SlaughtertripV.I.P.
#1»Guck dir den Anime an«, hat Slaug sich gedacht.
»Er hat nur 12 Folgen, dann kannst du schnell eine Rezi dazu schreiben«, hat Slaug weitergedacht.
Am Ende wurden es 67 Folgen, weshalb meine geplante Rezi 1 ½ Jahre auf sich warten ließ. Kann man das nicht etwas früher ankündigen?!
»Digimon Ghost Game« wurde damals (lang ist‘s her) in der Herbst-Saison 2021 veröffentlicht. Es war kurz vor Halloween, weshalb das Konzept dieses Animes klasse zur Jahreszeit gepasst hat. Man könnte fast meinen, das Produktionsteam habe sich was dabei gedacht …
Dasselbe Konzept kann man nicht immer wieder aufwärmen. Etwas Neues muss her. Doch Originalität verspricht nicht zwangsläufig Qualität. Nach Fail #1 und Fail #2 bin ich damals aus diesem Franchise ausgestiegen. Die Sehnsucht nach der alten Rasselbande war groß. Was man zuerst kennenlernt, verankert sich im Herzen, und alles, was danach kommt, ist irgendwie doof. So ergeht es vielen jungen Fans, denn man wächst damit auf. Die Animeproduzenten wissen das. Und so kam es, dass die Nostalgie-Animes #1, #2 und #3 produziert wurden. Bis der nächste Nostalgie-Ableger, der sich an die Millennials richtet, kommt – und das wird er ganz bestimmt 💲 –, dauert es wohl noch ein wenig. Da es aber so etwas wie eine Digimon-lose Zeit nicht gibt, hat man es wieder mal mit etwas Neuem versucht: »Digimon Ghost Game« ist anders, aber doch vertraut. Und es ist etwas gruslig. Also falls ihr Kinder habt: Älter als drei Jahre sollten sie schon sein, um sich beim Angucken nicht zu fürchten!
Digimon tauchen plötzlich in der realen Welt auf. Weil sie etwas glitschig glitchy sind, sehen sie aus wie Hologramme und fügen sich in dieser futuristischen Welt gut ein. Die Menschen stehen vor einem Rätsel und halten die Digimon für lebendig gewordene urbane Legenden. Sie geben ihnen den Namen »Hologram Ghosts«. Es ist eigentlich eh immer dasselbe, weshalb man gleich die erste Episode hernehmen kann, um zu wissen, wie das Konzept fast aller übrigen Folgen aussieht: Dieser glitchy Typ, den ich da oben verlinkt hab, wird von den Menschen als »Sewn-lip Man« bezeichnet. In Wirklichkeit ist er ein Digimon namens Clockmon. In der wahren Welt verursachen die Digimon aufgrund ihrer Fähigkeiten die verrücktesten Phänomene. Im Falle von Clockmon stiehlt er den Menschen ihre Zeit und lässt sie dadurch altern. Die Digiritter müssen einschreiten, bekämpfen das »Digimon of the Week« und in 50 % der Fälle stellt sich heraus, dass alles nur ein Missverständnis war. (»Ich wollte nur Freunde haben, darum hab ich die Menschen in dieses und jenes verwandelt.«) Unter diesen Digimon gibt es so tolle Fan-Service-Monster wie Myotismon oder Piedmon, die man bereits aus der ersten Staffel kennt. Manche Digimon befinden sich an der Grenze zur Lächerlichkeit, z. B. Captainhookmon oder Petermon. Was kommt als nächstes? Hänsel&Gretelmon?
Der Aufbau dieses Animes ist also episodisch. Dennoch gibt es eine Main Story. Der dazugehörige rote Faden wird ungefähr alle 20 Episoden wieder aufgenommen. Zu Beginn wird oft über ein gewisses Gate geredet, immer wieder taucht ein Lieferanten-Digimon auf und bringt Post, und manchmal stehen schwarz gefärbte Digimon an der Seitenlinie und beobachten das Geschehen. Alles weist aber ziemlich deutlich darauf hin, dass GulusGammamon, die böse Digitation von Gammamon, eine große Rolle spielen muss. Dass die Hauptgeschichte lediglich in der ersten und in den letzten paar Episoden erzählt wird, erinnert an einen anderen Monster-Anime. Scheint modern zu sein.
