Bang Dream! It’s MyGO!!!!! (2023)

Vergeben heißt nicht gleichzeitig auch vergessen. Der Weg, um das eigene Ich zu finden, ist meistens der schwerste. Unterwegs kann es immer wieder passieren, dass man sich verirrt und sein Ziel aus den Augen verliert. Manchen gelingt es, an diesen Erfahrungen zu wachsen, andere zerbrechen daran. Und beide Arten von Menschen lernen wir in diesem Anime kennen.

Die Geschichte beginnt damit, dass Anon mitten im Schuljahr an die Haneoka-Mädchenoberschule wechselt. Auf den ersten Blick (und leider auch auf den zweiten und dritten) wirkt sie wie das typische rosahaarige Genki-Mädchen, das zu allen nett sein will und an Oberflächlichkeit kaum noch zu überbieten ist. Da Bands an ihrer neuen Schule total angesagt sind, beschließt sie, selber eine zu gründen, um ihr zu größerer Popularität zu verhelfen - natürlich mit ihr selber als Frontfrau und Sängerin. Als sie erfährt, dass ihre Mitschülerin Tomori früher einmal in einer Band war, setzt sie es sich in den Kopf, das andere Mädchen um jeden Preis zu überreden, mitzumachen. Tomori ist extrem schüchtern und wird von den andren Mädchen wie ein niedliches Maskottchen behandelt, deswegen geht Anon davon aus, dass sie ebenfalls von Tomoris Popularität profitieren könnte.
Doch ganz so einfach ist das nicht, denn Tomori kann ihre vorherige Band, "Crychick", die zerfiel, als die damalige Leaderin Saki ohne Erklärung die Gruppe verließ, nicht vergessen. Tomori verleiht ihrem Schmerz durch das Schreiben nachdenklicher bis depressiver Songtexte Gestalt, traut sich aber nicht, noch einmal mit einer neuen Band von vorne anzufangen. Anon lässt sie jedoch nicht in Ruhe und lernt nach und nach die übrigen Ex-Bandmitglieder kennen: die tsundere Drummerin Taki, die Anon zunächst nicht ausstehen kann, weil sie (nicht ganz unberechtigt) denkt, das andere Mädchen würde Tomori bald ebenfalls im Stich lassen und so noch mehr verletzen und Soyo, das ewig lächelnde Mädchen aus gutem Hause, ihrerseits Bassistin, die sich später als verkappte yandere entpuppt und für einen Großteil des Dramas am Ende verantwortlich ist. Als letztes gesellt sich noch die Gitarristin Raana zu ihnen, die eher einer streunenden Katze gleicht und die anderen Bandmitglieder regelmäßig hängen lässt, wenn sie keine Lust mehr auf deren Dramen hat.
Nach einigen Umwegen, emotionalen Abgründen und der schmerzhaften Feststellung, dass Anon nicht das Zentrum des Universums ist, sondern nur das erste Drittel der Serie dominieren durfte, gründen sie die Band mit dem passenden Titel "MYGO" (abgeleitet vom japanischen 迷子, gesprochen: "maigo", bedeutet "sich verlaufen" oder auch "verirrte Person").

"BanG Dream - It's MY GO!!!" war tatsächlich der erste Anime des "BanG Dream"-Franchises, den ich gesehen habe. Früher habe ich oft Animes gesehen, in denen es um Musik, Idol-Gruppen und ähnliches ging, also wusste ich, worauf ich mich einlasse. Meine Erwartungen waren entsprechend gering, deshalb war ich von der Tiefe der Hauptgeschichte dieses Animes positiv überrascht. Diesmal gab es keine übertalentierten, weltverbessernden, ewig gut gelaunten Popsternchen zu sehen, sondern imperfekte, ganz gewöhnliche Schülerinnen, die durch die gemeinsame Musik eine besondere Bindung zueinander entwickelten.

