>Katanagari<. Eine Geschichte über ein ungleiches Paar, das ein mittelalterliches Japan auf der Suche nach zwölf ultimativen Schwertern durchstreift. Pro Episode wird eine Klinge aufgegabelt, weswegen man diesen Anime als eine Art Hybrid zwischen episodisch und durchgehend bezeichnen kann– besonders wenn man die unterschiedlichen Sidestorys pro Folge betrachtet. Die ganze Serie hat für mich durchgehend Ähnlichkeiten mit einer Bonbontüte. Man weiß nicht, was als nächstes kommt, doch man weiß, dass es lecker sein wird… und es steckt voller Überraschungen.
1. Animation.
Während Umgebung meistens recht normal gehalten ist (Hintergründe, Gebäude und Landschaften sind streng traditional japanisch gehalten) flippte man bei dem Charakterdesign dagegen vollkommen aus. Teilweise gewollt minimalistisch und ein wenig kindlich gehalten wird hier ein gewaltiges Chaos an bizarren Haarfarben, grotesken Frisuren und eigenwilligen Kleidungsstücken geboten – doch alles dennoch mit einer gewissen Eleganz und Stil. Insbesondere das Augendesign ist teilweise sehr fantasievoll und einfach nur schön gelungen.
Auch wenn es eine größere Charakteredichte in dem Anime gibt, ist es wohl kaum möglich irgendwie hier durcheinander zu kommen oder jemanden zu verwechseln – selbst bei Nebencharakteren die nur kurzzeitig auftauchen. Jeder hat seinen jeweiligen Style, an dem man ihn sofort erkennen kann.
Die Ninjas beispielsweise sehen so aus, als wären sie vom nächsten Karneval entkommen und tragen mit die wohl überdrehtesten Kostüme.
Die Kämpfe sind an einigen Stellen nicht so gut präsentiert und gezeichnet, wie ich es mir gewünscht hätte. Allerdings ist dies auch zu vernachlässigen, da >Katanagari< kein reine Actionanime ist. Außerdem halt an
einigen Stellen. Die Mehrzahl der Gefechte hier ist durchaus spannend, energiegeladen und manchmal sogar monomental präsentiert.
2. Musik
Der Soundtrack bietet einige Stücke die an der Epoche angelehnt sind… doch größtenteils ist die Musik wie bei >Samurai Champloo< recht modern. So habe ich beispielsweise irgendwo Rap gehört. Bei den Kämpfen gibt es dann eine Anzahl recht antreibender Scores, die wiederum die Stimmung weiter erhöhen.
Unter Strich: Eine fantasievolle Kombination von Liedern und Melodien, bei denen durchaus Ohrwürmer vorhanden sind.
3. Inhalt
In >Katanagari< wird teilweise bis zum umfallen gelabert. Dies als eine Warnung.
Eine der größten Stärken des Anime sind schlicht die geschliffenen Dialoge zwischen den Charakteren. Die Kämpfe beginnen oft mit einem fast zehn minütigen Gespräch und enden denn nach gerade dreißig Sekunden – sofern zwischendurch auch nicht geredet wird.
Wer also jede Episode millionen von Explosionen und massive Schwertgefechte erwartet, der wird definitiv enttäuscht.
Doch sonst ist dies ein mehr als nur guter Aspekt, denn die Gespräche hier leben von etwas ganz besonderem: Nämlich den individuellen Charakteren.
Man muss an dieser Stelle wirklich mal sagen, dass das hier dargestellte Japan schlicht von Freaks bewohnt wird.
Sei es ein kleines, energiegeladenes Mädchen mit den Kräften mehrere Grizzlybären; einem femininen Schwertkämpfer, der so cool ist wie die Oberfläche des Pluto; einem Ninja, der durch absurde Verrenkungen seine Körperform verändern kann; ein alter Weiser, den man schlicht nicht beschreiben kann (Gott, war die Episode mit dem trippy) und noch ein Batzen mehr.
