Was denn? Ein alter Sack und ein
Pokémon-Review? Naja, immerhin ist das eine meiner ersten bewussten Begegnungen mit dem Thema Anime. So was bleibt eben im Gedächtnis, ganz ähnlich dem ersten stümperhaften Liebesbrief, ob man will oder nicht… Deswegen ein paar warme Worte von mir zu
Pokémon: lose zusammengefasste Gedanken, dem Nützlichkeitsprinzip gemeinhin widersprechend.
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Als RTL2 in den Neunzigern auf die Idee kam, es mit Animes im deutschen Fernsehen zu probieren, flimmerte zwangsläufig irgendwann die erste
Pokémon-Folge über die Bildschirme. Ursprünglich auf allerlei Nintendo-Geräten zu Hause wurde 1997 (am 1. April – so was) die erste Animefolge in Japan ausgestrahlt. Was folgt ist ein beispielloser Siegeszug rund um den Globus, die Beliebtheit der Serie ist bis heute ungebrochen, die Anzahl hergestellter Staffeln ist heuer schon zweistellig.
Die aufbrandende Begeisterung rund um die kleinen und großen Taschenmonster gebar schon bald ein monströses Franchise mit den üblichen Verdächtigen (Karten, Plüschkemon) bis hin zu skurrilen Dingen wie den PokéParks. Mehr kann man in entsprechenden wikipedia-Artikeln erfahren…
StoryDer junge Ash erhält sein erstes Pokémon, eine Art elektrisch aufgeladenes Chinchilla, namens Pikachu. Auf seinen ersten Trips in die Umgebung trifft er auf Misty und Rocko, die ihn auf seiner weiteren Reise begleiten. Und die wird verdammt lang, denn sein Ziel ist es, ein Meister in der Zunft der Pokémon-Trainer zu werden.
TechnischesEs handelt sich hier um einen praktisch endlosen TV-Anime, grafische Brillanz oder klangliche Ausgefuchstheiten darf man also nicht erwarten. Simple, dafür quietschbunte Zeichnungen, nichts Widerstrebendes, aber auch keinesfalls irgendwie hervorzuheben. An die Vertonung erinnere ich mich nicht wirklich.
EindruckAus Langeweile mal den Fernseher angemacht und – siehe da – ein Anime. Es ist
Pokémon, eines dieser Feste für jede Krämerseele. Ein paar Freunde laufen durch eine bunte Welt bar jeglicher Sorgen (Arbeit, Geld, Schule anyone?) und beginnen das große Sammeln: neue Pokémon, neue Orden und Auszeichnungen, neue Freunde und so weiter. Dass dabei so ziemlich jede Folge nach dem gleichen Schema abläuft, erkennt man schnell. Oder sollte tatsächlich noch mal was anderes kommen? Also noch ein paar Folgen geschaut, aber wie gehabt: unser Trio begegnet einem Menschen mit Anliegen oder einem unbekannten Pokémon und sie können nicht anders, als zu helfen oder einen Fangversuch zu unternehmen. Irgendwann taucht dann grundsätzlich noch Team Rocket auf, wird aber stets mehr oder weniger schnell von der Szenerie gesprengt. Und täglich grüßt das Murmeltier… Nach etwa 20 Folgen (nicht am Stück) wurde es mir dann zu bunt.
Die vorgestellten Charaktere besitzen ein paar definierende Eigenschaften, die sich auch bis zum Ende nicht groß ändern. Die ein oder andere Folge einer anderen Staffel, die ich beim Zappen mal erwischt habe, hätte ebenso aus der ersten Staffel stammen können, wären nicht ein paar Charaktere ausgetauscht, die Klamotten gewechselt und die Pokémon zahlreicher geworden. Die wirklich wichtigen Personen sind an zwei Händen abzuzählen, dazu gesellt sich dann aber eine wahre Flut an Nebendarstellern, die mehr oder minder zufällig mit unserem Trio in Kontakt kommen.
