Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …
Natürlich muss man vorweg gleich sagen, dass nicht jede dieser neun Episoden das gleiche Maß an Qualität hat – die eine Episode ist besser, die andere schlechter. Allerdings ist keine einzige gänzlich schlecht, was – in Anbetracht auf die neuste Hollywood-Trilogie – eine leichte Überraschung war. Zudem besteht eine große Variation der Thematiken: einmal sehen wir mehr leichtherzige, fröhliche und lustige Szenen, das andere Mal sind es viel ernstere und ausgereifte. Dabei hat jede dieser Kurzgeschichten seine eigenen Stärken und Schwächen:
Die erste Episode „Das Duell“ von Studio Kamikazedouga hat stark vorgelegt. Wir sehen einen herumwandernden Ronin (Samurai) mit seinem Druiden, der ein Dorf vor Banditenangriff beschützt – inkl. Sith, wie es sich für „Star Wars“ gehört. Das besondere an dieser Folge ist, dass sie gänzlich in schwarz-weiß ist, mit Ausnahme der Blaster und roten Lichtschwerter, die dadurch umso mehr herausstechen. Die Handlung ist leider hier nicht besonders tiefgründig. Das gleichen die coolen Charaktere und die Animationen meiner Meinung nach aber sofort wieder aus. Diese Episode endet – wie ich finde – mit einem großen Cliffhanger. Ob da mehr kommt, weiß ich nicht, aber ich sehe das ähnlich wie Revan Ibn-La'Ahad: Ich brauch nicht mehr als diese Episode, zumindest nicht mit so wenig Handlung.
„Tatooine Rhapsodie“, die zweite Folge, wurde vom Studio Colorido produziert. (Kennt man vielleicht von Titeln wie „The Anthem of the Heart“) Für viele ist diese Folge eine richtige Enttäuschung. Ich muss hier sagen, trotz der ‚fehlenden‘ Story – Eine Band mit kühnen Träumen muss, bevor sie sich vor einem Publikum behaupten kann, erst einmal vor Jabba the Hutt und Boba Fett bestehen. – habe ich diese Folge sehr genossen. Musicalnummern waren etwas, das ich mir vor dieser Folge niemals im „Star Wars“-Universum hätte vorstellen können; aber es hat gepasst. Auch die Animationen sind hier süß, was einem wirklich das Gefühl gibt, die Episode sei für Kinder gemacht – aber bei „Star Wars“ kommt sowieso das innere Kind in mir raus. Was mir an dieser Episode besonders gut gefallen hat, waren die ganzen Referenzen zur Hauptserie. Fazit: Nicht die beste Folge, aber definitiv keine Enttäuschung!
Die dritte Episode, „Die Zwillinge“, vom Studio Trigger ist genau das, was man sich von dem Studio erwartet: ein wahres Animationsfest voller verrückter Action und ausgefallener Kämpfe. Die Folge handelt dabei von den Zwillingen Karre und Am, die in die Dunkle Seite hineingeboren wurden. Karre entscheidet sich allerdings, sich von dieser abzuwenden – es folgt ein atemberaubender Kampf auf einem riesigen Zwillings-Sternenzerstörer. Das spannende ist für mich diese „Was wäre wenn …“-Prämisse, die einen guten Kontrast zur originalen Trilogie rund um Luke und Leia bildet. Natürlich, es gibt auch hier wieder einige (*hust* viele *hust*) Handlungslücken, aber Studio Trigger baut wahrscheinlich vielmehr auf die Animationen. Für mich eine sehr süße, spannende und auch lustige Episode.
Episode IV: „Die Braut des Dorfes“ von Studio Kinema Citrus – eine meiner Lieblingsfolgen. Eine junge Padawan rettet ein abgelegenes Walddorf, das von fiesen Banditen, die ihren Dorfältesten entführen wollen, bedroht wird. Ich kann mich nur anschließen: Es passt so gut wie alles! Die Charaktere sind sehr ausgeklügelt und wohl die coolsten der Anthologie, besonders F! Der Soundtrack, der von Kevin Penkin, kennt man u. a. von „Made in Abyss“, stammt, ist bombastisch. Man muss auch hier zugeben, dass die Handlung etwas komprimiert war, aber für die zu Verfügung stehenden 17 min grandios.
Halbzeit mit „Der neunte Jedi“ von Production I.G. – wohl die beste Episode der Anthologie. Es herrscht eine komplette, abgeschlossene Handlung, die aber trotzdem die Möglichkeit auf eine Fortsetzung offen lässt. Kara, die Tochter des Lichtschwert-Schmieds Lan Zhima, ist auf einer gefährlichen Mission, ein Lichtschwert auszuliefern … die Dunklen Mächte machen dies nur umso schwieriger … Die Folge hat alles, was sich ein „Star Wars“-Fan wünscht: Action, Mystery, Spannung und ein kleiner Hauch Anlehnung ans die originale Trilogie! Dazu noch die coolen Charaktere: *Chefkiss*. Ich schließe mich hier der Meinung von Revan Ibn-La'Ahad erneut an und sage, dass diese Folge definitiv Potential für eine ganze Serie hat.
