One Piece – oder: Der für mich wohl schwierigste Kommentar überhaupt.Womit fange ich hier bloß an? … Vielleicht einfach mal damit, dem einen oder anderen Unwissenden vor Augen zu führen,
wie groß One Piece eigentlich ist...
Wikipedia.orgOne Piece steht in Japan gegenwärtig auf Platz 1 der Liste der erfolgreichsten Mangaserien aller Zeiten: Dort sind bis November 2013 mehr als 345 Millionen Bände verkauft worden, davon allein 300 Millionen in Japan. Im Jahr 2010 wurden 32,3 Millionen Bände und im Jahr 2011 38 Millionen Bände (das sind mehr als die Plätze 2-9 der meistverkauften Serien aus 2011 zusammen, nämlich Naruto, Blue Exorcist, Fairy Tail, Toriko, Gintama, Bakuman, Bleach und Nah bei Dir) verkauft.
Nun sollte erstmal jedem bewusst sein, was die Vorlage zum One Piece Anime ist: Nichts anderes, als der erfolgreichste Manga aller Zeiten. So. Das war aber auch nun der einzige Teil dieses Kommentares, der die Bedeutung von One Piece für die Anime- und Manga- Industrie anschneidet. Im restlichen werde ich meine eigene, absolut subjektive, Meinung zu One Piece schildern.
One Piece hat eine riesige Schwäche: Die Animationen. Sollte ich für die eine Bewertung abgeben, so wäre das wahrscheinlich eine 4/10, oder so in der Richtung. Die ersten Folgen ist es noch so, dass man eben aufgrund des Alters einfach damit leben muss, nicht viel geboten zu bekommen. Aber wenn man dann auf dem aktuellen Stand ist, ist leider immer noch viel Kritik angebracht, denn selbst die neusten Episoden wirken manchmal gar nicht gut animiert. Wahrscheinlich stehe ich mit meinem ewigen, unerreichbaren Wunsch, dass „Toei“ One Piece an „Madhouse“ abgibt, nicht allein da, denn nicht nur, dass die Animationen einfach nicht gut sind, es gibt auch viele Probleme mit dem Pacing, aber damit will ich jetzt erst gar nicht anfangen…(jaja, Rebecca im Kolosseum und so.)
Betrachtet man die Musik, ist man nicht ganz so beschissen dran wie mit den Animationen. Aber selbst hier bin ich nicht immer so wirklich zufrieden - wobei das auch zu großen Teilen Geschmackssache ist. Mir gefallen leider von den ewig vielen Openings, die es so gibt, nur einige wenige, und dass es keine Endings mehr gibt und dafür ein total langgezogenes Opening mit allem möglichem Vorgelaber, kotzt mich an, weil man praktisch dazu gezwungen wird, 5 Minuten der Episode zu überspringen. Die sonstigen Ost’s sind dann allerdings zumindest in Ordnung, selbst wenn ich auch da wenige habe, die mir so richtig gefallen.
Die Story von One Piece ist hingegen abartig gut. Das mit Abstand Beste, was das Fighting-Shounen Genre zu bieten hat und allgemein in den mir bekannten Animes ganz oben angesiedelt. Hierbei gibt es eigentlich zweierlei Dinge zu betrachten: Die in sich geschlossenen Arcs und die übergreifende Handlung. Wie immer, kann man auch bei One Piece sagen: „Ja, diese Kack-Fightning-Shounen, wo immer einfach eine neue Gruppe Charaktere angelaufen kommt, die vermöbelt wird.“ Tatsächlich: auch One Piece folgt zu sehr großen Teilen diesem Muster, aber wer das kritisiert, der hat wohl eher allgemein einen Hass auf das Genre oder kann nichts damit anfangen. Wie One Piece aber dieses Muster umsetzt und aber auch daraus ausbricht und es übersteigt, ist einfach so atemberaubend, dass man es kaum in Worte fassen kann. Jede Arc in sich ist eigentlich ganz allein gesehen schon so gut, wie ein absolut überragender, mittel-langer Anime. Auch hier gibt es Vorlieben und Geschmäcker, aber für mich persönlich sind die schlechtesten One Piece Arcs immer noch ein verdammt gutes Erlebnis und immer noch besser, als die besten Arc’s anderer Animes, die ich auch gerne mag.