Die Charaktere und deren Entwicklung sind der Mittelpunkt der Geschichte. Dabei wechselt die Erzählperspektive im Verlauf regelmäßig.
Zunächst steht Anon im Vordergrund. Schnell wird klar, dass ihre fröhliche Art lediglich Kalkül ist und es ihr lediglich darum geht, beliebt zu sein. Während der ersten paar Folgen hat mich das ziemlich gestört, doch später gab es eine sehr realistische Erklärung für ihr Verhalten, was mir dabei geholfen hat, ihren Charakter besser zu verstehen. Auch ihre Bemühungen, Gitarre spielen zu lernen, da Tomori ihr abrupt den Platz als Sängerin abgenommen hat, sorgt für einige Sympathiepunte. In den letzten Folgen spielte sie außerdem keine große Rolle mehr.
Als nächstes rückt Tomori in den Mittelpunkt. Ihr Weg, selbstbewusster zu werden und ihre Vergangenheit zu verarbeiten, war teilweise schmerzhaft mitanzusehen. Letztendlich ist es aber ihre Sturheit, die ihr dabei hilft, sich nicht unterkriegen zu lassen und für ihre Träume zu kämpfen.
Taki... Na ja. Im Vergleich zu den anderen Mädels macht sie keine große Charakterentwicklung durch. Sie bleibt halt die nach außen kampflustige Beschützerin für Tomori, während sie heimlich nachts lernt, Musik für die Songtexte ihrer Freundin zu komponieren, um so den Verlust von Saki zu kompensieren, deren Aufgabe das früher war. Taki streitet sich regelmäßig mit Anon, die sie (nicht ganz grundlos) für unbeständig und viel zu selbstverliebt hält.
Soyo und der Problemkomplex, der sie umgibt, wird erst im letzten Drittel wirklich wichtig. Mein erster Eindruck war, dass sie für die Handlung kaum Bedeutung hat, aber da habe ich mich gewaltig getäuscht. Es gelingt ihr absolut nicht, die Vergangenheit ruhen zu lassen und dadurch zerstört sie beinahe die Träume all ihrer Gefährtinnen.
In den letzten Folgen erfahren wir auch etwas über Raanas Vergangenheit. Da ich die anderen "BanG Dream"-Animes nicht gesehen habe, dachte ich zuerst, sie wäre ein wiederkehrender Charakter, aber da bin ich mir nicht sicher. Unter den anderen "MYGO" - Mitgliedern ist sie die talentierteste Gitarristin, aber wirklich viel erfährt man nicht über sie.
Und dann gibt es immer noch Saki, deren Präsenz wie eine schwarze Gewitterwolke durch die Sendung zieht. Durch ihr plötzliches Verschwinden verletzte sie die anderen Mädchen zutiefst, doch warum sie das tat, wird lediglich angedeutet. Trotzdem taucht sie immer wieder auf, sät Zwietracht und gibt sich als Antagonistin, bis es einem zu den Ohren wieder herauskommt. Was ist so toll an ihr, dass Tomori und Soyo ihr nach der kurzen Zeit, die sie in einer Band zusammen waren, immer noch hörig sind? Das habe ich bis zum Ende nicht wirklich verstanden.

Da "BanG Dream - It's MY GO!!!" ein Musikanime ist, wurde beim Soundtrack auf eine gute Qualität geachtet. Das Opening und das Ending sind quasi Musikvideos von "MYGO". Der Stil ist eher rockig, die Texte sehr nachdenklich und die Stimme der Sängerin ist mir gut in Erinnerung geblieben. In einer Folge gegen Ende gibt es quasi ein Minikonzert zu sehen, was mir auch gut gefallen hat.

Was die Animation angeht... Es ist eben ein CG-Anime. Dafür ist das, was man zu sehen bekommt, völlig in Ordnung.

Insgesamt hat mir der Anime überraschend gut gefallen. Die Charaktere waren interessant, die Story gut geschrieben und auch wenn es sich an manchen Stellen etwas gezogen hat, fand ich es schön, mal einen Anime über eine ganz normale Schülerband mit glaubwürdigen (wenn auch manchmal etwas anstrengenden) Charakteren zu sehen. Eigentlich hätte der Anime in der Bewertung noch einen halben Stern mehr verdient - wenn es die letzte Folge nicht gegeben hätte. Da ging es nämlich auf einmal nicht mehr um "MYGO", sondern um Saki und eine Reihe bis dahin unwichtiger Nebencharaktere die eine spooky Band gründen und maskiert als "Ave Mujica" auftreten. In einer Mischung aus Konzert und gruseligem Theater präsentieren sie einen Auftritt, der vom Stil her ganz anders ist und nichts mit der Haupthandlung zu tun hat. War das ein Spoiler auf die nächste Staffel? Keine Ahnung. Aber auch wenn ich das Lied richtig gut fand, hat das etwas die Stimmung zerstört, was schade ist, weil dadurch das Ende für die Mädchen von "MYGO" sehr offen ausfällt. Spaß hatte ich trotzdem und wahrscheinlich werde ich der nächsten "BanG Dream"-Staffel noch eine Chance geben.