SlaughtertripV.I.P.
#1Die ersten fünf Absätze kann man wohl ohne Spoilergefahr lesen – und das Fazit.
Bei einem neuen Werk der »Death Note«-Schöpfer sind die Erwartungen dementsprechend hoch. Der Autor Tsugumi Ooba und der Illustrator Takeshi Obata scheinen gerne in verschiedenen Genres zu wildern. »Bakuman« war ein kleiner und durchaus erfolgreicher Abstecher ins Ganbatte-Genre. Mit »Platinum End« geht es nun wieder zurück zu den Wurzeln. Ein Heimspiel sozusagen. Doch damit ist kein Sieg garantiert …
Viele Parallelen zum Erstlingswerk der beiden Mangaka lassen sich hier finden. So kommen die Protagonisten auch in diesem Anime in Kontakt mit Wesen aus dem göttlichen Reich. Waren es bei »Death Note« Todesgötter, sind es hier Gott höchstpersönlich samt seiner Engel. Das Konzept eines Gottes wird etwas greifbarer gemacht, da dieser kein omnipotentes, omnipräsentes und omniszientes Wesen ist, sondern ein durch eine Wahl zum Gott gehievter Mensch, dem bestimmte Kräfte verliehen werden, der jedoch weiterhin sterblich bleibt. Geht das Leben des amtierenden Gottes zu Ende, beginnt die Wahl von neuem. Der Zyklus wiederholt sich. Über die Götterwahl bekommt man genug Informationen, um Spannung zu erzeugen, aber nicht zu viele, um zu vermeiden, dass die Spannung nachlässt. Bald stellen sich Fragen wie: »Was war zuerst da? Gott oder die Menschen?« – Ein ähnliches Prinzip also wie die Frage, ob die Henne oder das Ei zuerst da war. Obwohl die Charaktere mit Engeln konfrontiert werden, wird die Existenz Gottes infrage gestellt, was wenig verwunderlich ist, da dieser sterblich ist und nichts weiter als ein aufgepowerter Mensch zu sein scheint. Der Glaube an Gott wird auf eine harte Probe gestellt, denn alle Gläubigen, egal welcher Religion, haben sich unter »Gott« doch etwas ganz anderes vorgestellt.
Wenn der Anime beginnt, beginnt auch gleichzeitig ein neuer Zyklus. Ein neuer Gott muss gefunden werden – innerhalb eines großzügig gewählten Zeitraums von 999 Tagen. Die 13 ranghöchsten Engel werden von Gott auf die Erde entsandt und müssen unter allen Menschen jeweils einen Gottesanwärter auswählen. Die Grundlage, auf der sie ihre Kandidaten auswählen, ist auch gleichzeitig ein zentrales Thema in diesem Anime: Selbstmord. Die Engel wählen nur jene Kandidaten aus, die Selbstmord begehen wollen. Die Begründung dafür – nämlich dass Menschen, die sich selbst das Leben nehmen wollen, die Welt verändern möchten – scheint hanebüchener Unsinn zu sein. Dieses Thema birgt auch weitere Probleme. So wird für alle Kandidaten ein Grund gesucht, sich umzubringen, was teilweise Dimensionen annimmt, die man nur aus Animes kennt – aus Animes, die Glaubwürdigkeit nicht so genau nehmen. Ganz zu schweigen von dem gekünstelten Drama.