Gammamon ist der Digimon-Partner von Hiro, dem menschlichen Protagonisten. Hiro ist mutig – so wie eigentlich jeder Digimon-Protagonist. Tai scheint die Blaupause für alle weiteren Hauptcharaktere gewesen zu sein. Der Cast ist ziemlich klein gehalten, denn neben Hiro und Gammamon gibt es nur noch den hyperintelligenten Kiyoshirou Higashimitarai und seine Partnerin Jellymon sowie Ruli Tsukiyono und ihren Partner Angoramon. Das Besondere an Gammamon ist, dass er gleich drei verschiedene Champion-Digitationen besitzt: BetelGammamon, KausGammamon und WezenGammamon. Auf diese Weise wird etwas Abwechslung in die Monster-Landschaft gebracht, ohne dass man den Cast erweitern muss. Erklären kann man diese verschiedenen Digitationen zwar nicht, aber dem Kinderpublikum wird‘s egal sein. Kiyoshirou ist gleichermaßen intelligent wie nerdig und peinlich. Auf jeden Geniestreich folgt ein Fremdschämmoment. Man könnte meinen, er sei der Chef der NASA, wenn man ihn dauernd in High-Tech-Laboren sieht. Vieles ist unerklärlich. Das meint auch das Digimon-Wiki: »[…] for some reason.« Gründe für alles gibt es ganz bestimmt – nur sollte man sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Jellymon scheint irgendwie auf ihn zu stehen. Er hat Glück! In ihrer Ultra-Form ist sie ein richtiger Hingucker. In ihrer Mega-Form jedoch ist sie spoilermäßig gut verpackt. Ruli ist das Quoten-Mädchen. Und Angoramon philosophiert gerne.
Viele der typischen Digimon-Trademarks hat man beibehalten. Wird digitiert, greift man auf recyclebare Animationen zurück. Diese kann man skippen. Auf 67 Episoden hochgerechnet, spart man dadurch bestimmt ein paar Stunden Lebenszeit. Man hat davon abgesehen, zu originell zu sein und konzentriert sich auf die wesentlichen Digitationen: Champion, Ultra, Mega. Nur die böse Digitation zu GulusGammamon ist etwas völlig Neuartiges. Am Ende der Episoden wird ein bestimmtes Digimon näher vorgestellt – mit allen Fakten und Daten.
»Digimon Ghost Game« ist der gelungene Versuch, etwas Neues zu schaffen, ohne die Wurzeln zu vergessen. Hätte dieser Anime keine 67 Episoden, könnte man ihn zu Halloween gut durchbingen. Trotz aller Kreativität stellt sich aber bald Routine ein und man bekommt das Gefühl, dass dieselbe Formel immer und immer wieder benutzt wird. Mal tut man ein Salzkorn mehr in die Brühe rein, mal eines weniger; mal rührt man im Uhrzeigersinn um, mal gegen den Uhrzeigersinn … das reicht nicht ganz. Schmecken tut‘s trotzdem.
»Er hat nur 12 Folgen, dann kannst du schnell eine Rezi dazu schreiben«, hat Slaug weitergedacht.
Am Ende wurden es 67 Folgen, weshalb meine geplante Rezi 1 ½ Jahre auf sich warten ließ. Kann man das nicht etwas früher ankündigen?!
»Digimon Ghost Game« wurde damals (lang ist‘s her) in der Herbst-Saison 2021 veröffentlicht. Es war kurz vor Halloween, weshalb das Konzept dieses Animes klasse zur Jahreszeit gepasst hat. Man könnte fast meinen, das Produktionsteam habe sich was dabei gedacht …
Dasselbe Konzept kann man nicht immer wieder aufwärmen. Etwas Neues muss her. Doch Originalität verspricht nicht zwangsläufig Qualität. Nach Fail #1 und Fail #2 bin ich damals aus diesem Franchise ausgestiegen. Die Sehnsucht nach der alten Rasselbande war groß. Was man zuerst kennenlernt, verankert sich im Herzen, und alles, was danach kommt, ist irgendwie doof. So ergeht es vielen jungen Fans, denn man wächst damit auf. Die Animeproduzenten wissen das. Und so kam es, dass die Nostalgie-Animes #1, #2 und #3 produziert wurden. Bis der nächste Nostalgie-Ableger, der sich an die Millennials richtet, kommt – und das wird er ganz bestimmt 💲 –, dauert es wohl noch ein wenig. Da es aber so etwas wie eine Digimon-lose Zeit nicht gibt, hat man es wieder mal mit etwas Neuem versucht: »Digimon Ghost Game« ist anders, aber doch vertraut. Und es ist etwas gruslig. Also falls ihr Kinder habt: Älter als drei Jahre sollten sie schon sein, um sich beim Angucken nicht zu fürchten!
