Ich spare mir diesmal die Einleitung und komme gleich zum Review, denn die positiven wie negativen Aspekte dieses Filmes kann ich einfach nicht in zwei Sätzen beschreiben.
Story / Charaktere
Der größte Knackpunkt des Films ist seine Basis. Ich habe Unmengen Fantasyliteratur in meinem Leben verschlungen und die Erdsee-Reihe blieb mir vor allem deswegen im Gedächtnis, weil sie qualitativ stark durchwachsen war. Ich bin also kein wirklicher Fan, auch wenn es durchaus ein guter Zeitvertreib war.
Eines darf man bei einer Filmadaption eines Romanes nie machen, nämlich Fanwissen voraussetzen und dann durch starke Änderungen die Fanbasis zu verärgern. An diesem Fehler schrammt Gedo Senki nur haarscharf vorbei, denn wer die Bücher gelesen hat, dem kommt so manches komisch vor. Der Film folgt weitestgehend der Geschichte des 3. Bandes "Das ferne Ufer", manchmal gar soweit, dass ganze Stellen aus dem Buch originalgetreu übernommen wurden - so zum Beispiel das Gespräch zwischen Ged und der Wahrsagerin. Ich weiß nicht, ob man diese "Unoriginalität" kompensieren wollte, denn ausgerechnet der 3. Band liefert durchaus für sich genommen bereits genügend Material für einen Film. Doch was wird hier gemacht? Arren wird eine Charakterentwicklung aufgebürdet, die mit dem Buch nichts zu tun hat und eher an die Entwicklung von Ged im ersten Band "Der Magier von Erdsee" erinnert. Der komplette Charakter Theru kommt nur im 4. Band vor und verhält sich dort auch völlig anders, gerade zum Ende hin entfernt sich der Film immer weiter von der Vorlage und das merkt man. Das Skript "fühlt" sich einfach schwächer an, gerade die ganze Charakterentwicklung von Arren kommt einem auch ohne das Lesen der Bücher einfach nur unlogisch vor.
Der größte Witz ist jedoch der/die AntagonistIn. Warum ich das so schreibe? Im eigentlichen Buch handelt es sich um einen Mann mit dem Namen Cob und obwohl der Film es schafft, die Beziehung zwischen ihm und Ged gut zu transportieren ist da doch ein Problem. Beziehungsweise, etwas fehlt: Im japanischen Original wird aus Cob die Hexe Kumo. Das wäre für sich gesehen und in Anbetracht der vielen Veränderungen gar nicht einmal so tragisch, wenn man im englischen Dub den definitiv weiblichen Charakter nicht wieder Cob genannt und mit einer männlichen Synchronstimme versehen hätte. Das hat mich durchaus mit dem sprichwörtlichen WTF und offener Kinnlade zurückgelassen.
Man sollte den Film jedoch nicht an den Büchern messen sondern als eigenständige Geschichte sehen, denn die erzählt der Film durchaus schön. Bis auf die erwähnten Momente und die Tatsache, dass einem die Message des Filmes immer wieder besonders durch Theru penetrant ins Gesicht gepfeffert wird so macht diesen Film doch vor allem eines aus: Seine Atmosphäre. Die Geschichte ist durchaus gelungen präsentiert, wirkt aber eher als Rahmen für das vermittelte Gefühl. Hier nenne ich zum Beispiel einmal den Bauernhof: Es geschieht kaum etwas, der Plot wird hier nicht vorangetrieben aber dennoch wirken die Szenen reichhaltiger als ihre storylastigen Counterparts.
Animation
Etwas, das besonders zu der Atmosphäre beträgt ist die für Studio Ghibli übliche Zeichnung. Das Charakterdesign wirkt altbacken und auch relativ billig, lässt man jedoch einmal die gelangweilten Augen schweifen sieht man warum und dass wir es hier nicht mit unbegabten Zeichnern zu tun haben, ganz im Gegenteil. Denn die Charaktere verblassen in ihrer Einfachheit zu Statisten und rücken damit das in den Vordergrund, was Ghibli am besten kann, - nämlich ein wunderschönes und atemberaubendes Setting zu präsentieren. Sei es die Gischt der Wellen oder die Holzmaserung des Schiffs in der ersten Szene, sei es der Blick auf die bis zum Horizont erstreckende Stadt, überall findet man eine so unglaubliche Detailtreue, dass einem das Herz aufgeht und ich hin und wieder einfach einmal den Film gestoppt habe um die Szenerie bewundern zu können.
Sound
Das sich die Atmosphäre des Filmes so entfalten kann ist nicht zuletzt dem brillanten Soundtrack von Tamiya Terashima zu verdanken. Sei es das bombastisch orchestrale Intro, die lebhafte Dudelsackmelodie beim Schlendern durch die Märkte der Stadt oder die ruhigen Flöten- und Streicherstücke auf dem Bauernhof, es passt einfach. Der Soundtrack ist dabei aber keine einfache BGM, deren einziger positiver Aspekt es ist, nicht störend aufzufallen. Vielmehr wird die Szenerie unterstrichen, Emotionen gekonnt wie unaufdringlich vermittelt und damit einer ohnehin schon unglaublich dichten Atmosphäre der letzte Schliff verpasst.
