SlaughtertripV.I.P.
#1Dieser Anime ist nicht das, was er vorgibt zu sein. Beim Anblick von Komichi Akebi, die in der freien Natur herumtollt, von ihren vielen, vielen Schulfreundinnen, die gemeinsam lachen und Spaß haben, sowie von Komichis und Kaos Geschwisterliebe könnte man geneigt sein, diesen Anime in die Iyashikei/Healing-Schublade zu stecken. Doch es kommt immer wieder zu Szenen, die etwas suspekt erscheinen, und dieses Wohlgefühl weicht langsam einem Unwohlgefühl …
Der Anime beginnt mit einem Drama, das eigentlich keines ist, jedoch Bezug auf den Titel nimmt. Komichi möchte auf die prestigeträchtige Mädchenschule der Roubai-Akademie gehen, weil dort so schicke Matrosenuniformen getragen werden. Wie sich herausstellt, war das nur damals so; heute aber werden Blazer getragen. Ein Problem, das einem Erwachsenen ein süffisantes Lächeln entlockt, aber auch irgendwie ganz putzig ist. Komichi zeigt jedoch Charakterstärke und behält die von ihrer Mutter Yuwa genähte Uniform an – und alle jubeln. In weiterer Folge wird nur stellenweise und auch ohne wirklichen Mehrwert für die Story Bezug darauf genommen, z. B. wenn ihre Klassenkameradinnen sie für ihren Mut loben oder sie einfach nur sehr hübsch in ihrer Uniform finden. Irgendeinen Aufhänger hat es ja für diese Geschichte gebraucht, sonst hätte man den Anime auch einfach nur »Akebi-chan« nennen können.
Das Drama ist auch in den weiteren Episoden zu spüren, wenn der Fokus auf Komichis Klassenkameraden gerichtet wird. Das Drama, das oft nicht der Rede wert ist, und die behaglichen Momente halten sich die Waage. Für Ersteres hätten wir beispielsweise Erika Kizaki, die, wenn sie nervös ist, ihre Nägel schneidet; Kei Tanigawa, die lernt, ihren eigenen Körper zu lieben; oder Oshizu Hebimori, die sich aus falschem Stolz verplappert und sich als versierte Gitarristin ausgibt, nur um im Nachhinein zu erkennen, dass dies zu anderen Problemen führt. Die restliche Laufzeit der Episoden wird gefüllt mit Mädchen, die lachen und singen und tanzen und springen. Das ist nicht unbedingt falsch, doch oft mangelt es bei diesen Szenen an Substanz. Zum ersten und einzigen Mal betritt man Comedy-Terrain, wenn Minoru Ookuma ihrem Lieblingshobby – dem Ausspionieren von Lebewesen – nachgeht. Obwohl die Episode mit ihr zu meinen Favoriten gehört, hebt diese sich atmosphärisch leider zu stark von den restlichen Episoden ab, da lustige und komische Momente einfach zu rar gesät sind.
Der Cast ist fast ausschließlich all-female. Die einzigen beiden Männer, die hier vorkommen, sind Komichis Vater Sato und der Komparse Taira, der in Truck-kun fährt. Es fehlt jedoch an dieser typischen Atmosphäre, wie man sie aus Cute-Girls-Animes kennt. Und auch Yuri-Vibes lassen sich allerhöchstens erahnen, wenn man beispielsweise den Blick eines der Mädchen auf ein anderes Mädchen so interpretieren möchte. Dieser fast rein weibliche Cast wird zu einem ganz anderen Zweck benutzt, nämlich zur sexualisierten und möglichst sinnlichen (#1, #2, #3) Darstellung der Mittelschülerinnen. Der Anime hat aus der versauten Mangavorlage aber das Beste herausgeholt, oder fast. Die Mädchen werden in eindeutigen Posen (#1, #2, #3, #4, #5) abgebildet und verrenken sich teilweise wie Gymnastikerinnen (#1, #2, #3). Diese Szenen dienen dem Plot natürlich in keiner Weise und werden alle paar Minuten pro Episode relativ random eingestreut. Auffällig sind die vielen Shots auf die Füße der Mädchen, weshalb ich dem Mangaka unterstelle, einen Fußfetisch zu haben – selbst schuld (#1, #2, #3, #4, #5, #6, #7, #8, #9, #10). Erikas Angewohnheit, ihre Nägel bei Nervosität zu schneiden, wird dann praktischerweise dazu benutzt, ihre Füße in den Mittelpunkt zu stellen … und daran zu riechen – schadet ja auch nicht. Die Szenen mit Komichi und Kao wirken im ersten Moment sehr süß, doch auffällig oft finden ihre Unterhaltungen während eines gemeinsamen Bades statt – genauso wie manche Gespräche zwischen Komichi und ihren Mitschülerinnen. Wenn die Mädchen besonders schön aussehen sollen, überrascht der Anime mit einem sehr originellen Zeichenstil. Nur leider wird hier den Figuren ihre ganze Natürlichkeit genommen und sie sehen mehr aus wie animierte Barbiepuppen – manchmal sogar ziemlich gruslig.