Dank der vielen hier gewechselten Worte lernt man die meisten auch genügend kennen und man findet schnell seine Lieblinge und es ist schwer hier irgendwie jemanden zu hassen. Entweder hat jeder nachvollziehbare Gründe für sein tun oder ist einfach zu durchgeknallt, als dass an ihn nicht mögen kann.
Eleganz und ein Hauch knisternder Bösartigkeit kommt von der Prinzessin Hitei und eine ruhige Tödlichkeit von ihrem Untergebenen Emonzaemon, die irgendwann aber der zweiten Hälfte ein grandioses Antagonistenpaar abgeben.
Doch nun sollte man endlich das Protagonistenpaar erwähnen.
Die Militärstrategin Togame, die eine sympathische schusselige Tsundere abgibt und ihr Begleiter Shichika Yasuri, ein Schwertkämpfer, dessen Stil keinerlei Schwerter benötigt und der dank jahrlanger Isolation auf einer Insel kaum etwas von der Außenwelt und Menschsein versteht.
Die Interaktion zwischen den Beiden ist grandios und man merkt dass pro Episode eine weitere Schicht aufgetragen wird, durch die sie vertrauter miteinander umgehen. Wenn man noch ihre Hintergrundgeschichten bedenkt, kann man nur sagen, dass sie eine äußerst nachvollziehbare Charakterentwicklung haben.
Als nächstes kommt dann das Storytelling: Sehr gut!
Keine Episode ist wie andere, jede hat eine andere Grundnote, jede hat dank des Casts ihren Reiz und jede besitzt ihr kleines bisschen Tragik.
Die zu findenden Schwerter selbst, können oft kaum noch als Klingen definiert werden und sie und ihre Träger bringen immer ihre eigenen Schwierigkeiten mit sich, die überwunden werden müssen. Dabei verfällt >Katanagari< niemals in das Dilemma von Wiederholungen und besitzt so einige böse Twists.
Man sollte hier sowieso sagen, dass nicht gerade sanft mit den Figuren umgegangen wird und der Tod hier recht plötzlich kommen kann und sich nicht darum geschert wird, wie beliebt oder sympathisch jemand ist.
Einer der Höhepunkte war wohl die Trollepisode 4, die den Zuschauer nach Strich und Faden verarscht und dieser findet es im Nachhinein nicht einmal schlimm.
Denn hier bekommt man wohl eine der psychopatischsten Figuren präsentiert, die es wohl im Animebreich zu finden gibt. Ein äußerst ungutes Gefühl breitet sich hier während der Laufzeit aus und man kann sich wohl kaum an einigen Stellen ein Schlucken verkneifen.
Man kann getrost sagen, dass Nanami mein Favorit vom ganzen Cast ist.
Und die finale Episode birgt dann so viele Überraschungen, Emotionen und Atmosphäre, das jeder zufrieden am Ende zufrieden sein sollte. Hier bekommt man dann auch eine große Ladung Action. Nicht, das die Kämpfe nennenswert länger sind als die Vorherigen (eher das Gegenteil), aber die Masse macht es. Der Schlussfight ist dann noch ein Augenschmaus für sich und die letzte Szene gehört wohl zu den Besten, die ich je gesehen habe und lässt den Anime perfekt ausklingen.
4. Fazit
>Katanagari< ist in allen Bereichen überzeugend. Charaktere, Handlung, Nebenstränge, Kämpfe, Dialoge und die gesamte Präsentation.
Vermutlich werden nicht alle diesen Anime lieben. Er ist doch auf seine Weise etwas speziell, doch die, die er anspricht und durchhält, werden nicht enttäuscht.
Eine Erzählung von einer Wanderschaft, die viel zu bieten hat und wo man nie weiß, was um der nächsten Ecke lauert und was nächste Sekunde passieren könnte.