Eine ganz große Ähnlichkeit zu »Death Note« erkennt man bei den Engelswerkzeugen. Der Weiße Pfeil, der Rote Pfeil und die Flügel unterliegen bestimmten Regeln, genauso wie das Death Note. Kurzer Sinn ohne lange Rede: Der Weiße Pfeil tötet; der Rote Pfeil sorgt dafür, dass Menschen sich in einen verlieben; und die Flügel lassen einen schneller fliegen als jeder Pfeil. Ob die Charaktere ihr Ziel, das nicht immer die Gottwerdung ist, erreichen, hängt davon ab, wie gut sie die Engelswerkzeuge benutzen können. Geht es speziell um den Roten Pfeil, so hängt ihr Erfolg auch davon ab, wie gut sie die Menschen, die sich in sie verlieben, ausnutzen können. Im Gegensatz zum erfolgreichen großen Bruder gibt es hier also gleich drei übernatürliche Gegenstände zum Erforschen. Aber bedeutet das auch dreimal so viel Spannung? Eher nicht, denn lediglich der Rote Pfeil ist in seiner Anwendung etwas komplexer und unterliegt mehreren Regeln, während der Weiße Pfeil und die Flügel nur ihren Zweck erfüllen: töten und fliegen.
Die Stimmung ist oft sehr deprimierend, was nicht nur am Thema dieses Animes liegt, sondern auch an den Protagonisten. Mirai Kakehashi ist vom weinerlichen Typ. Wer Subaru Natsuki schon nicht mag, der wird mit Mirai ebenso wenig anfangen können – und das sage ich als jemand, der Subaru sehr gerne hat. Sein depressives Verhalten ist gar nicht so das Problem; auch nicht seine Haltung gegen das Töten, die er konsequent durchzieht, auch wenn es manchmal sogar besser wäre, manche Schurken zur Strecke zu bringen, um das Leben von unzähligen Unschuldigen zu retten. Es ist eher diese penetrante Art, dieses Mitteilungsbedürfnis, sich selbst und jedem in seiner Umgebung immer wieder zu sagen, dass er nicht töten möchte. Der Zuseher hat das schon nach wenigen Episoden verstanden, und dennoch erlebt man nach fast jeder Episode ein lästiges Déjà vu. Mirai ist ein Jammerlappen vor dem Herrn, und dass er sich in seiner Argumentation ab und zu verzettelt, macht das Ganze nicht besser. Sein Love Interest Saki Hanakago schlägt zwar in dieselbe Kerbe, jedoch ist der Auslöser ihrer Depressionen von ganz anderer Natur. Die beiden haben sich quasi selbst in ihr Unglück gestürzt und versuchen nun gemeinsam, ihr Glück zu finden.
Vor allem in der ersten Hälfte dominiert hier die Action, was am Antagonisten dieses ersten Handlungsbogens liegt. Kanade Uryuu hat nicht wirklich vor, die Wahl Gottes am runden Tisch auszudiskutieren. Stattdessen wählt er die einfache Variante: Mord. Dabei geht er allerdings extremer als nötig vor, bringt er doch unbeteiligte Menschen ebenfalls in Gefahr und zeigt keinerlei Skrupel, diese ebenfalls zu töten, wenn es ihm dabei hilft, seinem Ziel ein Stückchen näherzukommen. Es ist verständlich und auch realistisch, dass es Menschen gibt, welche die Kräfte der Engelswerkzeuge benutzen, um Schandtaten zu treiben. Dass der Kampf gegen Kanade jedoch so dermaßen unrealistisch umgesetzt wurde, ist wohl die erste große Enttäuschung für viele »Death Note«-Fans, die sich hier einen intelligent inszenierten Wettkampf um den Posten Gottes, wie er im echten Leben auch hätte ablaufen können, erhofft haben. Dieser Anime, dessen Prämisse eigentlich sehr interessant ist und viel Potential aufweist, verkommt zu einem etwas ernsteren und blutigen »Power Rangers«-Ableger, sobald Kanade und seine rechtschaffenen Widersacher ihre Kostüme auspacken und sich sogar nicht davor zieren, sie auch anzuziehen. Glücklicherweise haben beide Parteien Mittel und Wege, auf dieses Arsenal an High-Tech-Anzügen und Armeewaffen zugreifen zu können – wie die meisten von uns … Während Kanade den Superheldenanzug von Metropoliman zweckentfremdet und damit Schindluder treibt, versammeln sich auch schon bald alle Mitglieder der Metro Five – die Fünffaltigkeit des Kitsches. Der Höhepunkt davon wird erreicht, wenn der Militär-Muskelprotz Ryuuji Bakumatsu und die verrückte Wissenschaftlerin Fuyuko Kohinata auf den Plan treten.