Der Manga ist die Wurzel allen Übels, und der Anime ist lediglich das hübsch anzusehende Gewächs, das daraus entstanden ist. Es muss eine Mammutaufgabe gewesen sein, die für eine Animeadaption passenden Chapter auszuwählen, denn es vergeht kaum eines ohne Posen von sich rekelnden Mädchen (#1, #2, #3, #4). Es gibt sogar Chapter, in denen die Mädchen in ausschließlich allen Panels posieren. Sogar die kleine Kao musste für einen Pantsu-Shot herhalten. Wobei »Pantsu-Shot« noch nett ausgedrückt ist. Sie drückt ihren Hintern quasi mit aller Gewalt dem Leser entgegen. Die Beispielbilder könnte ich gefühlt endlos fortsetzen, da der Großteil des Mangas aus solchen Szenen besteht. Hier hat man es eher mit dem »Playboy«-Magazin in Manga-Form zu tun. Auch vor den erwachsenen Frauen wird nicht haltgemacht, sie erotisch in Szene zu setzen. Die Lehrerin Yori Tamura hat zwar alles, was ein Bilderbuch-Mauerblümchen braucht, doch auch sie scheint von Kapitel zu Kapitel immer mehr Erotik auszustrahlen, bis sie derart sexy dargestellt wird, dass man sich nicht wundern braucht, dass es den Hentai-Tag »Lehrerin« gibt. Der Ausflug der Akebi-Familie geht natürlich an den Strand, denn dort kann man die Charaktere in knappen und freizügigen Outfits ablichten, ohne sich einen besonders kreativen Grund dafür überlegen zu müssen. Dort passiert natürlich gar nichts, außer dass Komichis Mutter im Wasser posiert (#1, #2, #3, #4), und zwar auf eine Weise, die man von Bademodenmodels nicht anzüglicher kennt. Und warum blickt sie dabei genau in die fiktive Kamera? Und was will sie mit ihrem Blick sagen? »Nimm mich, du Hengst!«, vielleicht? Und obwohl sie alle lächeln, sehen sie dabei ironischerweise mordsmäßig unsympathisch aus, insbesondere der Vater. Wären all diese Dinge nicht so sehr auf Pseudo-Hentai getrimmt, wären diese Peinlichkeiten vielleicht sogar komisch. Das alles wäre vielleicht auch gar nicht so schlimm, wenn man sich nicht so unverschämt verlogen geben würde. Ecchi und Hentai machen keinen Hehl daraus, Zuseher durch sexuelle Inhalte locken zu möchten. Hier jedoch errichtet man eine Fassade, die von der wahren Absicht ablenken soll. Man lässt die Mädchen freudestrahlend durch die Gegend hüpfen, zeigt sie anschließend in anzüglichen Posen und lässt sie dann fröhlich weiterhüpfen.
In der Regel lohnt sich ein Blick in den Manga – weil dort die Story weiter vorangeschritten ist; weil er keine Filler beinhaltet; weil dort der Fokus besser gelenkt wird auf Nebenhandlungen und -charaktere, die im Anime keinen Platz gefunden haben; weil er besser gezeichnet ist oder aus anderen üblichen Gründen. Hier jedoch macht der Anime eine bessere Arbeit, auch wenn er sich nicht völlig von den Schattenseiten des Mangas emanzipieren kann.
