Die neue Präsentation des alten Inhalts ist in keiner Weise zu bemängeln. Die Animationsqualität entspricht dem aktuellen Standard und die Musik fetzt gut. Die zwei Zentimeter hohe Staubschicht auf der Handlung ist eher das Problem. Es ist quasi das Shounen-Skelett mit ganz wenig Fleisch auf den Knochen. Wir haben einen Badass Hauptcharakter. Ständig kommen irgendwelche rachelüsternen Schwachmaten aus Löchern gekrochen, werden erst kurz gehyped, um dann von Kenshin zerlegt zu werden. Der restliche Teil der Hauptpersonen ist eigentlich derbe schwach, damit Kenshin eben noch stärker im Vergleich zu ihnen aussieht. Von den Charakterzügen sind die Figuren aber recht in Ordnung. Kenshin selbst ist nicht der kopflose Draufgänger, den andere solche Titel an die Front schicken. Auch mit den Leuten, die sich um ihn versammeln, kann man nach ein paar Episoden schon warm werden.
Für mich persönlich ist es jedoch ein KO-Schlag, dass mich die politischen Themen im Rahmen der Meiji-Epoche kein Stück jucken. Zumindest nicht wenn sie so eindimensional vorgetragen werden wie hier. Mir ist es egal, dass der nächste Kämpfer einen Racheakt abziehen muss, weil seine Fraktion irgendwann verloren hat. Oder wenn einer meint, sein Schwert-Stil sei der geilste und er müsse das unbedingt beweisen. Für mich sind das einfach in keiner Weise auch nur ansatzweise interessante Bösewichte. Die Kämpfe und Fähigkeiten sind zwar recht angenehm anzugucken, holen mich inhaltlich aber auch nicht wirklich ab. Ein richtiges Fantasy-Kampfsystem bietet für mein Empfinden eben viel spannendere Möglichkeiten als diese pseudo-realen Schwertkämpfe, die tatsächlich voll von ziemlich affigen Moves sind.
Schlussendlich hat das zwischen Kenshin und mir also nicht gepasst. Im Endeffekt kann man es recht simpel damit auf den Punkt bringen, dass dieser Anime eben ein waschechter Shounen ist. Betrachtet man, welch geniale Titel dieses Genre mittlerweile hervorgebracht hat, vergisst man vielleicht, dass Shounen-Titel sich im Kern an ein jüngeres Publikum richten. Diese Zielgruppe kann man mit dem hier gebotenen Grundgerüst vielleicht auch mitreißen. Im Gegensatz zu anderen Titeln, die über das herkömmliche Schema hinaus besondere Inhalte entfalten können, landet Rurouni Kenshin für mich persönlich nur im unteren Durschnitt.
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