsten jedoch eine Warnung aus. Solange die Seele einer Hexe noch im Besitz des Teufels ist, stirbt er bei dieser Prozedur nicht, sondern könnte sich sogar im näheren Umfeld ausbreiten. Der Fürst wollte sie deshalb stattdessen im tiefsten Kerker einsperren und ununterbrochen foltern, um ihrem Herzen Güte und Demut zu lehren. Doch Jeanne entkam, und der Teufel zeigte sich ihr ein weiteres Mal.

Jeanne benutzte ihre vom Teufel erhaltenen Kräfte, um die Menschen von ihrem Leid zu erlösen. Als Dank schenkten sie ihr Essen und Wein. Das blieb auch dem Fürsten nicht verborgen, der ihre Taten als Verrat an ihm und als Rebellion gegen Gott ansah. Auch der Page der Fürstin trat an Jeanne heran. Er war in die Fürstin verliebt, hatte aber keine Chance auf eine romantische Beziehung mit ihr. Jeanne stellte einen Zaubertrank her, der seine Wirkung nicht verfehlte. Die Fürstin schlief mit dem Pagen. Der Fürst erwischte sie jedoch inflagranti und tötete beide mit seinem Schwert. Da es bereits so weit gekommen war, dass sich Jeannes Einfluss bis ins Schloss ausgebreitet hatte, sah er sich gezwungen, mit ihr zu verhandeln. Er versprach ihr und ihrem Mann ein großes Stück Land, wenn sie ihm dafür alle Geheimnisse ihrer Kräfte anvertraut. Jeanne jedoch verlangte viel mehr. Sie wollte alles auf der Welt besitzen. Diese Antwort stieß den Fürsten vor den Kopf. Wütend ließ er sie auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Er hätte jedoch auf die Warnung des Priesters hören sollen. Während Jeanne verbrannte, breitete sich der Teufel bei den Dorfbewohnern aus, die in weiterer Folge die Französische Revolution eingeleitet haben.