Überhaupt: die Pokémon. Der Phantasie ist hier natürlich keine Grenze gesetzt, die Masterminds hinter dem Pokémon-Universum können sich nach Belieben immer neue absonderliche Kreaturen einfallen lassen, ob das nun an Tiere oder Pflanzen erinnernde, an Fabelwesen angelehnte oder objektähnliche Pokémon sind. Dazu besitzt ein jedes bestimmte Fähigkeiten und schon erreicht man eine irrwitzige Vielfalt an Möglichkeiten, was sich mit den Pokémon so alles anstellen lässt. In erster Linie geht es dabei ums Duellieren. Vorzugsweise mit wilden Pokémon, um ihrer habhaft zu werden, oder mit anderen Trainern, um Orden, Anerkennung, eine warme Mahlzeit oder sonst was abzugreifen. So werden dann Schwalben gegen lebende Felsen in den Kampf geschickt, die sich dann gegenseitig mit allerlei Attacken beharken. Verletzt wird dabei natürlich niemand, der Unterlegene geht einfach K.O. oder hat keine Lust mehr. Darüber hinaus kann man sich die Eigenschaften der Pokémon auch im Alltag bestens zu Nutze machen, weshalb Ash und Co. auf ihrer langen Reise auch immer nur einen halbleeren Rucksack brauchen. Beispiel gefällig? Wer von Euch, wie ich, als Kind gerne mal seine Großeltern auf dem Land besucht hat, dem wurde vielleicht auch die ein oder andere Weisheit mit auf den weiteren Weg gegeben. Mein Opa sagte mir vor über 20 Jahren: „Ä rechte Kerle hätt immer ä Seil im Sack“. Da steckt jetzt nicht wirklich viel Weisheit hinter, sondern vielmehr ausgeprägt praktisches Denken. Mit einem Seil in der Tasche hat man einen Haufen Möglichkeiten: man kann sich wie MacGuyver damit aus einer Knastzelle befreien (okay, kann man nicht), man kann damit das Auto reparieren (okay kann man auch nicht, obwohl Bertha Benz dafür einst nur ein Strumpfband benötigt hat), man kann einen Haken dran pfriemeln, Wurm drauf und ab in den nächsten Bach damit, also Abendessen fangen. Man kann damit natürlich auch Dinge à la
Itoshiki Nozomu anstellen. Gut, aber was hat das jetzt mit
Pokémon zu tun? Ganz einfach, Ash braucht nie mehr im Leben an ein Seil zu denken, weil er sein Bisasam (hab es extra für Euch nachgeschlagen) dabei hat, das zwei äußerst praktische Ranken besitzt, die sämtlichen Ansprüchen an ein erstklassiges Seil genügen. Und so geht das weiter: Feuerzeug – wozu? Batterien – pah! Schneidwerkzeug – bleib mir fort! So schleppen die drei Freunde stets ein unerschöpfliches Arsenal an mehr oder weniger praktischen Werkzeugen, von der Wasserpistole bis hin zum kompletten Herrenknecht-Tunnelbohrer mit sich herum. Alles verpackt in handlichen Kugeln.
Was macht
Pokémon also zu solch einem Schlager? An vernünftigen wie wirren Theorien dazu mangelt es beileibe nicht. Ich denke, dass simple Sammelwut und die beneidenswerte Welt, die uns da präsentiert wird daran schuld sind. Gerade als Schüler ist man mit seinem doch geordneten Alltag empfänglich für derlei Settings. Mit Freunden durch eine bunte, freundliche Welt spazieren und dabei Abenteuer bestehen. Zwanglos Leute kennen lernen, sich nicht um die ernsten Dinge des Lebens scheren – oh Neid, oh Neid. Freundschaft, Loyalität, Willensstärke und Hilfsbereitschaft sind gute Eigenschaften, die in
Pokémon gratis an die Zuschauer vermittelt werden. Gut, dass unser Universum andere Regeln hat, das hinterblickt jeder irgendwann, der eine nach einer Folge, der andere 11 Staffeln, x Videospiele und 500 auswendig gelernte Pokémon-Namen später. Ich gebe unumwunden zu, dass ich die ersten Folgen mit Interesse verfolgt habe, es mir dann aber doch sehr schnell zum Gähnen zumute war.
Wer dafür empfänglich ist, bekommt mit
Pokémon (wie es auch später auch ein gewisser Kartenspiel-Anime geschafft hat) das, wonach seine Sammelleidenschaft (es heißt nicht umsonst ‚Gotta catch’em all’) verlangt. Jeder andere legt den Anime alsbald beiseite und sieht darin das, was die allgemeine Bewertung ausdrückt: unterdurchschnittliche, banale TV-Unterhaltung mit zugegebenermaßen brillanter Marketingstrategie (an der sich bestimmt nicht nur ein Einzelner gesund gestoßen hat).
PS: ich erlaube mir eine letzte Unsachlichkeit. Mit dem Wort Kult hab bestimmt nicht nur ich Schwierigkeiten, aber es gibt bestimmt verdammt viele, für die das Wort hier angebracht ist. Schlucken wir also die Kröte und sagen:
Pokémon ist Kult, das ist
der hier aber auch ;)
edit. 10.06.08: umformuliert und von Satzbaufehlern bereinigt...
Kommentare
ziehen die es in die länge und die pokemon statt deutschen untertitel zu machen wen die Pokémon sich unterhalten versteht Mann kein Wort was die sagen
und in den Pokémon Games gibt es es nicht und in jedem
neuen Game von Pokémon wird ein neuer charackter vorgestellt in pokémon die Serie müssen wir uns mit ash ketchum rumschlagen
ich vergebe 2/10 pokebälle
Fazit:
Damals habe ich Pokemon sehr gerne geguckt, aber dennoch ist die heutige Pokemonserie denn Bach runtergeflossen. Die ersten Folgen waren sehr unterhaltsam und heute wurde Pokemon in den Dreck gezogen. Schade.