Ebenso bemerkenswert ist die Qualität der Sprecher, sowohl im japanischen wie auch englischen Dub. Hier lässt man sich auf die - ja, ich sage es wieder - Atmosphäre des Filmes und die verkörperten Charaktere ein. In Anbetracht dessen, dass vor allem recht Unbekannte hierfür herangezogen werden kann man einfach nicht mehr von solider Handwerksarbeit sprechen und es nur in einem Nebensatz erwähnen.
Und dann sind da natürlich noch die Gesangseinlagen von Aoi Teshima, wenn man diese Stimme hört weiß man was Miyazaki meinte, dass er sich sofort in diese verliebt hätte und auch Le Guin diese besonders hervorhebt. Ungeschliffen und unverbraucht wecken die Lieder den Eindruck von unschuldigen Volksweisen, wie sie Kinder bei der Arbeit auf dem Hof oder Bauern auf dem Feld singen und damit einen weiteren Stein in ein wunderschönes Mosaik setzen.
Fazit
Denn das oben genannte Mosaik ist die eigentliche Leistung von Erdsee und auch dieses Filmes. Während in beiden Fällen der Plot für Fantasy einfach zu wenig episch und auch etwas abgedroschen wirkt, so hat doch die beschriebene Welt und - wieder - die Atmosphäre die Hauptrolle in diesen Geschichten. Und gerade unter diesem Aspekt kann Gedo Senki durchaus mit den Werken von Miyazaki Senior mithalten. Wer Ghiblifan ist weiß ohnehin, dass man lieber nicht zu sehr über die Geschichte nachdenkt, ebenso wenig wie man über eine weites, blühendes Blumenfeld nachdenkt in dem man steht. Man nimmt diesen Eindruck von natürlicher Schönheit in sich auf, schließt die Augen, atmet tief ein und freut sich einfach daran.
Story / Charaktere
Der größte Knackpunkt des Films ist seine Basis. Ich habe Unmengen Fantasyliteratur in meinem Leben verschlungen und die Erdsee-Reihe blieb mir vor allem deswegen im Gedächtnis, weil sie qualitativ stark durchwachsen war. Ich bin also kein wirklicher Fan, auch wenn es durchaus ein guter Zeitvertreib war.
Eines darf man bei einer Filmadaption eines Romanes nie machen, nämlich Fanwissen voraussetzen und dann durch starke Änderungen die Fanbasis zu verärgern. An diesem Fehler schrammt Gedo Senki nur haarscharf vorbei, denn wer die Bücher gelesen hat, dem kommt so manches komisch vor. Der Film folgt weitestgehend der Geschichte des 3. Bandes "Das ferne Ufer", manchmal gar soweit, dass ganze Stellen aus dem Buch originalgetreu übernommen wurden - so zum Beispiel das Gespräch zwischen Ged und der Wahrsagerin. Ich weiß nicht, ob man diese "Unoriginalität" kompensieren wollte, denn ausgerechnet der 3. Band liefert durchaus für sich genommen bereits genügend Material für einen Film. Doch was wird hier gemacht? Arren wird eine Charakterentwicklung aufgebürdet, die mit dem Buch nichts zu tun hat und eher an die Entwicklung von Ged im ersten Band "Der Magier von Erdsee" erinnert. Der komplette Charakter Theru kommt nur im 4. Band vor und verhält sich dort auch völlig anders, gerade zum Ende hin entfernt sich der Film immer weiter von der Vorlage und das merkt man. Das Skript "fühlt" sich einfach schwächer an, gerade die ganze Charakterentwicklung von Arren kommt einem auch ohne das Lesen der Bücher einfach nur unlogisch vor.
Der größte Witz ist jedoch der/die AntagonistIn. Warum ich das so schreibe? Im eigentlichen Buch handelt es sich um einen Mann mit dem Namen Cob und obwohl der Film es schafft, die Beziehung zwischen ihm und Ged gut zu transportieren ist da doch ein Problem. Beziehungsweise, etwas fehlt: Im japanischen Original wird aus Cob die Hexe Kumo. Das wäre für sich gesehen und in Anbetracht der vielen Veränderungen gar nicht einmal so tragisch, wenn man im englischen Dub den definitiv weiblichen Charakter nicht wieder Cob genannt und mit einer männlichen Synchronstimme versehen hätte. Das hat mich durchaus mit dem sprichwörtlichen WTF und offener Kinnlade zurückgelassen.
