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Heavenly Delusion (2023) Kritik
Achtung! Enthält Spoiler!
Das Feld der Post-Apokalypse und Dystopie im Anime ist weit und vielfältig. Sei es Trigun, Ergo Proxy oder Girls Last Tour. Jeder für sich genommen mit großartigen Geschichten und Figuren. Jetzt schickt sich Heavenly Delusion 2023 an, in große Fußstapfen zu treten. Allein schon aus Interesse, habe ich mir die erste Staffel angesehen. Hier also meine Kritik und mein Fazit, in etwas kürzerer Form.
Handlung
Die beiden Teenager Kiruko und Maru sind auf einer Reise durch das postapokalyptische Japan. Kiruko will zwei aus ihrer Vergangenheit wichtige Personen finden und hat außerdem den Auftrag, Maru an einen Ort namens "Himmel" zu bringen. Einen Ort, von dem er nicht weiß, wo oder was er überhaupt ist. Das einzige, das er weiß, ist, dass dort jemand lebt, der genauso aussieht wie er.
Plot Kritik
Heavenly Delusion findet mit seinem, in einer postapokalyptischen Welt umherreisenden Duo, einen für dieses Genre klassischen Einstieg. Eine von einem unbekannten Ereignis verwüstete Welt, welche von menschenfressenden Monstern beherrscht wird und ein mysteriöses Forschungsinstitut, das Kinder mit besonderen Kräften in einem "goldenen Käfig" hält, bilden das Fundament des Worldbuildings. Heavenly Delusion findet einen unvermittelten Einstieg, ohne sich viel mit Erklärungen aufzuhalten. Da ich ohnehin kein Freund von Exposition-Dumps bin (wer ist das schon), ein guter Start. Da der Anime zwei Zeitbeben parallel erzählt, einmal das Institut (Vergangenheit) und die Reise unserer Duos (Gegenwart), werden im Verlauf der Handlung viele Hinweise platziert, welche die Zeitbeben inhaltlich miteinander verbinden. Leider sind diese Verbindungen viel zu oft zu offensichtlich, ohne aber aufgelöst zu werden. Was z.B leider dem eigentlich dramatischen Moment in Folge 8 viel seiner potenziellen Wirkung raubt. Das entpuppt sich leider auch als durchgehende Schwäche. So dient die Vergangenheit im Institut zwar als angenehme Exposition und Set-up, findet auf narrativer Ebene aber leider keine guten Wege, erhaltene Information und Dramaturgie miteinander zu verknüpfen. Gerade in Folge 12 und 13 wird sehr häufig und in schnellen Abfolgen die Zeitebene gewechselt. Das dient aber weniger der Verdichtung der Spannung oder um für eine dramatische Enthüllung zu sorgen. Viel eher kann diese Entscheidung auf eine Limitierung durch die Folgenanzahl oder dem Versuch, durch Geschwindigkeit künstlich Spannung aufbauen zu wollen, zurückgeführt werden. Auch wenn Heavenly Delusion noch nicht abgeschlossen ist, fällt es mir nach der ersten Staffel schwer, das Thema des Anime auszumachen. Ist es menschliche Hybris, Identitätsfindung? Ich weiß es nicht. Viele Momente des Anime scheinen zu sehr auf die Beziehung zwischen Kiruko und Maru fokussiert, als einen roten Faden in einer sonst recht interessanten Welt zu finden. An einem Narrativ, das character-driven ist, ist an sich ja nichts auszusetzen, doch dafür ist in diesem Fall das Worldbuilding zu vielschichtig.
Die Figuren
Kiruko
Kiruko hat einen interessanten Konflikt, in dem Wahrnehmung und Erscheinung dissonant sind. Momente, in denen sie mit sich kämpft wer sie eigentlich ist, sind stark, aber leider kaum vorhanden bzw. selten von großer Intensität. Die drastische Konfrontation mit ihrem Ich, ihrer Seele im Moment ihrer Vergewaltigung, streift sie zu leicht ab. Kein Drama, kein Konflikt, nichts. Es ist abzuwarten, ob sich die Auswirkungen dieses Traumas in späteren Staffeln noch äußern, aber die gegenwärtige Auflösung in Folge 13 ist für ein Ende mehr als schwach.
Maru
Maru besitzt zwar eine interessante Kraft und eine potenziel interessante Herkunft, ist als Figur aber außer in seiner Liebe zu Kiruko sehr blass. Dafür fehlt es an Reibungspunkten und Konflikten zwischen dem Duo, das sich viel zu früh viel zu gut versteht.
Allgemeine Figuren-Kritik
Den Figuren fehlt es insgesamt einfach an Tiefe, das liegt an den fehlenden Konflikten zwischen ihnen, aber auch an der Interaktion mit Nebenfiguren. Hier wechseln sich Freundlichkeit und Wut sehr eindimensional miteinander ab. Es fehlen die vielen Nuancen, welche Charaktere erst interessant und vielschichtig machen. Das die Charaktere, welche bei einem Roadtrip sehr im Zentrum stehen, Heavenly Delusions größte Schwäche sind, ist leider ein herber Schlag für diese eigentlich so interessante Welt.
Fazit
Leider konnte Heavenly Delusion die großen Fußstapfen, die ich eingangs erwähnte, nicht ausfüllen. Es gibt zu viele Baustellen, als das weitere Staffeln sie nachträglich beheben könnten. Es ist zu hoffen, dass unser Duo noch seine Reibungspunkte findet und die Geschichte um Facetten erweitert wird, die dessen inhaltliche Ausrichtung klarer machen. Für diese Staffel kann ich leider nur sagen, dass sie gute Ideen und Ansätze hat, aber in ihrer Umsetzung oft enttäuscht.
Wertung 6/10
★★★★★★☆☆☆☆
Kommentare
Eine Mischung aus Postapokalyptischer Action/Abenteuer mit einen ganz kleinen Hauch Romantik und etwas Erotik. Charaktere sind tiefgreifend, handeln größtenteils nachvollziehbar.
Spannung ist stets vorhanden. Man will immer wissen, wie es weiter geht oder was es mit Diesem oder Jenen auf sich hat.
Klare Empfehlung!