AsaneRedakteur
#1Eine Warnung vorweg: wer die Serie nicht kennt, wird mit dem Film nicht viel anfangen können. Es werden dort nicht nur alle Charaktere eingeführt und ausgearbeitet samt ihren Persönlichkeiten und Marotten, auch ihre Beziehungen untereinander bleiben ansonsten unklar sowie die verschiedenen Abläufe und Zuständigkeiten bei der Produktion eines Animes und ganz besonders die wechselvolle Geschichte von Studio Musashino Animation, kurz: Musani.
Dieser Film erfordert also nicht nur die Kenntnis der Serie, sondern zugleich die ungeteilte Aufmerksamkeit des Zuschauers. Nachdem die beiden Maskottchen von Aoi, Teddy und Piraten-Loli, als Einführung dem Publikum eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse in einem sehr cartoonishen Stil geboten haben, beginnt die eigentliche Geschichte nun 4 Jahre später mit Aoi, die mittlerweile die Produktionsleitung übernommen hat.
Damit zum grundsätzlichen Problem. Der Film schmeißt einen ins kalte Wasser. Selbst wenn man die Serie schon gesehen hat, wird man hier in kürzester Zeit mit unüberschaubaren Massen an Informationen zugeschüttet, die man nicht sortiert bringt, ohne mehrmals die Pause-Taste zu betätigen. Die Angelegenheit gestaltet sich verflixt textlastig, speziell in der ersten 20 Minuten, als es um die Vorstellung altbekannten Personals in neuen Funktionen sowie neuer Personen in teils unbekannten Positionen geht.
Daher ist es schwierig einen Bezug zu überhaupt irgendwas zu bekommen, weil man ständig damit beschäftigt ist, diese neuen Informationen zu sortieren, und in der Zeit kann man als Zuschauer keinen Draht zu der Serie entwickeln, auch nicht zu den Charakteren. Verschärfend kommt hinzu, daß sowohl die Sprünge zwischen verschiedenen Produktionsteams und -abteilungen ziemlich wild sind, wie auch die Sprünge und Rückblenden verschiedenen Zeiten stattfinden, die man nicht auf Anhieb einordnen kann.
Hat man diese erste halbe Stunde aber erst mal unbeschadet hinter sich gebracht, erwartet den Zuschauer eine Handlung, mehrsträngig und verwoben, die den Ereignissen in der Serie in nichts nachsteht. Produktions- und animationtechnisch befinden wir uns auf dem Niveau der Serie, und bestenfalls die BGM mag die Erwartungen nicht so recht erfüllen, bleibt etwas blaß und unscheinbar, gewinnt aber an Format, wenn ab Mitte des Filmes deutliche Ganbatte-Momente Raum greifen als Trotzreaktion auf bekannte wie unliebsame Entwicklungen.
Der Plot für den Kinofilm, den sich Studio Musani da ergattert hat, ist eine Art Fantasy-SciFi mit vielen Guten, die gegen die perfiden Aktionen der Bösen ankämpfen müssen. Diese Konstellation lässt sich verlustfrei übertragen auf die Situation des Studios selbst. Nur ist es dieses Mal nicht der Redakteur des Mangaka, der das Studio maliziös an den Rand der Existenz drängt, sondern eine andere miese Ratte, an die sie vertraglich gebunden sind. Aber man braucht diesen Typen halt, sonst würde der Film, so wie er ist, nicht funktionieren. – Und das ist einer der wenigen Momente, die ich dem Film ankreide: Lücken im reality check. Solche Fehler passieren einem einmal, aber dann auch wirklich nur ein Mal. Davon abgesehen, daß es zwar ganz nett ist, alte Bekannte aus der Serie wiederzusehen, bleibt es doch zweifelhaft, daß in einer kritischen Phase auch diejenigen wieder angeworben werden konnten (zumindest temporär), die bereits vor Jahren ihren Abschied genommen haben.
Immer wieder schön ist es zu sehen, wie einzelne Studios oder Abteilungen, in denen die entsprechenden Teile produziert werden, in ihrer Arbeit vorgestellt werden: die CGI-Abteilung, das Management an sich, Skript, Vertonung und schließlich Synchronisation. Bewahrt hat man sich auch den typischen Humor, der vor allem auf die Menschlichkeit der Charaktere setzt, die allesamt sehr glaubwürdig geraten sind. Wenn es anfangs noch nicht so gut läuft, hilft gemeinschaftliche Aufmunterung im Stil von "a bad reputation is better than no reputation" – und da sinkt der Kopf der solcherart Getrösteten gleich noch ein Stückchen tiefer …
Einige running gags und andere Charakteristika der Serie tauchen auch hier wieder auf, so daß die Orientierung leichter fällt (Gefängniszelle, um eine gewisse Person zur Fertigstellung des Storyboards zu überreden und gleichzeitig deren Ausbüxen zu verhindern). Einzig auf Aois energischen Fahrstil muss man diesmal leider verzichten.