Der Anime beginnt mit einem Drama, das eigentlich keines ist, jedoch Bezug auf den Titel nimmt. Komichi möchte auf die prestigeträchtige Mädchenschule der Roubai-Akademie gehen, weil dort so schicke Matrosenuniformen getragen werden. Wie sich herausstellt, war das nur damals so; heute aber werden Blazer getragen. Ein Problem, das einem Erwachsenen ein süffisantes Lächeln entlockt, aber auch irgendwie ganz putzig ist. Komichi zeigt jedoch Charakterstärke und behält die von ihrer Mutter Yuwa genähte Uniform an – und alle jubeln. In weiterer Folge wird nur stellenweise und auch ohne wirklichen Mehrwert für die Story Bezug darauf genommen, z. B. wenn ihre Klassenkameradinnen sie für ihren Mut loben oder sie einfach nur sehr hübsch in ihrer Uniform finden. Irgendeinen Aufhänger hat es ja für diese Geschichte gebraucht, sonst hätte man den Anime auch einfach nur »Akebi-chan« nennen können.
Das Drama ist auch in den weiteren Episoden zu spüren, wenn der Fokus auf Komichis Klassenkameraden gerichtet wird. Das Drama, das oft nicht der Rede wert ist, und die behaglichen Momente halten sich die Waage. Für Ersteres hätten wir beispielsweise Erika Kizaki, die, wenn sie nervös ist, ihre Nägel schneidet; Kei Tanigawa, die lernt, ihren eigenen Körper zu lieben; oder Oshizu Hebimori, die sich aus falschem Stolz verplappert und sich als versierte Gitarristin ausgibt, nur um im Nachhinein zu erkennen, dass dies zu anderen Problemen führt. Die restliche Laufzeit der Episoden wird gefüllt mit Mädchen, die lachen und singen und tanzen und springen. Das ist nicht unbedingt falsch, doch oft mangelt es bei diesen Szenen an Substanz. Zum ersten und einzigen Mal betritt man Comedy-Terrain, wenn Minoru Ookuma ihrem Lieblingshobby – dem Ausspionieren von Lebewesen – nachgeht. Obwohl die Episode mit ihr zu meinen Favoriten gehört, hebt diese sich atmosphärisch leider zu stark von den restlichen Episoden ab, da lustige und komische Momente einfach zu rar gesät sind.
Der Cast ist fast ausschließlich all-female. Die einzigen beiden Männer, die hier vorkommen, sind Komichis Vater Sato und der Komparse Taira, der in Truck-kun fährt. Es fehlt jedoch an dieser typischen Atmosphäre, wie man sie aus Cute-Girls-Animes kennt. Und auch Yuri-Vibes lassen sich allerhöchstens erahnen, wenn man beispielsweise den Blick eines der Mädchen auf ein anderes Mädchen so interpretieren möchte. Dieser fast rein weibliche Cast wird zu einem ganz anderen Zweck benutzt, nämlich zur sexualisierten und möglichst sinnlichen (#1, #2, #3) Darstellung der Mittelschülerinnen. Der Anime hat aus der versauten Mangavorlage aber das Beste herausgeholt, oder fast. Die Mädchen werden in eindeutigen Posen (#1, #2, #3, #4, #5) abgebildet und verrenken sich teilweise wie Gymnastikerinnen (#1, #2, #3). Diese Szenen dienen dem Plot natürlich in keiner Weise und werden alle paar Minuten pro Episode relativ random eingestreut. Auffällig sind die vielen Shots auf die Füße der Mädchen, weshalb ich dem Mangaka unterstelle, einen Fußfetisch zu haben – selbst schuld (#1, #2, #3, #4, #5, #6, #7, #8, #9, #10). Erikas Angewohnheit, ihre Nägel bei Nervosität zu schneiden, wird dann praktischerweise dazu benutzt, ihre Füße in den Mittelpunkt zu stellen … und daran zu riechen – schadet ja auch nicht. Die Szenen mit Komichi und Kao wirken im ersten Moment sehr süß, doch auffällig oft finden ihre Unterhaltungen während eines gemeinsamen Bades statt – genauso wie manche Gespräche zwischen Komichi und ihren Mitschülerinnen. Wenn die Mädchen besonders schön aussehen sollen, überrascht der Anime mit einem sehr originellen Zeichenstil. Nur leider wird hier den Figuren ihre ganze Natürlichkeit genommen und sie sehen mehr aus wie animierte Barbiepuppen – manchmal sogar ziemlich gruslig.