So eine One Piece Arc hat einfach immer wieder ihre ganz individuellen Eigenschafften und Geschehnisse. Rein von den „Locations“ her, fühlt es sich an, als würde man eine atemberaubende Phantasie-Welt bereisen, mit all ihren unterschiedlichen Gegenden: Mal bewegt man sich in der Wüste, mal in einer kalten Region, mal über den Wolken, mal unter dem Meeresspiegel - und jede Arc strotzt wieder vor eigenen Ideen, hat einen hammermäßig spannenden Verlauf und ein grandioses Finale. Die Arcs allein bieten schon immer wieder überraschende Wendungen und Auflösungen von aufgeworfenen Fragen, aber das, was einen einfach umhaut, sind die, in wirklich ausnahmslos jeder Arc vorhandenen Puzzle-Teile für die Gesamthandlung. Oda, der Autor, oder auch „God“-a oder „der Meister des Forshadowing“ ist einfach so genial, dass er es schafft, dass alle Arcs von immenser Wichtigkeit für die Gesamthandlung sind. Man will ja wirklich nichts spoilern, aber es hat schon seinen Grund, dass es auf YouTube so extrem viele Theorien über die verschiedenen One Piece-Geheimnisse gibt, allen voran gibt es die Fragen: Was zum Teufel ist das One Piece? Was bedeutet das „D.“, das einige Charaktere im Namen tragen? Was geschah im „Void Century“, dessen Existenz die Weltregierung um jeden Preis geheim halten will? Was ist „die wahre Geschichte“, auf die die Porneglyphen hindeuten?
Ob man es glauben mag oder nicht: Es gibt zig Leute, die regelrecht stundenlang nach Hinweisen forschen und Theorien mit Belegen erstellen und auf YouTube hochladen. Beispiel: Ein Video, welches zu erläutern versucht, was denn das One Piece sei und dabei unglaublich viele Handlungsstränge extrem plausibel zusammenführt (aber Vorsicht: logischerweise Spoilergefahr.) Und das wunderbare an One Piece ist eben, dass man mittlerweile weiß, dass der Mangaka auch wirklich solche Stränge weiterführt, dass er so vieles geplant hat, so viel verknüpft und das man darauf vertrauen kann, dass all die gänsehautverursachenden Fragen, die in der Luft zu schweben scheinen mal irgendwann gelüftet werden. Denn ohne zu spoilern kann ich sagen: Wer One Piece schaut, wird nicht nur einmal denken: „Was?! Eben wurde ja etwas über 300 Folgen Abstand verknüpft – und es fühlt sich einfach so schlüssig an und so genial: Wie zur Hölle macht der das?"
Was da noch untrennbar dazugehört sind die Charaktere von One Piece. Klar: Alles was ich hier schreibe, ist rein meine eigene Meinung: Aber der 50. beste Charakter von One Piece stellt wirklich noch den besten Charakter von anderen guten Serien in den Schatten. One Piece hat so unglaublich viele Charaktere und jeder von ihnen ist so individuell und lebendig. Das Tolle ist, man hat wirklich das Gefühl, dass dem Mangaka seine Charaktere so am Herzen liegen, dass er sie so sehr liebt, denn auch hier gibt es Charaktere, die so viele Folgen lang nicht mehr vorkommen, aber dann plötzlich wieder eine Rolle spielen und einfach ihren festen, wichtigen Platz um großen Uhrwerk One Piece haben. Ich habe es noch in keinem Anime erlebt, dass man Charaktere so sehr lieben lernt, dass sie so nachvollziehbar und menschlich handeln, dass sie alle ihre eigenen Ideale verfolgen, ihre eigenen Träume oder Ängste haben. Es gibt kaum einen Anime, bei dem ich so über die Charaktere nachgedacht habe: Was wohl der eine oder andere in der einen oder anderen Situation machen würde? Ja, von dem Charakter habe ich Züge, aber mit dem habe ich das gemeinsam. Ja, der Charakter hat schon seine gut durchdachten Gründe, aber ist die Position des anderen nicht auch nachvollziehbar?
Es gibt andere Animes, die ihre Welten aufbauen und oft ist es beeindruckend. Für mich Leistungen, die unvorstellbar sind, aber One Piece ist selbst unter Ausnahmetiteln noch ein Ausnahmetitel: Diese riesige Welt, mit all diesen Charakteren – und alles passt so gut zusammen und ist so interessant und ineinander verworren. Wie unglaublich ist es, dass alle diese Charaktere und Gruppierungen alle so logisch mit eingewoben sind? Ich bin einfach baff, wenn ich schon daran denke.