Fazit:
In den Reviws auf MAL kommt einigemale zur Sprache, es wäre besser gewesen, anstelle des Filmes eine weitere Staffel zu produzieren. Dem kann man nur zustimmen. Der Film ist unglaublich überladen mit viel zu viel Personen, viel zu viel Handlung und Informationen, die insgesamt viel zu wenig Raum zur Entfaltung erhalten. Ein Rewatch ist daher eigentlich schon Pflicht. Damit einem auch nicht die vielen lustigen Momente und schönen Details entgehen, mit denen der Film nur so gespickt ist.
Epilog:
Ein wenig irritierend fand ich, daß mitten im Film, als Aoi sichtlich deprimiert nach Hause latscht, ein kleiner Insert-Song eingebaut wird, im Musette-Stil und mit Mutmachtext, was sich dann zu einer kleineren Musical-Nummer auswächst, in der man schön aufs Klo gehen oder noch eine Flasche Bier holen kann.
Der generellen Usermeinung auf MAL, daß von unserem liebgewonnenen fünfblättrigen Kleeblatt nur Aoi im Zentrum steht und allen anderen Mädels eher Gastauftritte gegönnt werden, kann ich ebenfalls nur zustimmen. Speziell dieser hier: "I do feel obliged to state that Erika is a hell of a girl (twintails, short shorts, AND thigh-highs, all at once?)". – Was heißt hier "all at once"? die sind auch noch schwarz-weiß gestreift!
Sowie: "Yes, it's fine. But this wasn't supposed to be fine. It was supposed to be amazing."
»Shirobako: The Movie« bleibt dennoch ein außergewöhnliches Werk mit phantastischen Bildern und genialen Charakteren, die auch deshalb so echt geraten sind, weil sie auf real existierende Personen zurückgehen. Hat man sich erstmal mit der Welt in und um Studio Musani vertraut gemacht, wird man immer neue Details entdecken, die erstaunen und verzaubern.
Wie fast schon üblich, bekommen wir auch hier Ausschnitte des produzierten Kinofilmes zu Gesicht, und wie in der Serie fragt man sich unwillkürlich, wie um alles in der Welt das Studio mit sowas sich über Wasser halten kann. Die Resultate der Serie kann man in den beiden Specials bewundern, und was hier als Weltraumspektakel geboten wird, sieht jetzt auch nicht unbedingt zeitgemäß aus und erinnert eher an das galaktische Gemetzel »The Day of Sagittarius« aus Haruhi Suzumiya, das dort allerdings eindeutig parodistischen Charakter hat.
Dieser Film erfordert also nicht nur die Kenntnis der Serie, sondern zugleich die ungeteilte Aufmerksamkeit des Zuschauers. Nachdem die beiden Maskottchen von Aoi, Teddy und Piraten-Loli, als Einführung dem Publikum eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse in einem sehr cartoonishen Stil geboten haben, beginnt die eigentliche Geschichte nun 4 Jahre später mit Aoi, die mittlerweile die Produktionsleitung übernommen hat.
Damit zum grundsätzlichen Problem. Der Film schmeißt einen ins kalte Wasser. Selbst wenn man die Serie schon gesehen hat, wird man hier in kürzester Zeit mit unüberschaubaren Massen an Informationen zugeschüttet, die man nicht sortiert bringt, ohne mehrmals die Pause-Taste zu betätigen. Die Angelegenheit gestaltet sich verflixt textlastig, speziell in der ersten 20 Minuten, als es um die Vorstellung altbekannten Personals in neuen Funktionen sowie neuer Personen in teils unbekannten Positionen geht.
Daher ist es schwierig einen Bezug zu überhaupt irgendwas zu bekommen, weil man ständig damit beschäftigt ist, diese neuen Informationen zu sortieren, und in der Zeit kann man als Zuschauer keinen Draht zu der Serie entwickeln, auch nicht zu den Charakteren. Verschärfend kommt hinzu, daß sowohl die Sprünge zwischen verschiedenen Produktionsteams und -abteilungen ziemlich wild sind, wie auch die Sprünge und Rückblenden verschiedenen Zeiten stattfinden, die man nicht auf Anhieb einordnen kann.
Hat man diese erste halbe Stunde aber erst mal unbeschadet hinter sich gebracht, erwartet den Zuschauer eine Handlung, mehrsträngig und verwoben, die den Ereignissen in der Serie in nichts nachsteht. Produktions- und animationtechnisch befinden wir uns auf dem Niveau der Serie, und bestenfalls die BGM mag die Erwartungen nicht so recht erfüllen, bleibt etwas blaß und unscheinbar, gewinnt aber an Format, wenn ab Mitte des Filmes deutliche Ganbatte-Momente Raum greifen als Trotzreaktion auf bekannte wie unliebsame Entwicklungen.
