SabriSonneRedakteur
#1Die Tiere sind los! Und als Hauptfiguren funktionieren sie überraschend gut!
Zur Handlung
Wenn man ehrlich ist, dann ist die Hauptstory gar nicht so außergewöhnlich oder überragend. Ein paar verrückte Wissenschaftler, ein paar Experimente und eine übernatürliche, unsterbliche Macht, die jeder für sich gewinnen will.
Da denkt sich der regelmäßige Anime-Fan natürlich gleich „Wow, hab ich ja noch NIE irgendwo anders gesehen…!“, und wenn man tatsächlich nur die Idee als solche bewerten müsste, dann ist das tatsächlich der Standard vom Standard.
Gott sei Dank traut sich „BNA“ jedoch mit seinem Setting in unbekannte Gefilde vor und erschafft trotz mittelprächtiger Storyline eine Geschichte, die sich tatsächlich als „Besonders“ schimpfen lassen darf.
Alle relevanten Figuren zu Gestaltenwandlern zu machen, ist dabei nur der Anfang. Schnell werden auch die Themen Rassismus und Weltentrennung eingeführt, die die Handlung gewinnbringend ergänzen, ohne zu aufdringlich oder dominant zu sein. Die Geschichte bleibt im Kern nämlich bis zum Schluss die Mischung aus Sci-Fi und Fantasy, und möchte nicht vorrangig Gesellschaftskritik üben. Die Thematik aber gekonnt einfließen zu lassen, gibt der Handlung trotz dem unrealistischen Fantasy-Element Nachvollziehbarkeit, Realismus und eine gewisse Realität, die sich auch mit unserer Welt deckt. Somit ist der Zugang leicht.
Was den Zugang zusätzlich erleichtert ist der Einstieg über Michirus Geschichte. Diese ist zwar auch wieder der Standard vom Standard, aber aufgrund der Sympathie, die wir Michiru gegenüber empfinden, sind wir schnell emotional bei der Sache. Außerdem sorgt die Tatsache, dass sich Michiru nicht einfach „normal“ in einen Tiermenschen verwandelt, sondern sie sich aus irgendeinem unbekannten Grund im Vergleich zu allen anderen nicht mehr zurück verwandeln kann, gleich zu einem spannenden Mysterium. Sofort haben wir eine sinnvolle Story vor uns, die gut einleitet, hervorragend ins Setting passt und genügend Motivation erzeugt, dass wir uns mit dem Rätsel beschäftigen wollen. Die Auflösung selbst war auch wieder nur der Standard vom Standard, v.a. wenn man diese Art des Sci-Fi-Mystery schon kennt, dennoch ist sie zufrieden stellend.
Die zweite Main-Storyline beschäftigt sich mit einem mysteriösen, unsterblichen Wesen, dass wir in der zweiten Hälfte der Geschichte kennen lernen. Auch diese Idee ist wieder Standard vom Standard, doch kam sie unerwartet, weil bis dato der Anime trotz Fantasy-Genre eine sehr realistische Aufmachung hatte. Durch die Einführung wird der Anime jedoch überraschenderweise nicht weniger realistisch, sondern erweitert die Welt tatsächlich nur noch einmal. Es gibt Tiermenschen, warum nicht auch ein Unsterbliches und Übernatürliches?! Die Idee ist so fern ab der Realität, dennoch passt es hervorragend in den Gesamtzusammenhang, dass es der Serie neuen Pepp gibt und das reine Sci-Fi-Mystery von Michiru gekonnt erweitert. Im Endeffekt hätte Michirus Geschichte nämlich nicht bis zum Ende motivierend tragen können. Eine Geschichte einzuführen, die nicht nur interessant ist, sondern im Nachhinein auch inhaltlich gut zu der von Michiru passt, erweitert die Serie gut, löst in einem Rutsch gleich beide Mysterien auf und rundet die Serie final gut ab.
Die beiden Hauptfiguren Michiru und Nazuna beinahe schon als Spiegel zu benutzen, gibt der Handlung zusätzlichen Pepp. Über diese beiden Figuren wird eindrucksvoll gezeigt, wie eine unterschiedliche Umgebung und Umwelt eine ähnliche Ausgangssituation unterschiedlich beeinfluss kann. Außerdem entsteht über diese beiden Figuren das Verbindungsstück der beiden aufkommenden Storylines, sodass am Ende der Serie ein sehr runder Gesamteindruck übrig bleibt. Die Story wirkt im Endeffekt zwar gradlinig, aber kompakt und lässt wenige Storylines in der Luft hängen, sodass man am Ende mit dem Gesamterlebnis „BNA" sehr zufrieden ist.
Der Animationsstil ist zwar einfach, aber zu jeder zeit flüssig und ansehnlich. Die Kämpfe und Verwandlungen sind schön, ebenso fand ich die Darstellung der Figuren sehr gelungen. „BNA“ bekommt es gut hin, die Tiermenschen in ihrer menschlichen Form zwar unterschiedlich zu gestalten, ihnen aber dennoch ausreichend Merkmale zu geben, dass man menschliche und tierische Form in einen Zusammenhang bringen kann und die Figuren in beiden Formen auch wieder erkennt. Im Endeffekt hat man nämlich jeden Charakter optisch gesehen doppelt vorliegen, sodass man auch schnell mit der Fülle an Figuren erschlagen hätte werden können, „BNA“ liefert in diesem Bereich jedoch sehr gut ab.