Dann kommt die Episode 6 … „T0-B1“ von Studio Science Saru. Schade, dass die Folge davor die Latte so hoch gelegt hat. T0-B1, ein kybernetischer Roboterjunge träumt davon, ein Jedi zu werden. Er erkundet deshalb seinen Planet und stößt dabei auf die Wahrheit über seinen Schöpfer, der … ein Jedi war! Die Geschichte ist süß und witzig … mehr aber auch nicht. Die Animationen sind nicht schlecht, aber nach so einem Banger wie „Der neunte Jedi“ fehlt einfach das gewissen Etwas. Die Charakter sind hierbei jene, die meiner Meinung nach am wenigsten Substanz haben. T0-B1 fehlt auch noch eine sehr wichtige Voraussetzung, dass er überhaupt Jedi werden kann: die Fähigkeit, logisch nachzudenken (und keine dummen, spontanen Entscheidungen aus Lust und Laune zu treffen). Einen Vorteil hat die Folge aber: Sie hat nur 13 Minuten gedauert. Fazit: Ist ganz süß, hätte aber mehr überzeugen können.
Darauf folgt erneut Studio Trigger mit Folge 7, „Der Alte“. Allerdings ist diese Episode komplett anders als die vorherige. Ein Meister und sein Padawan patrouillieren im Outer Rim, als sie eine Erschütterung der Macht spüren. Sie landen am nahe gelegenen Planeten und … kämpfen gegen einen alten Mann. Animationstechnisch hat Studio Trigger wieder alles richtig gemacht, nur mit der Handlung kann ich mich nicht anfreunden; sie ist nicht nach meinem Geschmack. Vor allem zieht sich diese Episode trotz der Laufzeit von 16 Minuten gefühlt ins Unendliche. Mein persönliches Fazit: Objektiv betrachtet sicher keine schlechte Folge, vielleicht besseres Mittelmaß, aber für mich die schlechteste der Anthologie.
Glücklicherweise folgt die achte Episode „Lop & Ochou“ von Geno Studio: Eine herzzerreißende Geschichte über eine Familie, die auseinandergerissen wird, als das Imperium auf ihren Planeten vordringt. Mein persönlicher Favorit! Für mich stellt diese Episode auch wieder eine gute Parallele zur Haupttrilogie dar. Während Leia und Luke eine Familie waren, die durch ihre Blutsverwandtschaft miteinander verbunden sind, haben die hasenähnliche Lop und ihre Schwester Ochou eine Familie durch ihre eigenen Entscheidungen (engl. „by choice“ passt besser) gegründet. Traurig wird es dadurch, dass beide Schwestern versuchen, ihre Familie zu retten; jedoch mit unterschiedlichen Herangehensweisen: Lop will das Imperium bekämpfen, Ochou schließt sich dem Imperium an. Ein Kampf der Geschwister ist also vorprogrammiert … Einige Plottholes gibt es auch hier, aber über die schaue ich in – Anbetracht auf die restliche Großartigkeit – gerne hinweg. Mein vollste Empfehlung für diese Episode – egal, ob „Star Wars“-Fan oder nicht, hier kommt jeder auf seine Kosten.
Last but not least: „Akakiri“, erneut von Studio Science Saru. Auch hier ist wieder ein immenser Unterschied zwischen den beiden Folgen desselben Studios erkennbar. Während die erste von ihnen produzierte Episode („T0-B1“) sehr bunt, fröhlich und leicht (vielleicht sogar dümmlich?) war, ist diese das komplette Gegenteil: düster, ernst und eventuell sogar etwas ‚schwer‘. Die Handlung: Ein Jedi kehrt zu seiner verbotenen Liebe zurück, um ihr Königreich vor einem Sith-ähnlichen Shogun zu verteidigen. Das Problem? Er schafft es nicht, was in einem heftigen Cliffhanger endet. Klar, 13 Minuten sind nicht viel, um eine ganze Handlung zu erzählen, aber diese 7 Minuten hätte man sich auch noch nehmen können … Für mich leider ein schwacher Abschluss … und unerfüllte Erwartungen von Studio Science Saru. Als alleinstehende Geschichte mit so einem Ende hat sich das alles sehr notdürftig angefühlt. Vielleicht hat man die Folge deshalb als Abschluss genommen? Mein Fazit: Für mich ein sehr gutes Argument, warum der Spruch „Das Beste kommt zum Schluss“ nicht unbedingt wahr ist.
Abschließend möchte ich noch einmal erwähnen, dass keine der Folgen gänzlich schlecht war. Jede hat seinen eigenen Vor- und Nachteile, die einen haben eben mehr Pros als Cons … Generell kann man sagen, dass jene Folgen, die eine längere Laufzeit haben, besser sind – was mich überhaupt nicht wundert; besonders als einen ‚Ableger‘ des „Star Wars“-Franchise. Gutes Story Building braucht eben Zeit!
Da es oft nicht einfach ist, als Anthologie (von alleinstehenden Episoden) eine gute Bewertung zu bekommen, möchte ich mein vollstes Lob an „Star Wars: Visionen“ aussprechen! Weiterempfehlen würde ich den Anime unbedingt! Egal, ob Fan des Franchise oder kein Fan – jeder wird eine Episode finden, die ihm zuspricht.
Kommentare
Wenn das nur halb so gut wird, wie dieser Trailer, wird das ein toller Spaß. 😃
Der Oktober steht wieder ganz im Zeichen von Disney+.
Jap-Dub+Wahlsub = Perfection!
Alles andere ist Ketzerei.