Digimon tauchen plötzlich in der realen Welt auf. Weil sie etwas glitschig glitchy sind, sehen sie aus wie Hologramme und fügen sich in dieser futuristischen Welt gut ein. Die Menschen stehen vor einem Rätsel und halten die Digimon für lebendig gewordene urbane Legenden. Sie geben ihnen den Namen »Hologram Ghosts«. Es ist eigentlich eh immer dasselbe, weshalb man gleich die erste Episode hernehmen kann, um zu wissen, wie das Konzept fast aller übrigen Folgen aussieht: Dieser glitchy Typ, den ich da oben verlinkt hab, wird von den Menschen als »Sewn-lip Man« bezeichnet. In Wirklichkeit ist er ein Digimon namens Clockmon. In der wahren Welt verursachen die Digimon aufgrund ihrer Fähigkeiten die verrücktesten Phänomene. Im Falle von Clockmon stiehlt er den Menschen ihre Zeit und lässt sie dadurch altern. Die Digiritter müssen einschreiten, bekämpfen das »Digimon of the Week« und in 50 % der Fälle stellt sich heraus, dass alles nur ein Missverständnis war. (»Ich wollte nur Freunde haben, darum hab ich die Menschen in dieses und jenes verwandelt.«) Unter diesen Digimon gibt es so tolle Fan-Service-Monster wie Myotismon oder Piedmon, die man bereits aus der ersten Staffel kennt. Manche Digimon befinden sich an der Grenze zur Lächerlichkeit, z. B. Captainhookmon oder Petermon. Was kommt als nächstes? Hänsel&Gretelmon?
Der Aufbau dieses Animes ist also episodisch. Dennoch gibt es eine Main Story. Der dazugehörige rote Faden wird ungefähr alle 20 Episoden wieder aufgenommen. Zu Beginn wird oft über ein gewisses Gate geredet, immer wieder taucht ein Lieferanten-Digimon auf und bringt Post, und manchmal stehen schwarz gefärbte Digimon an der Seitenlinie und beobachten das Geschehen. Alles weist aber ziemlich deutlich darauf hin, dass GulusGammamon, die böse Digitation von Gammamon, eine große Rolle spielen muss. Dass die Hauptgeschichte lediglich in der ersten und in den letzten paar Episoden erzählt wird, erinnert an einen anderen Monster-Anime. Scheint modern zu sein.
Gammamon ist der Digimon-Partner von Hiro, dem menschlichen Protagonisten. Hiro ist mutig – so wie eigentlich jeder Digimon-Protagonist. Tai scheint die Blaupause für alle weiteren Hauptcharaktere gewesen zu sein. Der Cast ist ziemlich klein gehalten, denn neben Hiro und Gammamon gibt es nur noch den hyperintelligenten Kiyoshirou Higashimitarai und seine Partnerin Jellymon sowie Ruli Tsukiyono und ihren Partner Angoramon. Das Besondere an Gammamon ist, dass er gleich drei verschiedene Champion-Digitationen besitzt: BetelGammamon, KausGammamon und WezenGammamon. Auf diese Weise wird etwas Abwechslung in die Monster-Landschaft gebracht, ohne dass man den Cast erweitern muss. Erklären kann man diese verschiedenen Digitationen zwar nicht, aber dem Kinderpublikum wird‘s egal sein. Kiyoshirou ist gleichermaßen intelligent wie nerdig und peinlich. Auf jeden Geniestreich folgt ein Fremdschämmoment. Man könnte meinen, er sei der Chef der NASA, wenn man ihn dauernd in High-Tech-Laboren sieht. Vieles ist unerklärlich. Das meint auch das Digimon-Wiki: »[…] for some reason.« Gründe für alles gibt es ganz bestimmt – nur sollte man sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Jellymon scheint irgendwie auf ihn zu stehen. Er hat Glück! In ihrer Ultra-Form ist sie ein richtiger Hingucker. In ihrer Mega-Form jedoch ist sie spoilermäßig gut verpackt. Ruli ist das Quoten-Mädchen. Und Angoramon philosophiert gerne.
Viele der typischen Digimon-Trademarks hat man beibehalten. Wird digitiert, greift man auf recyclebare Animationen zurück. Diese kann man skippen. Auf 67 Episoden hochgerechnet, spart man dadurch bestimmt ein paar Stunden Lebenszeit. Man hat davon abgesehen, zu originell zu sein und konzentriert sich auf die wesentlichen Digitationen: Champion, Ultra, Mega. Nur die böse Digitation zu GulusGammamon ist etwas völlig Neuartiges. Am Ende der Episoden wird ein bestimmtes Digimon näher vorgestellt – mit allen Fakten und Daten.
»Digimon Ghost Game« ist der gelungene Versuch, etwas Neues zu schaffen, ohne die Wurzeln zu vergessen. Hätte dieser Anime keine 67 Episoden, könnte man ihn zu Halloween gut durchbingen. Trotz aller Kreativität stellt sich aber bald Routine ein und man bekommt das Gefühl, dass dieselbe Formel immer und immer wieder benutzt wird. Mal tut man ein Salzkorn mehr in die Brühe rein, mal eines weniger; mal rührt man im Uhrzeigersinn um, mal gegen den Uhrzeigersinn … das reicht nicht ganz. Schmecken tut‘s trotzdem.
Beitrag wurde zuletzt am 26.03.2023 16:57 geändert.
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