Wäre dieser Anime ein reiner Battle-Manga, könnte dieses Konzept vielleicht sogar funktionieren. In der zweiten Hälfte geht man hier jedoch alles sehr philosophisch an, bzw. es ist der klügste Mensch der Welt, – wer auch sonst? – Gaku Yoneda, der über Gott und die Welt philosophiert. Erst dann versammeln sich die übriggebliebenen Kandidaten und der neue Gott wird mittels handfesten Argumenten statt handgreiflichen Auseinandersetzungen ausgewählt. Auf die Benutzung des Roten Pfeiles und ein paar Duelle, bei denen die Kontrahenten ihren Weißen Pfeil auspacken und sich im Stile eines klassischen Westerns gegenüberstehen, wollte man aber dennoch nicht verzichten, wodurch beide Hälften sich glücklicherweise nicht allzu stark in ihrer Stimmung unterscheiden. Versucht man, wirklich intelligent und philosophisch zu sein, und das in einem subjektiven und wenig fassbaren Kontext wie Religion, dann wird es schwierig, sich nicht zu verzetteln. Gaku stellt so einige interessante Thesen auf, die mal mehr, mal weniger überzeugen. Die große Downer ganz zum Schluss ist wohl der plötzliche Sinneswandel Gakus – ausgelöst durch Ereignisse, die mit seinem Standpunkt, den er noch kurz davor vertreten hat, nur wenig bis nichts zu tun haben.
Sowohl der Manga als auch die Animeadaption sind abgeschlossen. Hat man die Wahl, sollte man vielleicht eher den Manga zur Hand nehmen. Handlungstechnisch hält sich der Anime sehr genau an die Mangavorlage – nichts, was nur annähernd relevant ist, wurde hinzugefügt oder gestrichen. Doch an die Zeichenkünste von Takeshi Obata kommt auch das gesamte Personal des Studios SIGNAL.MD nicht heran. Was man hier zu sehen bekommt, sind Animationen, die genauso wechselhaft sind wie die beiden Hälften des Animes. Sieht man die Charaktere in der Nahen oder in der Halbnahen, sind die Zeichnungen detailliert genug, dass vor allem die divers gestalteten Engel echte Hingucker sind, auch wenn man sich farblich hauptsächlich auf Beige ohne wesentliche Abstufungen oder Übergänge zu andere Farben konzentriert hat. Sobald die Charaktere etwas weiter entfernt sind, kommt es zu erheblichen Einbußen im Detailgrad. Ausgerechnet bei der allerletzten Folge scheint es bei der Produktion zu einigen Problemen gekommen zu sein, denn wie erklärt man sich sonst, dass nicht nur die Zeichnungen selbst qualitative Mängel aufweisen, sondern dass manche Charaktere gar nicht wiederzuerkennen sind? Gut zu erkennen an Revel, der in dieser Episode mittels zweier verschiedener Charakterdesigns zeichnerisch vergewaltigt wurde.
»Platinum End« ist das vielleicht schwächste Werk von den Herren Ooba und Obata bisher, doch die beiden haben die Latte aber auch selbst sehr hoch gelegt. Bei aller Liebe zu ihren vorherigen Werken kommt man nicht drum herum, offensichtliche Schwächen anzusprechen. Es scheint, als wollten die beiden sich an ihrem Erfolgsrezept von »Death Note« orientieren, sich gleichzeitig aber auch abermals an neuen Genres ausprobieren. Das Ergebnis ist ein in seiner Qualität schwankendes Werk, das vermutlich weder Fans von Action noch Fans von anspruchsvollen Überlegungen, die logisches Denken voraussetzen, vollends überzeugen kann. Die große Frage, die sich mir stellt: Was hätte man aus dieser durchaus interessanten Grundidee machen können, wenn man mehr Wert auf eine realistischere Umsetzung gelegt hätte?