Und in diesem riesigen, meisterlichen Konstrukt von Geschichte, schafft es der Autor auch noch Tiefgang und Gänsehautmomente sondergleichen zu schaffen. Animes schaffen es nicht so oft, dass ich richtig mitgenommen oder zerrissen bin, One Piece hat es geschafft. Animes schaffen es nicht oft, dass ich mir denke: Dass ich so etwas erleben darf ist wirklich ein Geschenk, One Piece hat es geschafft. One Piece ist nah am Leben. One Piece zieht seine Inspiration aus dem Leben, aus echten Menschen, aus echten Problemen der Welt und echten Problemen im Charakter des Menschen, zeigt aber auch auf, wie wunderbar der Mensch doch seien kann, wie verlässlich und liebevoll. Die Botschaften, die One Piece übermittelt, sind so zahlreich und so tiefgehend, dass man nie damit fertig werden wird, darüber nachzudenken. Die Charaktere der Crew sind alles Leute, die viel durchgemacht haben, die vom Leben gebeutelt wurden, die alleine auf der Welt waren, doch sie finden sich zusammen, um die Geborgenheit der Freundschaft zu spüren und gemeinsam den Träumen nachzujagen, für die sie der Rest der Welt auslacht. In One Piece werden Probleme wie Rassismus, Ungerechtigkeit und Armut behandelt. Fragen über Gott (Skypia), Glaube, verschiedenste Denkweisen der Geschichte oder der Gegenwart werden behandelt. One Piece fragt, wer denn nun rechtschaffen handelt?
„Piretes are evil, the Navi is righterous? Those views change as often as the tides. Kids who have never known peace have different views than those who have never known war. Those who stand at the top can decide the definition of evil. Justice will triumph, you say? Of course it will. Those who win, will become justice!” (-Doflamingo). Hier wird zum Beispiel auch die Manipulierbarkeit des Menschen angeschnitten. Aber auch Fragen, rund um das persönliche Leben, das persönliche Glück, den Wert des "frei-sein" und den Tod werden behandelt.
„When do you think people die? When they are shot through the heart by the bullet of a pistol? No. When they are ravaged by an incurable disease? No. When they drink a soup made from a poisonous mushroom? No. It’s when … they are forgotten.” (-Hiriluk) Ich könnte hier wirklich stundenlang weitermachen und tolle Zitate aus One Piece aufzählen und mich zu jedem seitenweise auslassen, aber das würde jetzt zu weit führen. Ich wollte nur mal, dass man einen Eindruck gewinnen kann.
Neben all dem sei nochmal kurz angemerkt, dass die Comedy von One Piece, als würde das alles noch nicht reichen, auch noch zur besten gehört, die ich so kenne und die Action ist oft genauso auf höchstem Niveau. (Dabei meine ich nicht von den Animationen her, sondern einfach von dem her, wie es in der Vorlage rund geht.) Die Kräfte der Teufelsfrüchte und die immer wieder abgefahrenen, besonderen Kampfstile der ganzen Charaktere sind sowas von cool zu verfolgen, dass auch in den spektakulären Kämpfen immer für Unterhaltung der Extraklasse gesorgt ist.
One Piece ist für mich ein absolutes Meisterwerk, bei dem es mir unmöglich ist, auch nur im Ansatz mit Worten zu erklären, wie sehr ich es liebe. Ich freue mich schon riesig, auf voraussichtlich noch 10 weitere Jahre und vertraue darauf, dass es dem Mangaka, selbst noch im etwas höheren Alter, gelingt, sein Lebenswerk zu einem würdigen Abschluss zu bringen und somit einen Meilenstein der Manga- und Anime-Geschichte zu hinterlassen. Ich empfehle One Piece einfach jedem. Seid einfach nicht so blöd, es nur nicht anzufangen, weil es so lang ist oder weil ihr noch ein paar Bilder aus dem Fernsehen im Kopf habt, die optisch scheiße aussehen. Man gewöhnt sich an den Stil und nicht umsonst lieben diesen Anime so viele abgöttisch. Versucht wenigstens euer Glück, ihn auch für euch zu entdecken - es klappt doch wirklich sehr oft. Wer sich aber echt schwer damit tut, dem würde ich folgendes vorschlagen: Schaut es wenigstens mal bis zum Ende von der Arlong-Park-Arc. Die ist zwar natürlich auch noch lange nicht so gut, wie andere Arcs, die noch kommen, aber bis zur 44en Folge zu schauen, hört sich doch bestimmt schon etwas machbarer an – und dann kann man ja entscheiden, ob man dranbleibt oder nicht.Ich habe nur Bruchteile des Mangas gelesen und schaue den Anime grundsätzlich ohne Filler-Folgen. Dieser Kommentar wurde beim Stand von 670 gesehenen Episoden verfasst.
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