Zu den Charakteren
Trotz der Tiermenschen schafft es „BNA“ ebenso, sympathische Charaktere auf die Leinwand zu zaubern. Und hier spielt die Serie ganz klar ihre Stärke aus!
Den Hauptteil der Serie verfolgen wir Michiru und Shirou, die sich schnell von einer Zweckgemeinschaft zu einem guten Team zusammentun. Hierbei fand ich es angenehm, dass Michiru als „Neuling“ in AnimaCity nicht wie eine Klette an Shirou klebt und sich von ihm mitschleifen und ständig retten lässt, sondern auch selbst auf Erkundungstour geht, selbst andere Tiermenschen kennen lernt und selbst die Welt erforscht. Serien, die wie „BNA“ eine Fantasy-Welt einführen, machen oft den Fehler, dass sie eine Leitfigur präsentieren, die sowohl dem Neuling als auch dem Zuschauer in den ersten Folgen schnell die Regeln dieser Welt beibringen oder gar auf dem Silbertablett servieren. Mit der aktiven Michiru bekommt der Zuschauer nun jedoch eine Figur an die Hand, mit der wir zusammen die neue Welt und ihre Regeln und Normen erkunden können. Das macht das Gesamterlebnis weniger rational und macht schnell Lust auf mehr. Ebenso angenehm fand ich in diesem Zusammenhang, dass uns die beiden Hauptfiguren nicht automatisch als Team präsentiert werden. Beide Hauptfiguren gehen getrennte Wege, jeder hat seine eigene Motivation und seinen eigenen Weg, den er gehen möchte und der nicht unbedingt die Anwesenheit des jeweils anderen benötigt. Somit entstehen 2 Storylines nebeneinander, die im Endeffekt auf das gleiche hinauslaufen, sich aber nicht gekünstelt übermäßig voneinander abhängig sind, um die Handlung voran zu bringen und die Charaktere immer wieder zusammen zu führen.
Michiru funktioniert dabei in ihrer Funktion perfekt! Sie ist extrovertiert ohne dabei nervig zu sein; sie ist eine typische Heldenfigur mit vielen heroischen Charaktereigenschaften, dennoch ist ihr Charakter dreidimensional und vielschichtig. Sie wird immer wieder von Zweifeln heimgesucht, ist überfordert, kennt sich nicht aus – und zeigt damit Schwäche! Somit entsteht schnell ein guter Mix, der die Figur sympathisch macht und der wir gerne folgen wollen.
Mit der Sympathie ist es bei Shirou da schon eher so eine Sache, weil er als Wolf-Tiermensch natürlich das Konzept des „Lone Wolf“ verkörpert. Das Ganze macht er dann auch noch auf eine solch stellenweise asoziale Weise, dass er im ersten Moment zwar cool, aber nicht unbedingt der Sympathiebolzen ist. Aber auch hier ändert sich das im Verlauf der Handlung, da man auch ihn deutlich besser kennen lernt. Seine Beweggründe entpuppen sich zwar am Ende auch wieder als der Standard vom Standard, dennoch passen sie zu seiner Geschichte und erklären damit auch seine Charaktereigenschaften sinnvoll. Insgesamt ist damit zwar die Charakterentwicklung überschaubar, aber zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar und logisch.
Überhaupt sind die meisten Charaktere sehr sinnvoll und nachvollziehbar gestaltet. Viele sind zwar tatsächlich wieder nur der Standard vom Standard, dennoch machen alle in der Handlung Sinn und leisten einen wertvollen Beitrag für die Gesamtstory. Die böse Organisation empfand ich in ihrer Grundmotivation als im Nachhinein eindeutig zu vorhersehbar und langweilig, als Gegner macht sie aber ihre Sache gut und bringt die Geschichte damit insgesamt schnell und gut voran.
Fazit
"Der Standard vom Standard" – wie oft habt ihr das hier gelesen?!
Im Endeffekt ist „BNA“ tatsächlich auch nicht mehr. Wer schon länger im Animebereich unterwegs ist, der wird von der Handlung als solche nicht unbedingt beeindruckt werden, weil sie in zu vielen Punkten Standard und damit leider auch nicht innovativ ist. Dennoch überzeugt „BNA“ final doch durch sein Setting, die sympathischen Figuren, das gute Tempo und durch die gekonnte Vernetzung der beiden grundsoliden Main-Storylines, die dadurch wenig Angriffsfläche für Fehler bieten.
Im Herzen bleibt „BNA“ zwar der Standard vom Standard, dennoch hebt es sich auch als Ausnahme unter dem Standard ab, und wird damit zu einem Anime, der bei jedem auf die „must-have-seen“-Liste gehört!
Beitrag wurde zuletzt am 16.10.2021 10:31 geändert.
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