Man sollte den Film jedoch nicht an den Büchern messen sondern als eigenständige Geschichte sehen, denn die erzählt der Film durchaus schön. Bis auf die erwähnten Momente und die Tatsache, dass einem die Message des Filmes immer wieder besonders durch Theru penetrant ins Gesicht gepfeffert wird so macht diesen Film doch vor allem eines aus: Seine Atmosphäre. Die Geschichte ist durchaus gelungen präsentiert, wirkt aber eher als Rahmen für das vermittelte Gefühl. Hier nenne ich zum Beispiel einmal den Bauernhof: Es geschieht kaum etwas, der Plot wird hier nicht vorangetrieben aber dennoch wirken die Szenen reichhaltiger als ihre storylastigen Counterparts.
Animation
Etwas, das besonders zu der Atmosphäre beträgt ist die für Studio Ghibli übliche Zeichnung. Das Charakterdesign wirkt altbacken und auch relativ billig, lässt man jedoch einmal die gelangweilten Augen schweifen sieht man warum und dass wir es hier nicht mit unbegabten Zeichnern zu tun haben, ganz im Gegenteil. Denn die Charaktere verblassen in ihrer Einfachheit zu Statisten und rücken damit das in den Vordergrund, was Ghibli am besten kann, - nämlich ein wunderschönes und atemberaubendes Setting zu präsentieren. Sei es die Gischt der Wellen oder die Holzmaserung des Schiffs in der ersten Szene, sei es der Blick auf die bis zum Horizont erstreckende Stadt, überall findet man eine so unglaubliche Detailtreue, dass einem das Herz aufgeht und ich hin und wieder einfach einmal den Film gestoppt habe um die Szenerie bewundern zu können.
Sound
Das sich die Atmosphäre des Filmes so entfalten kann ist nicht zuletzt dem brillanten Soundtrack von Tamiya Terashima zu verdanken. Sei es das bombastisch orchestrale Intro, die lebhafte Dudelsackmelodie beim Schlendern durch die Märkte der Stadt oder die ruhigen Flöten- und Streicherstücke auf dem Bauernhof, es passt einfach. Der Soundtrack ist dabei aber keine einfache BGM, deren einziger positiver Aspekt es ist, nicht störend aufzufallen. Vielmehr wird die Szenerie unterstrichen, Emotionen gekonnt wie unaufdringlich vermittelt und damit einer ohnehin schon unglaublich dichten Atmosphäre der letzte Schliff verpasst.
Ebenso bemerkenswert ist die Qualität der Sprecher, sowohl im japanischen wie auch englischen Dub. Hier lässt man sich auf die - ja, ich sage es wieder - Atmosphäre des Filmes und die verkörperten Charaktere ein. In Anbetracht dessen, dass vor allem recht Unbekannte hierfür herangezogen werden kann man einfach nicht mehr von solider Handwerksarbeit sprechen und es nur in einem Nebensatz erwähnen.
Und dann sind da natürlich noch die Gesangseinlagen von Aoi Teshima, wenn man diese Stimme hört weiß man was Miyazaki meinte, dass er sich sofort in diese verliebt hätte und auch Le Guin diese besonders hervorhebt. Ungeschliffen und unverbraucht wecken die Lieder den Eindruck von unschuldigen Volksweisen, wie sie Kinder bei der Arbeit auf dem Hof oder Bauern auf dem Feld singen und damit einen weiteren Stein in ein wunderschönes Mosaik setzen.
Fazit
Denn das oben genannte Mosaik ist die eigentliche Leistung von Erdsee und auch dieses Filmes. Während in beiden Fällen der Plot für Fantasy einfach zu wenig episch und auch etwas abgedroschen wirkt, so hat doch die beschriebene Welt und - wieder - die Atmosphäre die Hauptrolle in diesen Geschichten. Und gerade unter diesem Aspekt kann Gedo Senki durchaus mit den Werken von Miyazaki Senior mithalten. Wer Ghiblifan ist weiß ohnehin, dass man lieber nicht zu sehr über die Geschichte nachdenkt, ebenso wenig wie man über eine weites, blühendes Blumenfeld nachdenkt in dem man steht. Man nimmt diesen Eindruck von natürlicher Schönheit in sich auf, schließt die Augen, atmet tief ein und freut sich einfach daran.
Kommentare
Kommen wir mal zum Punkt.
Die Chroniken von Erdsee wirkt am Anfang recht interessant und die Animation ist auch sehr gut gelungen, dennoch sollte man sich nicht zu viel erwarten. Es bleiben Fragen offen, aber sehr wenige. Die Hintergrundzeichnung sind am Anfang gut, wie oben erwähnt, aber Richtung Ende wird die Zeichnung immer "weniger". Die Umgebung wird zum Schluss nur mehr als "Flachland" gezeichnet.
Die Kampfszenen sind für mich okay, aber nicht wirklich der Hit. Ab und zu wird es langweilig.
Die Musik und der Sound kann ich leider nicht bewerten.
Ich habe es mit 60% bewertet, da es einfach zu wenig ist. Man hätte mehr ausnutzen sollen.
Der Anime ist aber trotz allem sehenswert, deshalb mein Tip für alle denen die Story zu flach war: holt euch die Bücher.