Der Manga ist die Wurzel allen Übels, und der Anime ist lediglich das hübsch anzusehende Gewächs, das daraus entstanden ist. Es muss eine Mammutaufgabe gewesen sein, die für eine Animeadaption passenden Chapter auszuwählen, denn es vergeht kaum eines ohne Posen von sich rekelnden Mädchen (#1, #2, #3, #4). Es gibt sogar Chapter, in denen die Mädchen in ausschließlich allen Panels posieren. Sogar die kleine Kao musste für einen Pantsu-Shot herhalten. Wobei »Pantsu-Shot« noch nett ausgedrückt ist. Sie drückt ihren Hintern quasi mit aller Gewalt dem Leser entgegen. Die Beispielbilder könnte ich gefühlt endlos fortsetzen, da der Großteil des Mangas aus solchen Szenen besteht. Hier hat man es eher mit dem »Playboy«-Magazin in Manga-Form zu tun. Auch vor den erwachsenen Frauen wird nicht haltgemacht, sie erotisch in Szene zu setzen. Die Lehrerin Yori Tamura hat zwar alles, was ein Bilderbuch-Mauerblümchen braucht, doch auch sie scheint von Kapitel zu Kapitel immer mehr Erotik auszustrahlen, bis sie derart sexy dargestellt wird, dass man sich nicht wundern braucht, dass es den Hentai-Tag »Lehrerin« gibt. Der Ausflug der Akebi-Familie geht natürlich an den Strand, denn dort kann man die Charaktere in knappen und freizügigen Outfits ablichten, ohne sich einen besonders kreativen Grund dafür überlegen zu müssen. Dort passiert natürlich gar nichts, außer dass Komichis Mutter im Wasser posiert (#1, #2, #3, #4), und zwar auf eine Weise, die man von Bademodenmodels nicht anzüglicher kennt. Und warum blickt sie dabei genau in die fiktive Kamera? Und was will sie mit ihrem Blick sagen? »Nimm mich, du Hengst!«, vielleicht? Und obwohl sie alle lächeln, sehen sie dabei ironischerweise mordsmäßig unsympathisch aus, insbesondere der Vater. Wären all diese Dinge nicht so sehr auf Pseudo-Hentai getrimmt, wären diese Peinlichkeiten vielleicht sogar komisch. Das alles wäre vielleicht auch gar nicht so schlimm, wenn man sich nicht so unverschämt verlogen geben würde. Ecchi und Hentai machen keinen Hehl daraus, Zuseher durch sexuelle Inhalte locken zu möchten. Hier jedoch errichtet man eine Fassade, die von der wahren Absicht ablenken soll. Man lässt die Mädchen freudestrahlend durch die Gegend hüpfen, zeigt sie anschließend in anzüglichen Posen und lässt sie dann fröhlich weiterhüpfen.
In der Regel lohnt sich ein Blick in den Manga – weil dort die Story weiter vorangeschritten ist; weil er keine Filler beinhaltet; weil dort der Fokus besser gelenkt wird auf Nebenhandlungen und -charaktere, die im Anime keinen Platz gefunden haben; weil er besser gezeichnet ist oder aus anderen üblichen Gründen. Hier jedoch macht der Anime eine bessere Arbeit, auch wenn er sich nicht völlig von den Schattenseiten des Mangas emanzipieren kann.
Beitrag wurde zuletzt am 19.05.2022 05:01 geändert.
Kommentare
Den ganzen Anime lang war ich mir aber nicht sicher, ob ich denken soll "ist das jetzt gewollt sexualisiert? Oder denk ich das nur weil naja so kennen und lieben wir unsere Anime?" Meistens ist es ja auch nur die Schuld des Zuschauers, wenn man sich in solche Gedanken vertieft. In Unterwäsche zu sein hat ja erstmal nichts erotisches. Und Füße übrigens auch nicht.
Stellt sich heraus, nachdem ich die ausführliche Rezension von "Slaughtertrip" hier gelesen habe, bin ich echt froh nur den Anime geschaut zu haben ohne vorher auch nur vom Manga gehört zu haben. Denn es scheint ja wirklich massiv sexualisiert im Manga zuzugehen.
Schade eigentlich. Ich mochte die Stimmung und die fast konfliktfreie "Story" und Atmosphäre.