Der Plot für den Kinofilm, den sich Studio Musani da ergattert hat, ist eine Art Fantasy-SciFi mit vielen Guten, die gegen die perfiden Aktionen der Bösen ankämpfen müssen. Diese Konstellation lässt sich verlustfrei übertragen auf die Situation des Studios selbst. Nur ist es dieses Mal nicht der Redakteur des Mangaka, der das Studio maliziös an den Rand der Existenz drängt, sondern eine andere miese Ratte, an die sie vertraglich gebunden sind. Aber man braucht diesen Typen halt, sonst würde der Film, so wie er ist, nicht funktionieren. – Und das ist einer der wenigen Momente, die ich dem Film ankreide: Lücken im reality check. Solche Fehler passieren einem einmal, aber dann auch wirklich nur ein Mal. Davon abgesehen, daß es zwar ganz nett ist, alte Bekannte aus der Serie wiederzusehen, bleibt es doch zweifelhaft, daß in einer kritischen Phase auch diejenigen wieder angeworben werden konnten (zumindest temporär), die bereits vor Jahren ihren Abschied genommen haben.
Immer wieder schön ist es zu sehen, wie einzelne Studios oder Abteilungen, in denen die entsprechenden Teile produziert werden, in ihrer Arbeit vorgestellt werden: die CGI-Abteilung, das Management an sich, Skript, Vertonung und schließlich Synchronisation. Bewahrt hat man sich auch den typischen Humor, der vor allem auf die Menschlichkeit der Charaktere setzt, die allesamt sehr glaubwürdig geraten sind. Wenn es anfangs noch nicht so gut läuft, hilft gemeinschaftliche Aufmunterung im Stil von "a bad reputation is better than no reputation" – und da sinkt der Kopf der solcherart Getrösteten gleich noch ein Stückchen tiefer …
Einige running gags und andere Charakteristika der Serie tauchen auch hier wieder auf, so daß die Orientierung leichter fällt (Gefängniszelle, um eine gewisse Person zur Fertigstellung des Storyboards zu überreden und gleichzeitig deren Ausbüxen zu verhindern). Einzig auf Aois energischen Fahrstil muss man diesmal leider verzichten.
Fazit:
In den Reviws auf MAL kommt einigemale zur Sprache, es wäre besser gewesen, anstelle des Filmes eine weitere Staffel zu produzieren. Dem kann man nur zustimmen. Der Film ist unglaublich überladen mit viel zu viel Personen, viel zu viel Handlung und Informationen, die insgesamt viel zu wenig Raum zur Entfaltung erhalten. Ein Rewatch ist daher eigentlich schon Pflicht. Damit einem auch nicht die vielen lustigen Momente und schönen Details entgehen, mit denen der Film nur so gespickt ist.
Epilog:
Ein wenig irritierend fand ich, daß mitten im Film, als Aoi sichtlich deprimiert nach Hause latscht, ein kleiner Insert-Song eingebaut wird, im Musette-Stil und mit Mutmachtext, was sich dann zu einer kleineren Musical-Nummer auswächst, in der man schön aufs Klo gehen oder noch eine Flasche Bier holen kann.
Der generellen Usermeinung auf MAL, daß von unserem liebgewonnenen fünfblättrigen Kleeblatt nur Aoi im Zentrum steht und allen anderen Mädels eher Gastauftritte gegönnt werden, kann ich ebenfalls nur zustimmen. Speziell dieser hier: "I do feel obliged to state that Erika is a hell of a girl (twintails, short shorts, AND thigh-highs, all at once?)". – Was heißt hier "all at once"? die sind auch noch schwarz-weiß gestreift!
Sowie: "Yes, it's fine. But this wasn't supposed to be fine. It was supposed to be amazing."
»Shirobako: The Movie« bleibt dennoch ein außergewöhnliches Werk mit phantastischen Bildern und genialen Charakteren, die auch deshalb so echt geraten sind, weil sie auf real existierende Personen zurückgehen. Hat man sich erstmal mit der Welt in und um Studio Musani vertraut gemacht, wird man immer neue Details entdecken, die erstaunen und verzaubern.
Wie fast schon üblich, bekommen wir auch hier Ausschnitte des produzierten Kinofilmes zu Gesicht, und wie in der Serie fragt man sich unwillkürlich, wie um alles in der Welt das Studio mit sowas sich über Wasser halten kann. Die Resultate der Serie kann man in den beiden Specials bewundern, und was hier als Weltraumspektakel geboten wird, sieht jetzt auch nicht unbedingt zeitgemäß aus und erinnert eher an das galaktische Gemetzel »The Day of Sagittarius« aus Haruhi Suzumiya, das dort allerdings eindeutig parodistischen Charakter hat.
Beitrag wurde zuletzt am 07.01.2022 23:09 geändert.
Kommentare
Ich bin gespannt. ^-^