Bei einem neuen Werk der »Death Note«-Schöpfer sind die Erwartungen dementsprechend hoch. Der Autor Tsugumi Ooba und der Illustrator Takeshi Obata scheinen gerne in verschiedenen Genres zu wildern. »Bakuman« war ein kleiner und durchaus erfolgreicher Abstecher ins Ganbatte-Genre. Mit »Platinum End« geht es nun wieder zurück zu den Wurzeln. Ein Heimspiel sozusagen. Doch damit ist kein Sieg garantiert …
Viele Parallelen zum Erstlingswerk der beiden Mangaka lassen sich hier finden. So kommen die Protagonisten auch in diesem Anime in Kontakt mit Wesen aus dem göttlichen Reich. Waren es bei »Death Note« Todesgötter, sind es hier Gott höchstpersönlich samt seiner Engel. Das Konzept eines Gottes wird etwas greifbarer gemacht, da dieser kein omnipotentes, omnipräsentes und omniszientes Wesen ist, sondern ein durch eine Wahl zum Gott gehievter Mensch, dem bestimmte Kräfte verliehen werden, der jedoch weiterhin sterblich bleibt. Geht das Leben des amtierenden Gottes zu Ende, beginnt die Wahl von neuem. Der Zyklus wiederholt sich. Über die Götterwahl bekommt man genug Informationen, um Spannung zu erzeugen, aber nicht zu viele, um zu vermeiden, dass die Spannung nachlässt. Bald stellen sich Fragen wie: »Was war zuerst da? Gott oder die Menschen?« – Ein ähnliches Prinzip also wie die Frage, ob die Henne oder das Ei zuerst da war. Obwohl die Charaktere mit Engeln konfrontiert werden, wird die Existenz Gottes infrage gestellt, was wenig verwunderlich ist, da dieser sterblich ist und nichts weiter als ein aufgepowerter Mensch zu sein scheint. Der Glaube an Gott wird auf eine harte Probe gestellt, denn alle Gläubigen, egal welcher Religion, haben sich unter »Gott« doch etwas ganz anderes vorgestellt.
Wenn der Anime beginnt, beginnt auch gleichzeitig ein neuer Zyklus. Ein neuer Gott muss gefunden werden – innerhalb eines großzügig gewählten Zeitraums von 999 Tagen. Die 13 ranghöchsten Engel werden von Gott auf die Erde entsandt und müssen unter allen Menschen jeweils einen Gottesanwärter auswählen. Die Grundlage, auf der sie ihre Kandidaten auswählen, ist auch gleichzeitig ein zentrales Thema in diesem Anime: Selbstmord. Die Engel wählen nur jene Kandidaten aus, die Selbstmord begehen wollen. Die Begründung dafür – nämlich dass Menschen, die sich selbst das Leben nehmen wollen, die Welt verändern möchten – scheint hanebüchener Unsinn zu sein. Dieses Thema birgt auch weitere Probleme. So wird für alle Kandidaten ein Grund gesucht, sich umzubringen, was teilweise Dimensionen annimmt, die man nur aus Animes kennt – aus Animes, die Glaubwürdigkeit nicht so genau nehmen. Ganz zu schweigen von dem gekünstelten Drama.
Eine ganz große Ähnlichkeit zu »Death Note« erkennt man bei den Engelswerkzeugen. Der Weiße Pfeil, der Rote Pfeil und die Flügel unterliegen bestimmten Regeln, genauso wie das Death Note. Kurzer Sinn ohne lange Rede: Der Weiße Pfeil tötet; der Rote Pfeil sorgt dafür, dass Menschen sich in einen verlieben; und die Flügel lassen einen schneller fliegen als jeder Pfeil. Ob die Charaktere ihr Ziel, das nicht immer die Gottwerdung ist, erreichen, hängt davon ab, wie gut sie die Engelswerkzeuge benutzen können. Geht es speziell um den Roten Pfeil, so hängt ihr Erfolg auch davon ab, wie gut sie die Menschen, die sich in sie verlieben, ausnutzen können. Im Gegensatz zum erfolgreichen großen Bruder gibt es hier also gleich drei übernatürliche Gegenstände zum Erforschen. Aber bedeutet das auch dreimal so viel Spannung? Eher nicht, denn lediglich der Rote Pfeil ist in seiner Anwendung etwas komplexer und unterliegt mehreren Regeln, während der Weiße Pfeil und die Flügel nur ihren Zweck erfüllen: töten und fliegen.
