Anspruch: | mittel |
Action: | sehr viel |
Humor: | wenig |
Spannung: | mittel |
Gefühle: | sehr viel |
Kann der Streifen storytechnisch und visuell mehr halten als das Spiel? Bei allen neun Höllen, das kann er!
Länge: 88 Minuten
Director: Mike Disa, Victor Cook, Shukou Murase, Jong Sik Nam, Lee Seunggyu, Kim Sangjin, Yasuomi Umetsu
Producer: Joe Goyette
Music: Christopher Tin
Mit den Stimmen von: Mark Hamill, Victoria Tennant
Der Anime "Dante's Inferno: An Animated Epic" erzählt teilweise aus dem Buch "Die Göttliche Komödie", größtenteils aus dem Spiel "Dante's Inferno" von EA.
Vorallem möchte ich auf die Unterschiede zum Spiel eingehen.
Grundsätzlich entführt Lucifer die Geliebte Dante's - Beatrice. Diese schloss mit ihm einen Vertrag. Dante macht sich mit dem Dichter Vergil, welchen er auf seiner Reise trifft, hinab bis zur neunten Hölle, um seine holde Maid wieder zurückzuholen. Ist dieser Tor auf die Sünden gefasst, die ihm auf diesem Weg begegnen? Auf seine eigenen? Ich will nichts vorwegnehmen...
Im Vergleich zum Spiel wurde die Story wurde um etliche Szenen ergänzt, somit gebar Beatrice von Dante ein Kind (wie lang war er bitte weg?!), welches allerdings eine Totgeburt war.
Es wurden einige im Spiel unlogische Stellen ersetzt (Wo zum Henker hat Lucifer diesen verdammten Apfel her?), es wird oft stärker versucht zu erklären, wieso Dante gesündigt hat, was im Spiel völlig vernachlässigt wurde.
Einige "Endbosse" wurden außer Acht gelassen, allen voran Kleopatra im Zirkel der Lust. Insgesamt allerdings eine weise Entscheidung, denn diese alle Teile tragen nicht wirklich zur Story bei.
Andererseits schickt der Anime einige legendäre Kreaturen mit ins Rennen, welche im Spiel absolut keine Erwähnung fanden und macht somit das Geschehen auch für Spieler wert angesehen zu werden.
Allerdings eröffnet sich die Frage, nach längerem Schauen und Gutbefinden der Story: Warum wurde der Part gekürzt, dass Dante seine Sense vom Tod persönlich erhält?
Ich entschuldige den Ausdruck, aber das war einfach saugeil! Im Film hingegen erkämpft sich Dante einen Vorteil durch seine Fertigkeiten mit einer normalen Sense gegenüber den Schergen der Unterwelt. Etwas lahm.
Auch wurden eingige "Over-the-Top"-Sequenzen den Möglichkeiten eines willensstarken Kämpfers angeglichen, wodurch Dante nicht wie ein Superheld daherkommt, sondern durch seinen Status als starker, denkender und handelnder Mann der Höllenbrut überlegen ist.
Sehr angenehm ist die ständige Präsenz von Virgil an des Helden Seite. Im Spiel tauchte der tote Poet lediglich als Klick-Sequenz spartanisch auf und hatte recht wenig zum Geschehen beizutragen. Ein Schild hätte seinen Platz ebenso ersetzen können. Im Film nimmt er glücklicherweise eine wesentlich aktivere Rolle ein und rettet Dante einige Male seinen kokelnden Hintern.
Auch Beatrice bekam zwar immer noch die gleiche weinerliche Rolle auf ihren nackten Leib geschrieben, nimmt im Film allerdings mehr Story ein. Ihr Charakter erhält somit endlich (!) mehr Tiefe und geht über die eines doofen Hofweibs weit hinaus.
Ebenfalls begrüße ich die Änderungen Lucifers. Nun ist er kein schmieriger, cooler Gangster mehr, sonder der, der er sein sollte: Ein Mann der weiß was er will und wie er es bekommt. Der die Macht liebt, aber keine Lust daraus bezieht Leute vorzuführen, sondern sie zu belehren und seine Sicht der Dinge zu akzeptieren.
Was anbei seltsam anmutet, sind die Design-Wechsel von Dante und Vergil. Dies liegt in der Natur von z.B. dem Matrix-Anime begründet. Mehreren Künstlern wurde die Chance gegeben sich an diesem Werk auszutoben.
Ebenso wandelbar sind die Kämpfe, welche zwischen in Anime nie dargewesener Dynamik, schnellen (Sensen)Strichen und krafvollen Hieben glänzen.
Der Soundtrack ist für mich eine absolute Ausnahme. Einer der beeindruckendsten, die ich je gehört habe, allerdings keiner von denen, die ich mir ohne Bilder einverleiben würde.
Insgesamt gibt der Anime eine unglaublich erschreckende Spiegelung auf das wieder, was uns "Sünder" eventuell erwartet und säht Angst in uns, auf der anderen Hand erschreckt uns dieses heimliche Meisterwerk mit Grausamkeiten aus dem Damals und Heute.
Insgeheim würde ich fast behaupten, dass dieser Film dem Werk vom original Dante auf fast gleicher Ebene begegnet. Wenn ihr mit dieser Aussage nicht leben könnt, lasst es mich als eine würdige Ergänzung betiteln!
Jedem, der sich mit Himmel und Hölle, Gott und dem Teufel auseinandersetzen will oder es bereits tut, sei dieser Anime wärmstens ans Herz gelegt!
Dann noch einige Probleme die ich habe:
Was mir an den EA-Spielen bzw. -Filmen in Kombination mit Visceral-Games auffällt: Dauernd gibt es in deren Spiele/Filme irgendwo -von mir so betitelte- Eye-Shots.
In Dead Space wird jemandem eine Spritze ins Auge gerammt, in Dante-Spiel wird dem Vater ein Kreuz ins Auge gerammt. Im Film schlitzt Beatrice dem Teufel mit ihren Nägeln das Auge auf. Sehen wir hier irgendein eigenartiges Pattern?!
Ich hoffe, dass das wirklich kein kranker Fetisch oder so ist...
Auch bereitet mir eine Einstellung von Hitler einige Probleme - Wie kann Lucifer dies bereits voraussehen? Einfach unnötig.
Fazit: Einer der beeindruckensten Anime-Filme, den ich in den letzten Jahren gesehen habe. Nicht nur ängstigt er, sondern verfilmt gleichzeitig eines der m.M.n. größten Meisterwerke in Bezug auf Himmel und Hölle.
9/10 Punkten.
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