Die Stimmung ist oft sehr deprimierend, was nicht nur am Thema dieses Animes liegt, sondern auch an den Protagonisten. Mirai Kakehashi ist vom weinerlichen Typ. Wer Subaru Natsuki schon nicht mag, der wird mit Mirai ebenso wenig anfangen können – und das sage ich als jemand, der Subaru sehr gerne hat. Sein depressives Verhalten ist gar nicht so das Problem; auch nicht seine Haltung gegen das Töten, die er konsequent durchzieht, auch wenn es manchmal sogar besser wäre, manche Schurken zur Strecke zu bringen, um das Leben von unzähligen Unschuldigen zu retten. Es ist eher diese penetrante Art, dieses Mitteilungsbedürfnis, sich selbst und jedem in seiner Umgebung immer wieder zu sagen, dass er nicht töten möchte. Der Zuseher hat das schon nach wenigen Episoden verstanden, und dennoch erlebt man nach fast jeder Episode ein lästiges Déjà vu. Mirai ist ein Jammerlappen vor dem Herrn, und dass er sich in seiner Argumentation ab und zu verzettelt, macht das Ganze nicht besser. Sein Love Interest Saki Hanakago schlägt zwar in dieselbe Kerbe, jedoch ist der Auslöser ihrer Depressionen von ganz anderer Natur. Die beiden haben sich quasi selbst in ihr Unglück gestürzt und versuchen nun gemeinsam, ihr Glück zu finden.
Vor allem in der ersten Hälfte dominiert hier die Action, was am Antagonisten dieses ersten Handlungsbogens liegt. Kanade Uryuu hat nicht wirklich vor, die Wahl Gottes am runden Tisch auszudiskutieren. Stattdessen wählt er die einfache Variante: Mord. Dabei geht er allerdings extremer als nötig vor, bringt er doch unbeteiligte Menschen ebenfalls in Gefahr und zeigt keinerlei Skrupel, diese ebenfalls zu töten, wenn es ihm dabei hilft, seinem Ziel ein Stückchen näherzukommen. Es ist verständlich und auch realistisch, dass es Menschen gibt, welche die Kräfte der Engelswerkzeuge benutzen, um Schandtaten zu treiben. Dass der Kampf gegen Kanade jedoch so dermaßen unrealistisch umgesetzt wurde, ist wohl die erste große Enttäuschung für viele »Death Note«-Fans, die sich hier einen intelligent inszenierten Wettkampf um den Posten Gottes, wie er im echten Leben auch hätte ablaufen können, erhofft haben. Dieser Anime, dessen Prämisse eigentlich sehr interessant ist und viel Potential aufweist, verkommt zu einem etwas ernsteren und blutigen »Power Rangers«-Ableger, sobald Kanade und seine rechtschaffenen Widersacher ihre Kostüme auspacken und sich sogar nicht davor zieren, sie auch anzuziehen. Glücklicherweise haben beide Parteien Mittel und Wege, auf dieses Arsenal an High-Tech-Anzügen und Armeewaffen zugreifen zu können – wie die meisten von uns … Während Kanade den Superheldenanzug von Metropoliman zweckentfremdet und damit Schindluder treibt, versammeln sich auch schon bald alle Mitglieder der Metro Five – die Fünffaltigkeit des Kitsches. Der Höhepunkt davon wird erreicht, wenn der Militär-Muskelprotz Ryuuji Bakumatsu und die verrückte Wissenschaftlerin Fuyuko Kohinata auf den Plan treten.
Wäre dieser Anime ein reiner Battle-Manga, könnte dieses Konzept vielleicht sogar funktionieren. In der zweiten Hälfte geht man hier jedoch alles sehr philosophisch an, bzw. es ist der klügste Mensch der Welt, – wer auch sonst? – Gaku Yoneda, der über Gott und die Welt philosophiert. Erst dann versammeln sich die übriggebliebenen Kandidaten und der neue Gott wird mittels handfesten Argumenten statt handgreiflichen Auseinandersetzungen ausgewählt. Auf die Benutzung des Roten Pfeiles und ein paar Duelle, bei denen die Kontrahenten ihren Weißen Pfeil auspacken und sich im Stile eines klassischen Westerns gegenüberstehen, wollte man aber dennoch nicht verzichten, wodurch beide Hälften sich glücklicherweise nicht allzu stark in ihrer Stimmung unterscheiden. Versucht man, wirklich intelligent und philosophisch zu sein, und das in einem subjektiven und wenig fassbaren Kontext wie Religion, dann wird es schwierig, sich nicht zu verzetteln. Gaku stellt so einige interessante Thesen auf, die mal mehr, mal weniger überzeugen. Die große Downer ganz zum Schluss ist wohl der plötzliche Sinneswandel Gakus – ausgelöst durch Ereignisse, die mit seinem Standpunkt, den er noch kurz davor vertreten hat, nur wenig bis nichts zu tun haben.
Sowohl der Manga als auch die Animeadaption sind abgeschlossen. Hat man die Wahl, sollte man vielleicht eher den Manga zur Hand nehmen. Handlungstechnisch hält sich der Anime sehr genau an die Mangavorlage – nichts, was nur annähernd relevant ist, wurde hinzugefügt oder gestrichen. Doch an die Zeichenkünste von Takeshi Obata kommt auch das gesamte Personal des Studios SIGNAL.MD nicht heran. Was man hier zu sehen bekommt, sind Animationen, die genauso wechselhaft sind wie die beiden Hälften des Animes. Sieht man die Charaktere in der Nahen oder in der Halbnahen, sind die Zeichnungen detailliert genug, dass vor allem die divers gestalteten Engel echte Hingucker sind, auch wenn man sich farblich hauptsächlich auf Beige ohne wesentliche Abstufungen oder Übergänge zu andere Farben konzentriert hat. Sobald die Charaktere etwas weiter entfernt sind, kommt es zu erheblichen Einbußen im Detailgrad. Ausgerechnet bei der allerletzten Folge scheint es bei der Produktion zu einigen Problemen gekommen zu sein, denn wie erklärt man sich sonst, dass nicht nur die Zeichnungen selbst qualitative Mängel aufweisen, sondern dass manche Charaktere gar nicht wiederzuerkennen sind? Gut zu erkennen an Revel, der in dieser Episode mittels zweier verschiedener Charakterdesigns zeichnerisch vergewaltigt wurde.
»Platinum End« ist das vielleicht schwächste Werk von den Herren Ooba und Obata bisher, doch die beiden haben die Latte aber auch selbst sehr hoch gelegt. Bei aller Liebe zu ihren vorherigen Werken kommt man nicht drum herum, offensichtliche Schwächen anzusprechen. Es scheint, als wollten die beiden sich an ihrem Erfolgsrezept von »Death Note« orientieren, sich gleichzeitig aber auch abermals an neuen Genres ausprobieren. Das Ergebnis ist ein in seiner Qualität schwankendes Werk, das vermutlich weder Fans von Action noch Fans von anspruchsvollen Überlegungen, die logisches Denken voraussetzen, vollends überzeugen kann. Die große Frage, die sich mir stellt: Was hätte man aus dieser durchaus interessanten Grundidee machen können, wenn man mehr Wert auf eine realistischere Umsetzung gelegt hätte?
Beitrag wurde zuletzt am 12.05.2022 12:56 geändert.
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